Viele betroffene Anwohner waren der Einladung zur Informationsveranstaltung „Starkregen“ in die Astoria-Halle gefolgt.
Teilnehmer auf dem Podium waren Vertreter der Stadt in Person von Bürgermeister Matthias Renschler, Erstem Beigeordneten Otto Steinmann, Stadtbaumeister Andreas Tisch und Klaus Brecht, Fachbereichsleiter Ordnung und Umwelt.
Weitere Teilnehmer waren Feuerwehrkommandant Frank Eck sowie Ralph Liebold, Steffen Rau und Thomas Kilian (alle drei von der Weber-Ingenieure GmbH).
Armin Rößler, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, führte als Moderator durch den Abend. Die Verantwortlichen der Stadt betonten, dass es wichtig sei, dass die Betroffenen in der Veranstaltung die Möglichkeit haben, zu Wort zu kommen.
Bürgermeister Matthias Renschler erwähnte in seiner Begrüßung, dass der Abwasserzweckverband eine eigene Veranstaltung zum Starkregenereignis plant, die nach seinem Kenntnisstand im ersten Quartal 2023 stattfinden soll. Außerdem sprach er Gerüchte über angebliche Schwachstellen im Hebewerk Sandhausen an: „Der Verband hat mir gegenüber aus Anlass unserer heutigen Veranstaltung über das für den Verband zuständige Fachingenieursbüro jedoch ausdrücklich bestätigt, dass Problemstellungen, die beim Abwasserzweckverband auftraten, keine Auswirkungen auf die Starkregensituation in Walldorf hatten“, sagte Renschler. Er selbst habe das Unwetter nicht unmittelbar persönlich erlebt, jedoch seinen Urlaub verkürzt und am frühen Morgen des 27. August unmittelbar die erheblichen Schäden besichtigt. „Diese Eindrücke waren für mich schon sehr bewegend“, so der Bürgermeister.
Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann erinnerte an die Ereignisse des Abends und der Nacht am 26. August in Walldorf. Er hob dabei die zahlreichen Rettungskräfte hervor, die an diesem Abend im Einsatz waren. „Ich hatte volles Verständnis für die vom Unwetter betroffenen Walldorferinnen und Walldorfer, bei denen die Keller vollgelaufen waren, denen die Hilfeleistung durch die Feuerwehren nicht schnell genug gegangen ist. Aber die Einsätze mussten nach vorliegenden Prioritäten abgearbeitet werden“, bat Steinmann um Verständnis der betroffenen Anwohner.
Ralph Liebold stellte die Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zum Starkregenereignis vor. Diese zeige, dass die größte Menge Wasser in etwa drei Stunden über Walldorf abgeregnet wurde. „Etwa alle 60 Jahre gibt es ein Ereignis dieses Ausmaßes“, so Liebold. „Es war wirklich ein schlimmes Unwetter.“
Steffen Rau erläuterte, welche Rolle die Kanalisation bei solch einem Unwetter spielt. Anhand von Folien zeigte er auf, wie Niederschlagsereignisse eingeordnet werden, was das Kanalnetz bei welcher Regenmenge leisten muss und wo die Verantwortlichkeiten liegen. Rau informierte darüber, wofür eine hydraulische Kanalnetzberechnung durchgeführt wird und welche Ziele damit einhergehen. Walldorfs letzte Kanalnetzberechnung fand 2010 statt und wurde für die Dauer von 30 Jahren simuliert. Daraus resultierten Sanierungsempfehlungen, die das Kanalnetz für zwei- und dreijährlichen Starkregen fit machen sollen. Sie wurden über mehrere Jahre hinweg realisiert. Die Investitionen lagen bei insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro. „Das Kanalnetz in Walldorf entspricht den aktuellen Anforderungen“, stellte Steffen Rau fest. Er ging auch auf die Verantwortung von Grundstückseigentümern ein. Deren „Mindest-Beitrag“ sei die Rückstausicherung, die ein Gebäude vor zurückdrückendem Wasser, verursacht etwa durch Starkregen, aus der Kanalisation schützt. Ralph Liebold gab weitere Infos über Handlungsmöglichkeiten von Grundstückseigentümern wie dem Abschirmen und Abdichten von Fenstern und Kellerzugängen in den von Hochwasser gefährdeten Regionen. Hierzu liefern die Starkregenrisikokarten der Stadt einen wichtigen Beitrag.
Nach den fachlichen allgemeinen Informationen gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen, wovon viele Besucher Gebrauch machten. Mehrmals kam etwa die Frage auf, ob und wo Schwachstellen im Walldorfer Kanalnetz sind. Stadtbaumeister Andreas Tisch und die Vertreter der Weber-Ingenieure GmbH betonten, dass das Kanalnetz den aktuellen Anforderungen entspricht, aber ein solches Starkregenereignis schlicht nicht durch das System aufnehmen könne.
Anders als an mancher Stelle kolportiert, gebe es auch keine besonderen Elemente wie Klappen oder Schieber, weder im Kanalnetz noch beim Hebewerk, die man hätte betätigen können, um Abhilfe zu schaffen.
Den Vorschlag, dass die Stadt Experten anstellen solle, welche die Grundstückseigentümer in den gefährdeten Gebieten beraten könnten, lehnte Bürgermeister Matthias Renschler ab, da es die Stadtverwaltung schlicht nicht leisten könne, solch ein Beratungsangebot zu übernehmen. Maßnahmen an privaten Gebäuden liegen in der Eigenverantwortung der betroffenen Anwohner. Den Vorschlag, über ein Förderprogramm der Stadt für diese Beratung nachzudenken, will Renschler jedoch aufgreifen.
Auch die mehrfach geäußerte Forderung, nach Verbesserungspotenzial beim Hebewerk zu schauen, kam beim Bürgermeister an und er versprach, sich damit beim Abwasserzweckverband einzubringen. Auf die Frage nach Informationen, wo das Wasser bei Starkregenereignissen wie hoch stehe, verwiesen die Verantwortlichen auf die Hochwasserrisikokarten, die auf der Homepage der Stadt einzusehen sind.
Text: Stadt Walldorf
Foto: Pfeifer