Esel im Walldorfer Stadtwald helfen beim Artenschutz
Weidetiere, insbesondere Esel, sieht man in unseren Wäldern eigentlich nicht. Die Weidetierhaltung im Wald ist nämlich schon seit über 100 Jahren verboten. Doch derzeit gibt es eine Ausnahme im Walldorfer Wald. Dort stehen zwei Esel inmitten eines Kiefernwaldes – um sie geht es im heutigen Teil der Reihe „Naturschutzprojekte im Wald“ des Kreisforstamts.
Die beiden Tiere sind Teil des Waldweideprojektes der Stadt Walldorf. Auf etwa 5 Hektar Fläche wird diese historische Form der Waldnutzung heute noch praktiziert. Der Sinn dahinter: seltenen Tieren und Pflanzen einen geeigneten Lebensraum schaffen, damit sie sich dort wieder ansiedeln und langfristig etablieren können. Früher hielten die Menschen ihre Tiere im Wald. Dort hatten sie viel Platz und konnten kostenlos fressen. Dabei reichte das Nahrungsangebot von Gräsern über Kräuter, Früchte bis hin zu Knospen und Rinde. Sogar Laub- und Nadelstreu wurde im Winter zur Fütterung genutzt oder aufgesammelt, um damit die Äcker zu düngen und die Ställe einzustreuen. Auf diese Weise entstanden im Wald „arme“ Standorte, die häufig durch Nährstoffarmut, eine fehlende Krautvegetation und lichte Strukturen gekennzeichnet waren. Nach dem Verbot der Waldweide und der Aufgabe der Waldstreunutzung wurden diese besonderen Lebensräume seltener und mit ihnen die darauf angewiesenen Arten.
Mit Hilfe der beiden Esel sollen sich im eingezäunten Waldstück die Bedingungen von früher wieder dauerhaft einstellen. Dabei stellen sie eine günstige Alternative zur händischen oder motorisierten Pflege dar, die kostenintensiver und deutlich aufwendiger ist. Die Tiere halten die Vegetation kurz, wälzen sich auf dem Boden, scharren mit den Hufen und beeinflussen so die Umwelt. Vor allem licht- und wärmebedürftige Arten profitieren davon. In der Vogelwelt gelten Ziegenmelker und Heidelerche als Arten, die solche dynamischen, rohbodenreichen und lichten Übergangsbereiche zwischen Wald- und Offenland als Lebensraum benötigen. Wärme- und lichtliebende Pflanzen, wie zum Beispiel der gelbe Enzian, können sich so ebenfalls auf den „armen“ Standorten ansiedeln.
Bis voraussichtlich Ende September sind die Tiere je nach Nahrungsangebot noch auf der Waldweide zu finden. Wer sie dort besuchen möchte, kann zum Beispiel mit dem Auto beim Parkplatz der Bürgerbegegnungsstätte Reilingen parken und von dort zu Fuß zur Waldweide laufen. Die genauen Koordinaten des Waldstücks sind 49°18’23.6″N 8°36’22.3″E.
Quelle: Landratsamt RNK