Schmutzwassergebühr wird um sechs Cent erhöht
„Wir kalkulieren die Gebühren im Moment jährlich neu, um auf Über- und Unterdeckungen zu reagieren“, sagte Kämmerer Boris Maier in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Einstimmig beschlossen wurde die Anpassung der Abwassergebühren. Wie von der Verwaltung vorgeschlagen, wird die Schmutzwassergebühr um sechs Cent von 1,98 auf 2,04 Euro/Kubikmeter erhöht. Die Niederschlagswassergebühr beträgt auch weiterhin 51 Cent je Quadratmeter versiegelter Teilfläche. Die neuerliche Anpassung hatte sich bereits vor einem Jahr abgezeichnet, als der Rat beschlossen hatte, die Gebühr lieber zweimal moderat anzuheben als einmal in extremerer Form.
„Die Tendenz ist steigend“, erklärte der Kämmerer mit Blick auf die Kosten, die der Stadt für die Abwasserbeseitigung entstehen. Insgesamt liegen der Gebührenkalkulation Kosten von fast vier Millionen Euro zugrunde – vor einem Jahr waren es noch 3,7 Millionen. Aktuell sind das neben Abschreibungen (1,4 Millionen), die durch die Auflösung von Rückstellungen (300.000) abgemildert werden, und kalkulatorischer Verzinsung (800.000 Euro) auch laufende Kosten von fast 2,1 Millionen Euro – davon geht nach der Kalkulation knapp eine Million als Zuweisung an den Abwasserzweckverband Untere Hardt für die Kläranlage in St. Ilgen, 2023 lag dieser Betrag noch bei rund 600.000 Euro. In der Kläranlage hat der Verband, dem neben Walldorf auch die Kommunen Sandhausen, Nußloch und Leimen angehören, zuletzt elf Millionen Euro in die sogenannte „vierte Reinigungsstufe“, eine Anlage für die Phosphor- und Spurenstoffelimination, investiert.
In die neuen Gebühren fließen Überdeckungen aus Vorjahren ein. Im Bereich Schmutzwasser sind das eine Kostenüberdeckung aus dem Jahr 2020 in Höhe von insgesamt fast 155.000 Euro sowie eine Unterdeckung aus dem Jahr 2021 von fast 80.000 Euro, beim Niederschlagswasser eine Überdeckung aus dem Jahr 2021 von mehr als 93.000 Euro. Ohne diese Überschüsse aus den Vorjahren hätten die Schmutzwassergebühr auf 2,10 Euro/Kubikmeter und die Niederschlagswassergebühr auf 57 Cent je Quadratmeter versiegelter Teilfläche angehoben werden müssen.
Abwassergebühren, so erläutert es die Vorlage der Verwaltung, sollten kostendeckend sein. Der Gesetzgeber gibt vor, dass mindestens ein Deckungsgrad von 90 Prozent erreicht werden soll, die Gemeindeprüfungsanstalt empfiehlt sogar 100 Prozent. Für 2023 wird die Kostendeckung in Walldorf voraussichtlich bei 86 Prozent liegen, 2024 sollen es mit der Erhöhung dann 90 Prozent sein. Ergeben sich letztlich Kostenüberdeckungen, hat die Stadt die Pflicht, diese innerhalb der folgenden fünf Jahre auszugleichen – also das Geld dem Gebührenzahler zurückzugeben. Bei Unterdeckungen wiederum hat die Stadt die Möglichkeit, diese innerhalb der nächsten fünf Jahre auszugleichen, ist dazu aber nicht verpflichtet. Seit dem Jahr 2010 wurde auf Unterdeckungen von zusammen rund 750.000 Euro verzichtet, die inzwischen nicht mehr ausgleichbar sind.
Text und Foto: Stadt Walldorf