Gemeinschaftsschule ist der richtige Weg, der aber noch mehr Zeit, Lehrkräfte und Rückendeckung braucht
Dielheim. Zwei Jahre nachdem die Leimbachtalschule in Dielheim die Zusage erhielt, die Werkrealschule in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln, wollte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Stefan Fulst-Blei, nun vor Ort sehen und erleben, welche Erfahren die Schule in den ersten beiden Jahren gemacht hat.
Rektor Patrick Merz zeigte sich überzeugt davon, dass die Gemeinschaftsschule die richtige Schulform sei, da sie unterschiedliche Lernniveaus der Kinder individueller aufgreifen und fördern kann. Das ursprünglich angedachte „Zwei-Pädagogen-Prinzip“, nach dem jede Klasse über weite Strecken von zwei pädagogischen Fachkräften gleichzeitig betreut wird, könne leider in dieser Form kaum umgesetzt werden, da nicht genügend Lehrerstunden vorhanden seien. Fulst-Blei erinnerte daran, dass die SPD in der vergangenen Legislaturperiode als Koalitionspartner der Grünen im Land Lehrerstellenstreichungen verhindert habe und sich auch jetzt für eine bessere Lehrerversorgung der Schulen einsetze. Selbst sinkende Schülerzahlen würden nicht zu einer Verbesserung des Betreuungsschlüssels führen. „Die erste Klasse der Gemeinschaftsschule in Dielheim hat derzeit 51 Schüler und wechselt im neuen Schuljahr in Klassenstufe 7. Für die neue Klasse 5 liegen derzeit 44 Anmeldungen vor. Optimale Startbedingungen also,“ so Patrick Merz. Trotz allem spüre man aber durchaus, dass die Schülerzahlen in den letzten Jahren eher zurückgegangen seien.
Großen Raum der Diskussion mit dem SPD-Bildungspolitiker nahm die Umsetzung des UN-Ziels „Inklusion“ ein, nach dem Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in der Schule lernen. Die Pädagogen waren sich einig, dass die Inklusion in das Konzept der Gemeinschaftsschule passe, aber viel mehr als bislang durch Sonderpädagogen unterstützt werden müsse. In der 5. Klasse unterstützte im abgelaufenen Schuljahr eine Sonderpädagogin drei Inklusionskinder, mit lediglich vier Wochenstunden, verteilt auf zwei Tage. „Nicht immer war es möglich, diese vier Stunden im Wochenablauf optimal zu platzieren und die Abstimmung, sowie Elterngespräche benötigten zusätzlich viel Zeit. Eine Sonderpädagogenstelle an der Schule wäre sehr hilfreich“ so der Lehrer Jochen Schleich. „Inklusion ist eine gute Sache“, so Konrektorin Beate Ringel. „Aber nur wenn die entsprechenden Voraussetzungen gegeben seien“. Dem stimmte der SPD-Landtagsabgeordnete Fulst-Blei ausdrücklich zu.
„Die räumlichen Voraussetzungen für die Gemeinschaftsschule schafft die Gemeinde Dielheim nun mit der Sanierung und dem einhergehenden Umbau der Leimbachtalschule“, warf der Dielheimer SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Wodopia ein. Eine energetische Sanierung sei ohnehin notwendig gewesen. Nun könne das pädagogische Konzept der Gemeinschaftsschule mit der Optimierung der räumlichen Voraussetzungen mitberücksichtigt werden. Das sei eines der größten Projekte der Gemeinde für die kommenden Jahre, und würde durch die zeitweise Auslagerung der Schule in eine Containeranlage auf dem Parkplatz der Leimbachhalle den Lehrern und Schülern einiges an Umstellung abverlangen. Aber die Umbaumaßnahme sei notwendig und zugleich ein klares Bekenntnis, dass man mit einem guten Schulstandort die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit der Gemeinde erhalten wolle, so Wodopia weiter.
Den Gemeinschaftsschullehrern war in dem Gespräch mit den SPD-Vertretern anzumerken, wie gern sie ihre Klassen nach der modernen Pädagogik unterrichten. „Das Konzept trägt und die individuellen Erfolge bestätigen dies“, so einhellig die Lehrkräfte. Aber bei aller Herausforderung, dass eine neue Schulform „erfunden“ und mit Leben erfüllt werden muss, erhoffte man sich mehr Planungssicherheit und Wertschätzung der Arbeit. Das Lob für die nicht einfache Aufgabe, eine neue Schulform zu etablieren, sprachen Dr. Andrea Schröder-Ritzrau von der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung und der SPD-Landespolitiker Dr. Stefan Fulst-Blei aus. Fulst-Blei versprach sich dafür einzusetzen, dass die Landespolitik mehr als bisher für ein besseres gesamtpolitisches Klima sorgen solle. „Es sei ein Unding, wenn man als Gemeinschaftsschule seitens der Kultusministerin Gegenwind bekomme – insbesondere während der Anmeldephasen“, so Fulst-Bleis Kritik Richtung der grün-schwarzen Landesregierung.