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Gemeinderat spricht sich mehrheitlich für Standort Stresemannstraße aus
Das im Dezember 2015 vom Walldorfer Gemeinderat befürwortete dezentrale Wohnkonzept für die Anschlussunterbringung von Asylbewerbern wurde in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 23. Februar 2016 in dem Punkt des städtischen Wohnungsbaus konkretisiert.

Drei potentielle Flächen schlug die Stadt dem Gremium vor, die auch bei den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern der öffentlichen Sitzung auf Interesse stießen. Der Gemeinderat folgte schließlich mehrheitlich dem Verwaltungsvorschlag, die derzeit noch als Parkplatz zwischengenutzte Fläche im Bereich Stresemannstraße und Ebertstraße als erste für den Bau von Mehrfamilienhäusern zu beplanen. Diese Entscheidung stieß bei den anwesenden Anwohnerinnen und Anwohnern des Areals, wie einer ihrer Sprecher zu Beginn erklärte, nicht auf Gegenliebe wegen des befürchteten Wegfalls der Parkplätze. „Wir haben immensen Bedarf an Wohnraum“, machte Bürgermeisterin Christiane Staab im Laufe der Debatte deutlich und verwies dabei nicht nur auf die Wohnungsnot erfolgreicher Asylbewerber, sondern auch auf die „lange Liste“ von Walldorfern auf der Suche nach einer städtischen Wohnung, die dem Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft Walldorf vorliegt. „Die 320 städtischen Wohnungen reichten bei weitem nicht“, so Staab, die die Nachverdichtung in der Stadt als einzig gangbaren Weg schilderte, da es Walldorf an Flächen mangle. “Wir müssen eine gute Situation für die Menschen schaffen, die so dringend auf Wohnraum warten“, stellte sie fest und bat die Anwesenden darum, damit ihren „Frieden zu machen“. Sie ließ auch keinen Zweifel daran, dass alle der drei von der Stadt begutachteten und in Frage kommenden Flächen nach und nach bebaut werden müssten. Es handelt sich hierbei noch um ein städtisches Grundstück zwischen Kolpingstraße und Ringstraße im Innenbereich der bestehenden Wohnbebauung und um einen Grundstücksbereich an der Heidelberger Straße/Hebelstraße.

Alle städtischen Grundstücke waren in Hinblick auf ihre Bebaubarkeit betrachtet und analysiert worden. Ausschlaggebend für die Auswahl der potentiellen Baugrundstücke war – wie es in der Vorlage der Stadt heißt – Standorte zu finden, die es erlauben, eine dezentrale Struktur zu entwickeln, um die Integration im jeweiligen Umfeld zu ermöglichen. Wie Stadtbaumeister Andreas Tisch bei der Sitzung erklärte, favorisiere man das Areal an der Stresemannstraße, da man es zügig bebauen könne. Sowohl Tisch als auch Staab wiesen darauf hin, dass der Bereich zwar als Parkplatz genutzt werde, es sich aber um ein als Baufläche ausgewiesenes Grundstück handle und Planungsrecht vorliege. Acht bis zehn Wohneinheiten könnten hier entstehen. Von einer Wohnfläche von 380 bis zu 520 Quadratmetern war die Rede. Laut Stadt ist die Bauweise noch offen, vorgesehen ist ein möglichst kompaktes Volumen. Auf Keller soll verzichtet werden.
Als nächstes Grundstück soll die Fläche an der Heidelberger und Hebelstraße vorbereitet werden. Da hier jedoch „kein ganz einfacher Wohnungsbau zu realisieren ist“, schlug die Verwaltung auf Anregung des Ausschusses für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr eine Mehrbeauftragung vor, um verschiedene planerische Möglichkeiten aufzuzeigen. Erst danach ist der Bereich zwischen Kolpingstraße und Ringstraße an der Reihe, wo zunächst eine Scheune und ein Schuppen abgerissen werden müssten. Hier muss sich der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt auch noch mit verschiedenen Bebauungsvarianten auseinandersetzen. Mit elf Ja-Stimmen und acht Gegenstimmen wurde der Vorschlag der Verwaltung mit der Reihenfolge Stresemannstraße/Ebertstraße, Heidelberger Straße/Hebelstraße Kolpingstraße/Ringstraße angenommen. Der Mehrbeauftragung in Sachen Heidelberger Straße/Hebelstraße stimmten alle Mitglieder des Gremiums zu. Ein zuvor von der SPD-Fraktion gestellter Antrag, der Kolpingstraße/Ringstraße den Vorzug zu geben, fand bei sieben Zustimmungen, neun Ablehnungen und drei Enthaltungen keine Mehrheit.

