Nach Vogelgrippe-Fall werden Schutzmaßnahmen für Zootiere eingeleitet
(zg) In einigen europäischen Ländern breitet sich die Geflügelpest-Epidemie weiter aus. Viele Vögel in Finnland, Irland, Portugal und Russland sind bereits an der Vogelgrippe gestorben, auch in Deutschland hat das Friedlich Löffler Institut bereits Fälle erfasst. Einen konkreten Verdachtsfall gab es nun im Zoo Heidelberg bei einer Rothalsgans. Anfang des Jahres 2022 wurde die Gans in ihrem Gehege am Geysir-See im Zoo Heidelberg tot aufgefunden. Bei der anschließenden pathologischen Untersuchung bestätigte sich, dass die Gans mit dem Vogelgrippe-Erreger H5N1 infiziert war. Vermutlich hat sie sich bei einem der Wildvögel angesteckt, die den See anfliegen. Weitere Todesfälle im Zoo Heidelberg in Zusammenhang mit dem Vogelgrippe-Erreger sind bisher nicht bekannt. Um die weiteren gefiederten Zoobewohner zu schützen, werden nun in enger Absprache mit den Veterinärbehörden bei der Stadt Heidelberg und dem baden-württembergischen Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz umgehend Sicherheitsmaßnahmen getroffen.
„Bei uns im Zoo leben über 400 Vögel in über 80 Vogelarten, davon einige hochbedroht, wie die Socorro-Tauben oder die seltenen Hornvögel. Um unsere gefiederten Zoobewohner bestmöglich vor einer Infektion zu schützen, werden wir ab sofort notwendige Maßnahmen, die wir in enger Abstimmung mit den zuständigen Veterinärbehörden entschieden haben, einleiten. Der Zoo hat einen detaillierten Tierseuchenplan, der in Fällen wie diesem umgesetzt wird. Für alle Vogelbereiche wurden beispielsweise die Hygienemaßnahmen in der Tierpflege verschärft und Notfallpläne zur Aufstallung der Vögel werden nun umgesetzt“, erklärt Zoodirektor Dr. Klaus Wünnemann.
Konkret bedeutet dies im Zoo Heidelberg: Seit heute werden viele der Vögel in ihre Häuser oder in überdachte Rückzugsorte gebracht. Um eine Virenübertragung durch vorbeiziehende Wildvögel zu vermeiden, werden alle Volieren mit Planen abgedeckt und engmaschig verstärkt. Zudem werden Wasserflächen abgelassen, um keine weiteren wildlebenden Vögel anzuziehen. Bei allen Vogelarten werden konstant Kontrollen durchgeführt und Proben genommen, um eine Ausbreitung des Erregers möglichst frühzeitig festzustellen.
„Die Veränderungen, wie das Aufstallen oder das Abdecken der Volieren durch die Folienabdeckungen, bedeuten erheblichen Stress für die Vögel. Bei einigen Vogelarten müssen wir damit rechnen, dass sie im nächsten Jahr nicht brüten werden. Jedoch sind sie unvermeidbar und sehr wichtig für den Erhalt des gesamten kostbaren Vogelbestands im Zoo“, erklärt Zoodirektor Dr. Wünnemann.
Für die Besucherinnen und Besucher bedeuten die Maßnahmen, dass viele gefiederte Zoobewohner vorerst nicht zu sehen sein werden und dass begehbare Volieren geschlossen bleiben. Mit der Abschirmung der Vögel soll jeder Kontakt zu möglicherweise weiteren infizierten Wildvögeln bzw. deren Ausscheidungen verhindert werden, aber auch der Kontakt zwischen Vögeln und Mensch vermieden werden. Das Risiko für den Menschen, sich mit dem Erreger zu infizieren, gilt laut Robert-Koch-Institut als sehr gering und betrifft in aller Regel nur Menschen, die sehr engen Kontakt zu infizierten Tieren hatten – zum Beispiel durch ihre Arbeit in der Geflügelzucht. In Deutschland sind bislang keine Erkrankungen beim Menschen mit aviären Influenzaviren aufgetreten. Dennoch sollten Menschen, die einen kranken oder verendeten Greif- oder Wasservogel finden, direkten Kontakt vermeiden und sich an die zuständige Veterinärbehörde wenden – in Heidelberg ist diese über das Bürger- und Ordnungsamt der Stadt erreichbar (E-Mail: [email protected]).
Wie lange die Maßnahmen im Zoo Heidelberg noch andauern werden, ist noch offen. „Wir hoffen, dass wir mit den getroffenen Maßnahmen eine weitere Ausbreitung des Vogelgrippevirus verhindern können“, sagt Zoodirektor Dr. Wünnemann.