Gemeinderat beschließt weitere Anlagen auf städtischen Dächern
Es ist „ein weiterer Schritt in der von uns begonnenen Photovoltaik-Offensive“, wie es Bürgermeister Matthias Renschler formulierte. Einstimmig hat der Gemeinderat jetzt beschlossen, auf städtischen Wohngebäuden weitere Photovoltaik-Anlagen zu installieren. Auf insgesamt neun Liegenschaften sollen Anlagen mit einer Leistung von zusammen circa 217 Kilowatt-Peak (kWp) entstehen. Die Kosten beziffert der Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft auf voraussichtlich 657.000 Euro.
Außerdem wird auf dem Dach des Hauses am Kreisel die städtische Photovoltaik-Anlage um eine Leistung von acht kWp erweitert und die Tafel Walldorf erhält die Genehmigung, ihre eigene Anlage ebenfalls um acht kWp auszubauen. Damit ist dort eine Vollbelegung erreicht.
„Als Stadt wollen wir mit den eigenen Wohngebäuden unserer Vorbildfunktion gerecht werden und beim Thema Photovoltaik-Ausbau entsprechend vorangehen“, sagte David Högerich. Der Leiter des Eigenbetriebs Wohnungswirtschaft erinnerte daran, dass die Klimaleitziele der Stadt vorsehen, 85 Prozent der geeigneten Dächer in Walldorf mit Photovoltaik-Anlagen zu belegen.
Neben den bereits installierten Anlagen auf städtischen Wohngebäuden mit einer Gesamtleistung von 172 kWp, die rund 156.000 Kilowattstunden (kWh) Strom im Jahr produzieren, habe eine Untersuchung ein Ausbaupotenzial in Höhe von circa 1050 kWp ergeben. Damit ließen sich jährlich mehr als 900.000 kWh Strom erzeugen, man vermeide ungefähr 423.000 Kilo CO₂-Emissionen pro Jahr, so Högerich. Bereits beschlossen sind weitere Anlagen auf den Gebäuden in der Nußlocher Straße 121-137 mit einer Leistung von zusammen 285 kWp – dem liegt die im Jahr 2020 begonnene Sanierungsstrategie zugrunde, nach der keine energetische Modernisierung ohne die Installation einer Photovoltaik- beziehungsweise Solaranlage umgesetzt werden soll. Mit dem nun vorgelegten und vom Rat beschlossenen „Maßnahmenpaket zwei“ habe man bereits „48 Prozent des Ausbaupotenzials auf den Weg gebracht“, sagte der Leiter des Eigenbetriebs.
Högerich ging auch auf den Wunsch der Tafel Walldorf ein, ihre Photovoltaik-Anlage auf dem Haus am Kreisel zu erweitern – den mit der bestehenden Anlage erzeugten Strom nutze die Tafel mit Hilfe eines Energiespeichers zu circa 80 Prozent selbst, müsse aber trotz des hohen Eigenverbrauchs aktuell noch etwa 10.000 kWh im Jahr zukaufen. „Damit alle Nutzer im Haus profitieren“, schlage man parallel auch den Ausbau der städtischen Anlage vor, die derzeit zunächst den Allgemeinstrom beziehungsweise den Heizungsstromzähler der Wärmepumpe versorge.
Aus dem umfangreichen Geschäftsbericht des Eigenbetriebs für das zweite Halbjahr 2022, den der Gemeinderat zustimmend zur Kenntnis nahm, hob Högerich die aktuellen Wartelisten für öffentlich geförderten Wohnraum hervor. Darauf standen zum Jahresende 159 Bewerber, wobei die Ein-Personen-Haushalte (mit Wohnungsgrößen von 45 Quadratmetern) mit 68 Bewerbern den Löwenanteil ausmachen. „Die Leerstandsquote lag bei 2,8 Prozent, das entspricht neun Wohnungen. Sie ist derzeit aber schon wieder unter zwei Prozent“, sagte Högerich.
Die energetische Ertüchtigung des städtischen Wohnungsbestands sei ein „maßgeblicher Baustein“, um die Klimaziele zu erreichen, sagte Mathias Pütz (CDU), ebenso der damit verbundene Ausbau der PV-Anlagen auf den Dächern des Eigenbetriebs. „Diesen Weg gilt es weiter zu gehen“, erklärte er.
„Wir begrüßen den fortschreitenden Ausbau“, sagte Christian Schick für die SPD-Fraktion. „Die Stadt fordert nicht nur andere auf, sondern handelt selbst“, hob er hervor. Da inzwischen eine maximale Belegung der Dächer erfolge, gehe die SPD davon aus, dass es „künftig keine Teilbelegung“ mehr geben werde. Und man halte die genannten Kosten für die aktuelle Maßnahme für „deutlich zu teuer“ und erwarte, dass es günstiger werde, so Schick.
„Wir können nur sagen: vorbildlich“, lobte Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) mit Blick darauf, dass schon fast 50 Prozent des Ausbaupotenzials erreicht sind. „Das ist ein bedeutender Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz“, sagte er und zeigte sich überzeugt, „dass der Eigenbetrieb diesen Weg weiter gehen wird“.
Für Günter Lukey (FDP) trägt „jede neu installierte Photovoltaik-Anlage zur dezentralen Energieversorgung bei“. In Walldorf sei man „bereits auf einem guten Weg“. Dennoch bedürfe es „weiter großer Anstrengungen, um die Ziele zu erreichen“.
Hans Wölz regte zudem an, in der Sanierungsstrategie die verbindliche Regelung festzulegen, dass beim Heizungsaustausch grundsätzlich auf Wärmepumpen zu setzen ist – wie das ohnehin bei den jüngsten Sanierungen der Fall gewesen ist. David Högerich schlug vor, dass der Gemeinderat beim nächsten Zwischenbericht zum Thema über Modifizierungen entscheiden könne.
Text und Foto: Stadt Walldorf