Sanierungsoffensive nimmt Gebäude und Energieversorgung in den Fokus
Schon im November 2018 hatte der Gemeinderat Walldorf eine Sanierungsoffensive beschlossen. Dazu gehörte neben der Überarbeitung der städtischen Umweltförderprogramme auch die Erstellung eines Quartierskonzeptes, das vom Bund über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit rund 65 Prozent der Kosten, knapp 20.000 Euro, bezuschusst wurde.
Nach verschiedenen Verzögerungen, unter anderem durch die Corona-Pandemie, konnte das von der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur (KLiBA) erstellte Konzept für das Quartier „Walldorf Mitte“ jetzt dem Gremium vorgestellt werden. Die darin vorgeschlagenen Maßnahmen wurden einstimmig beschlossen. Dabei geht es um Gebäudesanierung, Energieversorgung und die Nutzung erneuerbarer Energien. Ziel sei, „die Sanierungspotenziale im Gebiet“ zu erschließen, sagte Klaus Brecht, der Leiter des Fachbereichs Ordnung und Umwelt.
Das Quartier „Mitte“ umfasst im Wesentlichen die Ortsmitte von Walldorf zwischen B291 im Westen über die Matthias-Hess-Straße beziehungsweise Hans-Thoma-Straße und Hardt-/Ringstraße bis zur Bahnhofstraße im Osten. Die südliche Quartiersgrenze bilden die Walzrute und die Bürgermeister-Willinger-Straße. Daneben wurden die Bereiche „Ost“ und „West“ definiert, „jedes Quartier hat eine Laufzeit von 36 Monaten“, so Brecht. In diesem Zeitraum wird man über das noch einzurichtende Sanierungsmanagement gezielt auf sanierungswillige Bürger zugehen.
Auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit ist geplant, um Kampagnen wie den „Heiz-Check“ oder den „NT Ready-Check“ bekannt zu machen. Zudem soll die Machbarkeit zum Aufbau eines Wärmenetzes im Quartier geprüft werden, hier gebe es „erhebliches Potenzial“, so Brecht.
„Der Gebäudebestand im Quartier hat ein großes Einsparpotenzial“, heißt es in Sachen energetischer Sanierung. Denn der Großteil der über 1000 Häuser sei noch vor der ersten Wärmeschutzverordnung von 1979 errichtet worden und habe somit einen nur geringen oder überhaupt keinen baulichen Wärmeschutz. Auch erneuerbare Energien zur Wärmeerzeugung fielen bislang kaum ins Gewicht. Deshalb sieht das Konzept auch eine Kampagne „Photovoltaik und Mieterstrom“ vor. „Alle Dächer lassen sich mit Photovoltaik belegen“, sagte Brecht zur Bestandsaufnahme.
„Der Schlüssel zum Erfolg wird in der persönlichen Beratung liegen“, erklärte Dr. Gerhard Baldes (CDU), der sich nicht ganz zufrieden mit der Wahl des „schwierigen“ Quartiers Mitte zeigte. Seine Fraktion hätte sich gewünscht, lieber im nordwestlichen Bereich der Stadt mit der Sanierungsoffensive zu beginnen, sagte er, dort wäre man aus seiner Sicht „leichter“ und „schneller“ vorangekommen. Andererseits gab Baldes zu, habe das gewählte Quartier „die größeren Potenziale“.
Er vermisste im Vorfeld eine Abfrage unter den Eigentümern, „ob ein Sanierungswunsch besteht“. Auch wolle man geklärt wissen, „wie viele sich an ein Fernwärmenetz anschließen möchten“.
Für die CDU liege der Fokus aber eher auf den Dämm-Maßnahmen und der energetischen Sanierung. Baldes regte an, im Zug der Gespräche auch die Stellplatzsituation im Gebiet zu eruieren.
Für Manfred Zuber (SPD) ist das Quartierskonzept „eine sehr gute Grundlage für die Umsetzung dieser riesigen Aufgabe“, die Verwaltung und Gemeinderat einige Jahre beschäftigen werde. „Es gibt viel zu tun, deshalb muss es jetzt schneller gehen“, sagte er mit Blick auf den langen Zeitraum seit dem ersten Beschluss. „Ziel muss sein, die Eigentümer vor Ort zu erreichen“, erklärte Zuber.
Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) sieht im Konzept und den vorgeschlagenen Maßnahmen die Möglichkeit, „mit den Bürgern in einen konstruktiven Dialog zu treten“. Es sei „ein lokaler Baustein“, um in Sachen Klimawandel „das Allerschlimmste abzuwenden“. Beim Thema Wärmenetz hält Wölz angesichts des dicht bebauten Quartiers „hohe Anschlussquoten“ für denkbar. Allgemein sagte er zu den Sanierungsmöglichkeiten: „Wir hoffen, dass die Bürger sich diesem Thema etwas weiter öffnen und über ihren Schatten springen.“
Um die Energiewende voranzutreiben, komme man um die energetische Sanierung älterer Gebäude nicht herum, sagte Günter Lukey (FDP). Im gewählten Quartier sei „der Bestand vielschichtig und sehr beratungsintensiv“. Oft scheitere eine Sanierung leider auch an den wirtschaftlichen Voraussetzungen der Eigentümer. Lukey forderte deshalb: „Wir müssen alle mitnehmen.“
Text und Plan: Stadt Walldorf