Den Krieg künstlerisch verarbeitet
„Ein Zeichen der Zeit – Die Ukrainerin Rumina mit ihrer Tochter“ hat Dieter Stumpf seine Skulptur getauft, die jetzt im Eingangsbereich des Walldorfer Rathauses zu sehen ist.
Schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs habe er sich mit der Holzfigur einer Frau beschäftigt und auch bereits mit der Grundkonstruktion angefangen. „Die Ukraine-Krise hat mich so bewegt“, da sei die Skulptur dann für ihn der richtige Ansatzpunkt gewesen, seine Gedanken zu verarbeiten.
„Mich hat das sofort überzeugt“, erklärt Bürgermeister Matthias Renschler über das Ergebnis. Er hatte das Werk auf Stumpfs Einladung hin zunächst in Augenschein genommen und rasch zugesagt, dass es im Rathaus aufgestellt werden kann. Hier wird es bis Mitte September zu sehen sein. Beim Transport und dem Aufbau wurde der Künstler von Norbert Günther unterstützt.
Die Skulptur zeigt eine abgemagerte Frau mit Rucksack, die sich offensichtlich auf der Flucht befindet. Begleitet wird sie von ihrer verängstigten Tochter, die mit einer Umarmung zur Mutter hin zeigt, dass sie Hilfe sucht. Besonders ausdrucksstark fällt der Blick der Frau aus, der Erschrockenheit, Angst und auch Leere signalisiert.
Das Material hat der Künstler ganz bewusst gewählt: „Das ist eigentlich mein Brennholz“, das zudem sehr witterungsempfindlich sei, sodass die Skulptur nicht im Freien aufgestellt werden könne. Das passe zur Geschichte, die das fertige Werk über Menschen, denen nach der Flucht vor einem schrecklichen Krieg nichts mehr geblieben ist, erzählen will.
„Weit mehr als 300 Stunden“ an reiner Arbeitszeit stecken laut Dieter Stumpf in seinem Werk, Vorbereitung und die vielen Gedanken, die er sich zur Umsetzung gemacht hat, nicht einmal miteingerechnet.
„Mein Metier ist eigentlich Metall“, sagt der ausgebildete Feinmechaniker, der seit 1992 künstlerisch tätig ist, viel mit Edelstahl und Plexiglas gearbeitet hat, aber auch malt und Holzfiguren schafft. So sind seither viele Einrichtungsgegenstände wie Tische, Stühle, Lampen und andere Möbel entstanden, aber auch Accessoires, Schmuck, Bilder und eben Skulpturen.
„Jetzt kann es sein, dass ich eine Pause mache oder gleich wieder loslege wie die Feuerwehr“, weiß der 71-Jährige noch nicht, was er als nächstes Projekt angehen wird.
Stumpf stammt ursprünglich aus Heidelberg-Pfaffengrund, hat lange in Nußloch gewohnt und lebt jetzt seit 30 Jahren in Walldorf. 1995 hat er seine Werke erstmals öffentlich gezeigt, dem folgten zahlreiche weitere Ausstellungen.
Text und Foto: Stadt Walldorf