Schließung der Notfallpraxis Wiesloch
Sehr geehrter Herr Dr. Fechner,
was wir bereits 2013 befürchtet haben, steht nun wohl fest: Der ärztliche Bereitschaftsdienst in Wiesloch soll nach der bereits zum 1.1.2014 erfolgten Einschränkung nun zum 30.6.2016 endgültig geschlossen werden.
Heute wenden wir uns in unserer Eigenschaft als Gemeinderäte an Sie, um unser Unverständnis und unsere Enttäuschung dieser Maßnahme gegenüber zum Ausdruck zu bringen.
Wie Sie wissen, wurden in Wiesloch bis zum Jahr 2013 jährlich rund 10 000 Patienten im ärztlichen Notfalldienst versorgt. An diesem Bedarf wird sich nichts ändern, da bei uns die Bevölkerungszahlen stabil bis zunehmend sind. Dazu kommt, Herr Oberbürgermeister Schaidhammer hat es in seinem Schreiben vom 14. Juli an Sie ausgeführt und wir können dies nur bekräftigen: Wiesloch verfügt über eine immer älter werdende Bürgerschaft, für die die Fahrt zu den Notfallpraxen nach Schwetzingen und Sinsheim unzumutbar ist, da es keine direkte Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr gibt.
Eine Fahrt z.B. nach Sinsheim mit dem ÖPNV dauert selbst bei optimaler Verbindung 1:03 Stunde. Schwetzingen ist untertags nur sehr schwer und nachts praktisch gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Kosten für Taxibenutzung liegen bei ca. 70,– €. Wer soll sich das leisten können?
In der Gebietsreform vom 1.1.2014 heißt es: „Jeder Bürger in Baden-Württemberg soll grundsätzlich eine Notfallpraxis innerhalb von 30 Fahrminuten erreichen können.“ Umso erstaunter entnehmen wir Ihrem Schreiben an Herrn Oberbürgermeister Schaidhammer vom
24.7, die angeführten Argumente zur Entfernungsproblematik seien nicht überzeugend, denn Heidelberg sei mit der S-Bahn gar in 7 Minuten erreichbar.
Hier fühlen wir uns von Ihnen nicht genügend ernst genommen. Ein Blick in den Fahrplan hätte Ihnen gezeigt, dass die Fahrtzeit der S-Bahn zwischen Wiesloch und Heidelberg in der Regel 11 Minuten beträgt und wer, fragen wir Sie, wohnt schon direkt am Bahnhof?
Unsere Bürgerinnen und Bürger nicht, d.h. mit Anfahrtszeit zum Bahnhof und Weiterfahrt zur Notfallpraxis in der Eppelheimer Straße kommen in jedem Fall mehr als 30 Minuten zusammen. Weiter führen Sie aus, dass für immobile Patienten weiter ein Arzt im Fahrdienst zuständig
sei, Sie verschweigen aber, dass dieser von Schwetzingen aus doppelt so viele Einwohner wie bisher versorgen muss.
Die Folgen sind unakzeptable Wartezeiten. Dass das Mittelzentrum Wiesloch mit ca. 100 000 EW über kein Akutkrankenhaus oder Notfallambulanz verfügt und die Bevölkerung damit eine schlechtere medizinische Versorgung im Notfall hinnehmen muss, ist Ihnen hinlänglich bekannt. Trotzdem sprechen Sie von Synergieeffekten und Wirtschaftlichkeit bei der Vorhaltung der Notfallpraxen nur noch an Krankenhäusern.
Die Versorgung eines Erkrankten kann aber nicht wirtschaftlich sein, sie hat zu erfolgen! Wir appellieren deshalb an Sie, die Entscheidung nochmals zu überdenken und den Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Wiesloch wenigstens in der jetzigen Form zu erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Im Namen aller Unterzeichner
Stefan Seewöster
Sonja Huth Klaus Deschner Bernd Lang
SPD Fraktion CDU Fraktion FDP
Dr. Fritz Zeier Stefan Seewöster
FW Fraktion WGF/AWL Fraktion