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Sozialminister Manne Lucha und die Landes-Beauftragte zu Besuch

17. August 2022 | Leitartikel, Photo Gallery, St. Leon - Rot

Gestern haben der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha und die Landes-Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Simone Fischer, gemeinsam Deutschlands erste Inklusions-Wohngemeinschaft mit Petö-Förderansatz besucht.

Optimales Timing, weil das wegweisende Inklusionsprojekt jetzt komplett ist

Das Timing hätte nicht besser sein können, denn die acht jungen Erwachsenen, die die Modell-WG in zentraler Lage von St. Leon-Rot bewohnen, haben aktuell mehrere Gründe zum Feiern. Nachdem sich die Einzugsphase coronabedingt über fast zwei Jahre gezogen hat, ist das wegweisende Inklusionsprojekt jetzt komplett besetzt. Darüber hinaus wird der Trainings-WG-Platz zeitnah erstmals genutzt. Als Besonderheit können Rollifahrer hier – als Bewohner auf Zeit – testen, ob eine WG als Wohnform grundsätzlich eine passende Option für sie wäre. 

Barrierefreiheit bildet die Basis für das smarte Wohn- und Lebenskonzept

Mit dem Neubauprojekt setzt „FortSchritt“ auch in baulicher Hinsicht Standards. Das zweigeschossige Gebäude ist durchgängig barrierefrei und verfügt über rund 700 qm Wohnfläche. Weitere – ebenfalls barrierefreie – Nutzungsbereiche verteilen sich rund um das Gebäude und machen das smarte Wohn- und Lebenskonzept zum Anlaufpunkt für mögliche Nachahmer und/oder Folgeinitiativen. 

Gelebter Petö-Förderansatz: Rollifahrer führen Gäste aus Stuttgart durch ihre WG

Um dem Besucherpaar aus Stuttgart möglichst viel Erfahrungen aus erster Hand zu vermitteln, übernahmen die WG-Bewohner Marco Huber und Maris Metz die Vorstellung und Führung durch ihre WG. Sie wurden dabei von den beiden Vereinsvorsitzenden von FortSchritt IntegrativLeben e.V., Susanne Huber und Jürgen Feil, begleitet. Bei der Station im Fitnessraum demonstrierten beide WG-Bewohner mit Agnes Kovács, die als leitende Diplom-Konduktorin die PetöFörderung bei „FortSchritt“ verantwortet, wie anlass- und praxisbezogen Petö in ihrem jeweiligen Lebensalltag stattfindet! 

Sozialminister und Landes-Beauftragte sind von breiter Verankerung beeindruckt!

Sozialminister Manne Lucha und die Landes-Beauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Simone Fischer, waren von der breiten gesellschaftlichen Verankerung, die das Modellprojekt zwischenzeitlich in der Ortsmitte von St. Leon-Rot erfährt, beeindruckt. Manne Lucha sagte: „Ich freue mich wirklich sehr, Deutschlands erste Inklusions-Wohngemeinschaft mit Petö-Förderansatz hier in St. Leon-Rot zu besuchen. Wenn die Menschen im Land das Miteinander – wie hier bei FortSchritt – so erfolgreich leben, dann nimmt man die Anstrengung, die es zur Umsetzung des Konzepts braucht, nicht wahr. Inklusion wird zu einer Selbstverständlichkeit, von der alle Beteiligten profitieren – ein Vorbild ist das. Ich danke allen Beteiligten um die hochengagierte Vorsitzende Susanne Huber und würde es sehr begrüßen, wenn dieses Projekt Wegbereiter für weitere inklusive Wohngemeinschaften für junge Menschen wird.“ Simone Fischer betonte: „Eigentlich ist die FortSchritt-WG eine WG wie jede andere und doch ist sie etwas Besonderes. Gerade wegen der gezeigten Eigeninitiative hat die FortSchritt-WG Vorbildcharakter. Damit auch Menschen mit Behinderungen so leben können, wie sie es sich wünschen, benötigen wir mehr inklusive und barrierefreie Konzepte dieser Art. Diese Wohnformen bieten ein hohes Maß an Normalität. Wir brauchen mehr inklusive Wohngemeinschaften, auch als Alternative zum stationären Wohnen und Sie zeigen, was alles möglich ist.“ Viele Betroffene, Angehörige und Initiativen aus Baden-Württemberg sollten die Chance nutzen und sich vor Ort in St. Leon-Rot über das Modellprojekt informieren.

Hilfe zur Selbsthilfe: „Rollis“ lernen mit Petö-Förderung ihren Alltag zu meistern

Um die individuelle körperliche und persönliche Weiterentwicklung gezielt zu fördern, erhalten die Rollstuhlfahrer in der WG eine qualifizierte Petö-Förderung, die speziell auf die Anforderungen junger Erwachsener ab 18 Jahren ausgerichtet ist. In der jeweiligen Alltagsherausforderung werden die „Rollis“ bei dem Erlernen lebenspraktischer Fertigkeiten unterstützt. Mit dieser Hilfe zur Selbsthilfe erlangen sie schrittweise mehr Unabhängigkeit – idealerweise sogar von Hilfsmitteln und anderen Personen – und können ihr Leben möglichst eigenverantwortlich gestalten. 

