Wieslocher Schüler und Studenten aus Heidelberg drehten einen Spielfilm über Jeanne d`Arc
Natürlich drehen Schüler und Studenten Filme. Aber ausgewachsene Spielfilme? Das kommt nicht vor, meinen Sie? Oh doch! In einem Keller in Malsch, im Kleinen Odenwald, auf der Ludwigshöhe in der Pfalz und im Bürgermeisterhof in Steinweiler haben junge Leute (u.a. aus dem Ottheinrich Gymnasium in Wiesloch) ihren siebten Spielfilm gedreht: „DIE LERCHE – Oder: Die Geschichte des Mädchens Jeanne aus Domremy“ .
„Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Filmemacher“ (oder kurz: a.u.f.) nennt sich die Gruppe, die sich um nichts Geringeres als um die Lebensgeschichte der vor 600 Jahren geborenen Jeanne d`Arc bemüht hat. Nicht Jeannes Jubiläum hat sie veranlasst, zur Filmkamera zu greifen, sondern das (nach wie vor) Vorbildliche an diesem Leben! Jeanne hatte (wie sie glaubte) die Stimmen von Heiligen und dem Erzengel Michael gehört, die ihr befahlen, Frankreich zu retten. Für das jugendliche Filmteam entscheidend war aber nicht dieser „himmlische“ Auftrag, sondern die unerhörte Energie, die durch nichts zu bremsende Konsequenz, mit der Jeanne diesen Auftrag umsetzte!
Am 6. Oktober, 19.00 Uhr zeigt die a.u.f. (Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Filmemacher) im LUXOR Filmpalast in Walldorf den Spielfilm DIE LERCHE – Oder: Die Geschichte des Mädchens Jeanne aus Domremy.
Der Film wurde mit Schülern aus dem Ottheinrich Gymnasium Wiesloch und Heidelberger Studenten in Wiesloch / im Kraichgau / in Malsch / auf der Ludwigshöhe in der Pfalz und / in Steinweiler gedreht.
Man stelle sich vor: In einer ausschließlich von Männern bestimmten Welt verlässt ein gerade mal 15 Jahre alt gewordenes Bauernmädchen Eltern und Heimat, schlägt sich an den Hof des französischen Kronprinzen Charles in Chinon durch, überzeugt ihn, ihr seine Armee anzuvertrauen, führt diese Armee in drei Schlachten erfolgreich gegen die englischen Invasionstruppen, krönt Charles zum König von Frankreich, verhandelt auf Augenhöhe mit ihren Richtern, nachdem sie durch die Burgunder gefangen genommen und an die Engländer ausgeliefert worden ist und akzeptiert – noch nicht 18 Jahre alt – (defakto freiwillig) den Tod auf dem Scheiterhaufen. Wundert es jemanden, dass ein solches (historisch beglaubigtes) Schicksal durch die Jahrhunderte immer wieder die Phantasie der Menschen erregt hat?
Die Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst, mit der Jeanne das einmal als richtig Erkannte ausführt, das war es, was unsere jungen Macher an diesem Schicksal interessierte. Daher konzentriert sich der Film vorwiegend auf die Auseinandersetzung vor Gericht in Rouen. Daher verzichtet er von vorn herein auf sensationelle Schlachtenbilder, (die ohnehin himmelweit über das hinausgegangen wären, was für engagierte junge Leute machbar ist). Daher sind es (neben den Gerichtsszenen) vor allem die großen Gespräche mit Robert de Beaudricourt in Vaucouleurs und mit dem Kronprinzen in Chinon, die Jeannes Fähigkeit fassbar machen, um einer großen und wichtigen Sache willen von sich selbst und ihrem Schicksal abzusehen. Noch einmal am Schluss, als sie sich entscheidet, lieber zu sterben als einen Schatten auf ihre Mission fallen zu lassen, wird fassbar, was das Unerhörte an Jeanne gewesen ist. Ihr Richter – Bischof Cauchon – spricht es aus: „In dieser Verlassenheit, in diesem Schweigen Gottes ist groß einzig der Mensch. Groß er allein.“
Aber der Film endet ja nicht mit Jeannes Tod. Er endet mit ihrer Apotheose: Die letzte Szene deutet die Krönung im Dom zu Reims an – Jeannes großer Augenblick, als sie ihrem Land seinen König gibt. Das entspricht der positiven Weltsicht der jungen Filmemacher: Jeanne ist nicht das Opfer einer an Macht allein orientierten Politik; sie ist das zeitlos gewordene Symbol des sehr jungen Menschen, der sich tatkräftig auf den Weg in eine bessere Welt begibt.
Das Besondere an diesem Film ist sein beständiger Wechsel zwischen Spiel und Kommentar, zwischen Wendung an den Zuschauer und Gespräch der Darsteller über das, was sie spielen. Dahinter steht als eine der Inspirationsquellen Jean Anouilhs Stück „Jeanne oder die Lerche“. Aus ihm stammt auch die Idee, das Mädchen aus Domremy mit der Lerche ineins zu setzen. Wie sagt der Bischof? „Das wahre Ende der Geschichte unserer Jeanne, ist es etwa die des kleinen gequälten Mädchens zu Rouen? Oh nein! Es ist die Geschichte der Lerche hoch im Himmel!“
Quelle Text/Fotos: Klaus Klingenfuss