Wiesloch, den 09.10.2016
035/2016
Am 6.10.16 durften wir in das Alltagsleben eines blinden Menschen eintauchen.
Frau Karin Gschwind aus Leimen, selbst von Geburt an blind, erläuterte uns eindrucksvoll und in humorig fesselnder Weise, wie sie den Alltag meistert.
Sie erläuterte die ihr zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel wie I-Phone, diverse Apps zum E-Mail schreiben und Dokumente lesen, Farberkennungsgerät, Längenmessgerät für Geldscheine, sprechende Installationen in der Küche u.a.
Sie veranschaulichte, wie ihre innere Vorstellungswelt durch die überdurchschnittlich geschärften Sinne – auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch – geformt werden.
Als Orientierungshilfe auf der Straße dienen ein weißer Blindenstock und – „Iceman“ – ein überaus freundlicher, anhänglicher 7-jähriger Blindenhund, der aber bei seiner Arbeit (= Führung) hochkonzentriert ist und dabei auch nicht gestört werden darf. Sie berichtete ausführlich über die Ausbildung und die Zusammenarbeit mit den Hunden.
Überhaupt stand sie den interessierten Fragen der Teilnehmer unverdrossen Rede und Antwort, z. B. wie ein blinder Mensch träumt, wie er sich korrekt und stilvoll kleidet oder wie er weiß, wann ein Gefäß mit genügend Wasser gefüllt ist – für Sehende alles Selbstverständlichkeiten.
Dass Mitmenschen aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft blinde Personen einfach am Ärmel packen, sie irgendwo hinziehen, bzw. angeblich besser wissen, was ihnen gut, bezeichnete Frau Gschwind als absolute Respektlosigkeit!
Dabei erklärte sie uns an Hand von Beispielen das korrekte Verhalten einem blinden Menschen gegenüber bei der ersten Kontaktaufnahme oder Führung auf Wegen und Treppen.
Sie „zauberte“ auch aus einem großen Rucksack eine Vielfalt von Info- und Übungsmaterial hervor, welches von den Teilnehmern wissbegierig benutzt wurde. Es galt, mit verbundenen Augen Puzzleteile zusammen zu setzen, die Braille-Schrift an in Holz eingestanzten Löchern zu üben, im Buch „Der kleine Prinz“ den Text in Braille-Schrift zu ertasten und lesen oder Kollegen im „Blindflug“ durch das Gebäude zu führen.
Sehr eindrucksvoll waren Bilder von diversen Augenkrankheiten in verschiedenen Krankheitsstadien.
Dieser Bereitschaftsabend, an dem Frau Gschwind uns mit ihren wertvollen, informativen Hinweisen und Tipps etwas von der Unsicherheit und den Berührungsängsten im Umgang mit blinden Menschen nahm, war für alle Teilnehmer eine unglaublich lehrreiche Erfahrung und Bereicherung!!
Erika Schulze
Quelle: Kreisverband Rhein-Neckar/Heidelberg e.V.
Ortsverein Wiesloch
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