„Im täglichen Umgang miteinander ist Behinderung kein Thema!“

Die nicht behinderten Bewohner der WG sind nicht in die Pflege involviert, die extern von einem Pflegedienstleister übernommen wird. Angesprochen auf die nette und entspannte Atmosphäre in der WG sagte Maris Metz: „Im täglichen Umgang miteinander ist Behinderung kein Thema. Gemeinsame Aktivitäten erfolgen freiwillig, weil wir uns mögen und gerne Zeit miteinander verbringen!“

Ehrenamtliches Projektteam unterstützt Bewohner bei Bedarf

„Frei nach dem Motto ,Wir leben Inklusion‘ werden auch sehr bewusst Räume für Alltagsbegegnungen geschaffen. Wir beziehen deswegen – wo immer möglich – auch das Umfeld der WG mit ein“, erklärte Susanne Huber als 1. Vorsitzende von „FortSchritt IntegrativLeben“. Die Modell-WG wird deswegen von einem ehrenamtlichen Projektteam begleitet und unterstützt. Da es sich um eine selbstbestimmte WG handelt, sollen die Bewohner im Idealfall schrittweise immer mehr Verantwortung für das Zusammenleben oder beispielsweise auch für Teilaufgaben in der Verwaltung übernehmen. Die Hilfe zur Selbsthilfe erfolgt auch hier immer anlassbezogen, zum Beispiel wenn es um Fragen der Organisation gemeinschaftlicher Aufgaben oder zur Berufsorientierung und -qualifikation geht …

Förderpartner unterstützen Bau und Betrieb der Modell-WG 

Die Kosten für das Leuchtturm-Projekt betragen – inklusive Grundstück, Bau und behindertengerechter Einrichtung – rund 2,5 Mio. Euro. Ergänzend zur Dietmar Hopp Stiftung und der „Aktion Mensch“ unterstützen aktuell 23 weitere, vorwiegend regionale Förderpartner das Modellprojekt aktiv. 

Weitere Informationen zu beiden „FortSchritt“-Vereinen in St. Leon-Rot

Als rechtlich unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der seinen Sitz ebenfalls in St. Leon-Rot hat, ergänzt FortSchritt IntegrativLeben e.V. seit 2016 die erfolgreiche Arbeit von FortSchritt St. Leon-Rot e.V. Frei nach dem Motto „Wir leben Inklusion!“ geht es dem Verein dabei um die soziale Interaktion und Vernetzung der geförderten jungen Erwachsenen mit dem direkten und erweiterten Lebensumfeld. Da sich für junge Rollifahrer ab 18 Jahren beim Übergang in die neue Lebensphase vielfältige neue Fragestellungen ergeben, bilden unter anderem die Themenbereiche Berufsorientierung und Berufsqualifikation, das Miteinanderwohnen sowie die Sicherung des eigenen Lebensunterhalts zentrale Arbeitsschwerpunkte von „FortSchritt IntegrativLeben“. FortSchritt IntegrativLeben e.V. hat in zentraler Lage von St. Leon-Rot Deutschlands erste Inklusions- Wohngemeinschaft mit Petö-Förderansatz errichtet und betreibt diese seit 2020. Das bundesweit einmalige Modellprojekt – das einen Gesamtumfang von rund 2,5 Mio. Euro hat und weitgehend spendenfinanziert ist – hat das Ziel, mehr aktiv gelebte Inklusion in der Metropolregion Rhein-Neckar zu ermöglichen. Darüber hinaus möchte das Projektteam bei „FortSchritt“ – in welchem auch junge Rollstuhlfahrer mitarbeiten – Vorreiter, Mutmacher und Beweger-Plattform für Folgeinitiativen sein. Der Ursprungsverein „FortSchritt St. Leon-Rot“ ist 2001 aus einer Initiative betroffener Eltern entstanden, die sich bereits 1995 gegründet hat. Bei der Förderung nach Petö zählt der gemeinnützig anerkannte Verein zu den Pionieren in Deutschland. Das Motto „Auf eigenen Füßen stehen“ beschreibt die Zielsetzung. „FortSchritt St. Leon-Rot“ fördert behinderte Kinder und Jugendliche mit zerebralen Bewegungsstörungen, Spastik, Ataxie, sowie Athetose auf Grundlage der Petö-Therapie. Ende 2014 eröffnete „FortSchritt“ – mit maßgeblicher Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung – in St. Leon- Rot das erste Petö-Förderzentrum im Südwesten Deutschlands. Aktuell werden dort von derzeit zwei Diplom-Konduktoren rund 100 Kinder und Jugendliche altersgerecht gefördert und unterstützt.

Quelle: FortSchritt IntegrativLeben e.V.

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