Gemeinderat beschließt Leitziele – Konkrete Maßnahmen werden folgen
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig elf von der Verwaltung vorgeschlagene „Leitziele für die Klimaneutralität 2040“ beschlossen. Die Leitziele sollen aufzeigen, welche großen Anstrengungen in allen energierelevanten Sektoren unternommen werden müssen, um in Walldorf bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität zu erreichen.
Die klimaneutrale Stadtverwaltung soll bereits bis zum Jahr 2035 erreicht sein. „Das betrifft aber die gesamte Gesellschaft“, machte Klaus Brecht (Leiter des Fachbereichs Ordnung und Umwelt) deutlich, dass die Maßnahmen weit über Gemeinderat und Stadtverwaltung hinausgehen. Für alle Leitziele wurden bereits mögliche Handlungsoptionen erarbeitet, die nun priorisiert, konkretisiert und einzeln zur Beschlussfassung gebracht werden sollen.
Die Leitziele im Überblick:
Gebäude (Wohngebäude und Nichtwohngebäude): Die CO2-Emissionen aus der Wärmeerzeugung und aus dem Stromverbrauch liegen bei nahezu null Tonnen pro Jahr. Verwaltung: Die kommunale Verwaltung ist bis 2035 klimaneutral.
Klimaschonende Entscheidungen: Im Jahr 2035 haben alle kommunalen Entscheidungen keinen negativen Einfluss auf das Klima. Verkehr: Es gibt innerhalb Walldorfs 38 Prozent weniger individuellen Autoverkehr als 2019 und die Verkehrsleistungen sind nahezu CO2-emissionsfrei.
Unternehmen: Gewerbebetriebe, Handel und Dienstleister arbeiten und produzieren nahezu klimaneutral.
Unser Energieversorger: Die Stadtwerke Walldorf GmbH & Co. KG sollen keine fossilen oder fossil erzeugten Energieträger mehr anbieten.
Energieerzeugung Strom: Der Strombedarf wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Die Stromerzeugung in Walldorf deckt den Strombedarf bilanziell zu mehr als 80 Prozent ab.
Energieerzeugung Wärme: Die Wärmeversorgung wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen gedeckt. Fossile Brennstoffe werden nicht mehr genutzt. Die Potenziale in Walldorf sind genutzt. Senken (Forstwirtschaft): Es stehen ausreichende Senkenleistungen zur Verfügung, über die die minimalen verbleibenden CO2-Emissionen gespeichert werden.
Landwirtschaft: Die landwirtschaftlich genutzten Flächen dienen als Senke und durch die Bewirtschaftung werden keine CO2-Emissionen frei.
Gesellschaft: Die Gesellschaft ist sich ihrer Verantwortung bewusst und verhält sich weitgehend klimaschonend.
Es sei unabdingbar, sich Ziele zu setzen, allerdings müsse man sich auch der begrenzten Ressourcen in der Stadtverwaltung bewusst sein, sagte Mathias Pütz für die CDU-Fraktion mit Blick auf die „als äußerst ambitioniert“ anzusehenden Leitziele. Zumindest „Fragezeichen“ seien in einigen Fällen angebracht, beispielsweise wenn die Sanierungsquote für Gebäude mehr als zu verfünffachen sei. Umso mehr müssten „Anreize und Förderungen weiterhin ausgeschüttet werden, wo immer es geht“, so Pütz.
Er warb dafür, „die aussichtsreichsten Vorhaben“ wie die Ertüchtigung der städtischen Liegenschaften oder des Forstes „am energischsten vorantreiben“ und sich auch von möglicherweise „unrealistischen Vorgaben“ nicht abschrecken oder von Rückschlägen entmutigen zu lassen.
„Alle elf Punkte sind Ziele. Es wird schwierig und aufwendig, diese Ziele zu erreichen. Aber wir sollten unser Bestes geben“, sagte Petra Wahl für die SPD. Klimaneutralität könne nur gelingen, wenn alle Walldorfer an einem Strang ziehen. Deshalb sei die Bürgerbeteiligung wichtig.
Petra Wahl sah in den Leitzielen „quasi eine Feinjustierung“ des zuletzt 2021 überarbeiteten Leitbilds der Stadt, auf dessen Erarbeitung ihre Fraktion großen Wert gelegt hatte. Auch sie zweifelte angesichts der Sanierungsquote für Gebäude, „ob wir das schaffen“, nannte als positives Beispiel aber die städtischen Liegenschaften, bei denen man gut vorankomme. Zum Thema Verkehr führte sie das kostenlose Busfahren und das im Frühjahr kommende Mietradsystem VRNnextbike an.
„Walldorf liegt heute schon in einer der heißesten Gegenden Deutschlands, im Oberrheingraben“, sind für Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) die Auswirkungen der Klimakrise vor Ort längst mehr als deutlich zu spüren. „Wir sind auf der kommunalpolitischen Ebene gefragt und können viele Dinge anstoßen.“ Als gutes Beispiel nannte er die erfolgreiche Photovoltaik-Offensive der Stadt, die bei den Bürgern auf rege Nachfrage stößt. „Und es geht noch mehr“, meinte Himberger. „Die Ziele sind ambitioniert, und das ist auch richtig so“, stellte der Grünen-Sprecher fest: „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ Deshalb wünsche sich seine Fraktion einen Zeitplan für die konkrete Umsetzung.
Er wies außerdem darauf hin, dass die Grünen das Ziel „klimaschonende Entscheidungen“ schon 2019 in einem damals abgelehnten Antrag formuliert hätten.
Die Zustimmung der FDP erteilte Fredy Kempf. Die Leitziele seien „grundsätzlich richtig“, allerdings stehe die Frage, ob man sie in der vorgegebenen Zeitspanne erreichen könne, „auf einem anderen Blatt“. Manches müsse „vielleicht im Lauf der Zeit“ neu definiert werden. Wichtig für seine Fraktion sei: „Die Gesellschaft muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein.“
Für Kempf wäre es dennoch „ein riesiger Erfolg, wenn wir das bis 2040 erreichen würden“. Er machte aber auch deutlich: „Wenn man richtig etwas bewirken will, muss das global kommen.“ Und nicht nur in Walldorf.
Text: Stadt Walldorf