Für und Wider

„Wir müssen den gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und neuen Wohnraum schaffen“, erklärte Stadtrat Michael Schneider (CDU). Das Areal an der Stresemannstraße biete die größere Chance, kurzfristig etwas realisieren zu können. Wertvolles Bauland könne man nicht als Parkplatz nutzen, gab er zu bedenken. Schließlich sei es nur eine Frage der Reihenfolge der Realisierung, denn man werde alle Grundstücke brauchen, meinte Schneider. Sein Fraktionskollege, Dr. Gerhard Baldes, sah dies anders. Er empfand das Grundstück zwischen Kolping- und Ringstraße als „flexibler“ und nannte es seine „erste Wahl“. Das Potential der Stresemannstraße sah er nicht.
Stadtrat Manfred Zuber (SPD) hatte Probleme damit, die Stresemannstraße zu bebauen. Es handle sich zwar um ein Baugrundstück, meinte er, doch die Stadt sei auch dazu verpflichtet, Parkraum zu schaffen. Seine Fraktion plädiere dafür, vorrangig den Bereich Kolpingstraße/Ringstraße zu bebauen. „In der Not“ könne man sich noch eine „abgespeckte Version“ in der Stresemannstraße vorstellen mit Parkplätzen in der Ebertstraße. Unbedingt müsse man jedoch in Walldorf-Süd vorankommen, so Zuber, was auch seine Fraktionskollegin, Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, bekräftigte. Petra Wahl (SPD) forderte, dass der soziale Wohnungsbau in der Bürgermeister-Willinger-Straße rasch vorangehen müsse. „Wir müssen bauen, aber nicht um jeden Preis“, erklärte sie, nicht „jedes Fleckchen“ müsse zugebaut werden. Der Antrag der SPD, der jedoch keine Mehrheit fand, sah die Reihenfolge Kolpingstraße, Heidelberger Straße, Walldorf-Süd und dann erst Stresemannstraße vor. Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) machte deutlich, dass man nicht nur wegen der Asylsuchenden, sondern auch wegen der „erklecklich langen Liste“ von Walldorfer Wohnungssuchenden mit Wohnberechtigungsschein bauen müsse. Seine Fraktion habe sich mit der Stresemannstraße zunächst schwergetan, erläuterte er, doch man könne dieser Fläche zustimmen und wolle nicht den Parkplätzen den Vorrang geben. Sein Fraktionskollege, Walter Hecker, erinnerte daran, dass sich ein gewisser „Parkdruck“, den er selbst erlebt habe, mit der Zeit „auswachse“, wenn die Kinder fortzögen. Er meinte zu den Anwohnern der Stresemannstraße: „Ich bin dankbar dafür, dass Sie nur ein Parkplatzproblem haben.“ Er hoffe auf deren Verständnis für die Pläne der Stadt. In Hinblick auf die weiteren Planungsschritte machte Hans Wölz noch deutlich, dass eine „Stigmatisierung durch Billigbauweise“, die er befürchtete, mit seiner Fraktion nicht zu machen sei. Entsprechende Anträge, auch zur Passivhausbauweise, werde seine Fraktion stellen. Dies sah Günter Lukey (FDP) anders, der sich eine Lockerung des städtischen Beschlusses in punkto Passivhausbauweise für kostengünstiges Wohnen vorstellen konnte. „Der Preis spielt eine wesentliche Rolle“, meinte er. Er stellte fest, dass alle vorgestellten Grundstücke geeignet seien, in der Ebertstraße aber öffentliche Stellplätze erhalten bleiben sollten. „Wir wollen doch alle dezentrale Plätze, kein Riesenareal mit Ghettocharakter“, meinte Fredy Kempf (FDP), der damit auch sagte, dass „wir doch gar nicht so stark auseinander sind“.

 

Wohnungsbau_Stresemannstr

Anstelle des Parkplatzes soll an der Stresemannstraße/Eberstraße Wohnraum entstehen.

HD-Hebel-1
Auch in der Heidelberger Straße/Hebelstraße sollen Wohnungen entstehen. Hierfür werden zunächst mehrere Planer beauftragt.

Fotos und Text: Stadt Walldorf

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