Bewährtes wird beibehalten – Mindeststandards für künftige Ausschreibungen
„Viele Köche verderben den Brei“, sagt der Volksmund. Das Gegenteil scheint beim Essenskonzept für die Walldorfer Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen der Fall zu sein, das der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen hat. Denn, so der Erste Beigeordnete Otto Steinmann in seinem Fazit, es sei richtig gewesen, „die zahlreichen am Schul- und Kindergartenleben Beteiligten einzubinden“, auch wenn sich gezeigt habe, dass es unterschiedliche Interessen gebe. Das habe zu einem breit angelegten Diskussionsprozess geführt und auch deutlich gemacht: „Das bisherige Angebot ist gut“, gerade am Schulzentrum bedürfe es keiner Änderung.
Grundlage der Diskussionen war ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und CDU vom Oktober 2021. Ihm schlossen sich separate „Runde Tische“ für die Kindertagesstätten und die Schulen an, dann fanden vier Sitzungen des Arbeitskreises „Verpflegung“ statt, an denen in unterschiedlicher Zusammensetzung neben Verwaltung, Gemeinderäten und Vertretern der Einrichtungen auch Eltern und Schüler teilgenommen hatten. Viele Köche, die am Ende für ein stimmiges Konzept gesorgt haben.
Das Verpflegungskonzept wird bei künftigen Ausschreibungen zur Essensversorgung in den Kindertagesstätten und Schulen mit seiner Leistungsbeschreibung den Mindeststandard definieren. Dazu zählt unter anderem, dass die Speisen an allen Schulen einen Bioanteil von mindestens 20 Prozent haben müssen und sich mit einem Wochenplan mit zweimal Fleisch, zweimal vegetarisch und einmal Fisch an den Standard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) anlehnen. Bei Obst und Gemüse müssen mindestens 30 Prozent saisonale Produkte sein. Zu jeder Mahlzeit wird Wasser zur Verfügung gestellt. Auf dem Campus des Schulzentrums wird auch weiterhin auf das System der Mischküche gesetzt und neben den zwei Menülinien werden täglich ein Nudelgericht, Salate und verschiedene Snacks angeboten.
An den Grundschulen wird auf das Produktionssystem „Cook & Freeze“ umgestellt, es kommt ein Schüsselsystem zur Anwendung. Für die Werkrealschüler der Waldschule wird das Essen über ein Tablett-System ausgegeben und ein zusätzliches Tellergericht zur Wahl angeboten. Der Kiosk auf dem Campus der Waldschule soll in die nächste Ausschreibung mit einbezogen werden.
Nach den gesetzlichen Vorgaben muss der Vertrag über die Verpflegungsleistungen in der Mensa am Schulzentrum nach vierjähriger Laufzeit zum Schuljahr 2024/25 neu ausgeschrieben werden. Für Schillerschule sowie Wald- und Sambugaschule wäre das ebenfalls möglich, hier könnten die bestehenden Verträge aber auch noch um ein Jahr verlängert werden.
„Gutes Essen für gutes Lernen lautet unser Credo“, sagte Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) für die antragstellenden Fraktionen, gerade für Kinder und Jugendliche sei eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig. Der jetzige Beschluss behalte „Gutes und Bewährtes“ bei, sorge aber auch für kleinere positive Änderungen. So erlaube das „Cook & Freeze“-System, Speisen zum Zeitpunkt des Bedarfs zuzubereiten, statt dass man sie „stundenlang warmhalten“ müsse. Wolf sprach auch die Kosten an: „Die Stadt hat schon bisher nicht alle Kosten weitergegeben. Das soll so bleiben.“
Für Mathias Pütz (CDU) stellen kurze Lieferwege und die Vermeidung von Resten „wesentliche Beiträge einer veränderten Verpflegungspraxis“ dar. Mit dem Konzept formuliere man einen „Mindeststandard“ und es sei unverzichtbar, „sukzessive die Qualitätsstandards zu erhöhen“. Er sah einen gehörigen Schritt „in Richtung gesünderer und schmackhafterer Ernährung“. Und wo die Zufriedenheit bereits hoch sei, „soll Bewährtes fortgeführt werden“.
„Vieles ist bereits gut an unserem Essen“, meinte Christian Schick (SPD), aus dessen Sicht es dieses „Riesenaufwands nicht bedurft“ hätte. „Ich sehe uns hier in Walldorf in vielem bestätigt“, ändere sich mit dem Konzept nicht „so arg viel“. Positiv sei der Wechsel zu „Cook & Freeze“ an den Grundschulen, damit seien die Speisen frischer und gesünder, zudem reduziere man die Abfallmengen. Die SPD lege Wert darauf, „dass ein Getränk zum Essen gereicht wird“, und bitte darum, Trinkwasserspender aufzustellen.
Die Versorgung mit Trinkwasser an allen Schulen halte auch die FDP für wichtig, sagte Paula Glogowski, die es als „gut“ bezeichnete, dass man intensiv über künftige Ausschreibungsmodalitäten diskutiert habe. Dass Produktionssystem an den Grundschulen umzustellen, werde dafür sorgen, dass das Essen frischer auf den Tisch komme. Dort sei auch das Schüsselsystem eine gute Sache. „Es ist wichtig, die Preisstruktur nicht aus den Augen zu verlieren“, sagte Paula Glogowski. Die finanzielle Belastung der Familien müsse sich „weiter in moderatem Rahmen bewegen“.
Text und Foto: Stadt Walldorf