Schülerinnen, Schüler und Unternehmen profitierten gleichermaßen
Nachdem die Walldorfer Nacht der Ausbildung im vergangenen Jahr coronabedingt aussetzen musste, konnte am Freitag, 1. Oktober, die 10. Auflage der beliebten Veranstaltung stattfinden.
23 Betriebe und Institutionen stellten sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor. Ein Vorteil für die interessierten Schülerinnen und Schüler: Sie konnten die meisten Betriebe und deren Mitarbeiter, meist selbst Auszubildende, gleich vor Ort kennenlernen. Diese dezentrale Veranstaltung war so auch unter den aktuellen Einschränkungen der Corona-Pandemie problemlos möglich. Die Maskenpflicht galt es in den Innenräumen zu beachten, Desinfektionsmittel standen vor jedem Eingang bereit, wo auch jeweils die Kontaktdaten der Besucherinnen und Besucher mittels App oder auf Papier festgehalten wurden. Das funktionierte alles reibungslos, sodass einem unbeschwerten Kennenlernen zwischen Jugendlichen und ihren potenziellen Kolleginnen und Kollegen sowie Chefin oder Chef nichts mehr im Wege stand.
„Ich hoffe, es wird gut angenommen. Es ist großartig, wie viele verschiedene Berufe hier vorgestellt werden können“, gab sich Bürgermeister Matthias Renschler zu Beginn der Veranstaltung optimistisch.
„Solch einen Einblick vor Ort bekommt man sonst selten bei den Unternehmen“, freute sich das Stadtoberhaupt über die Vielfalt der Angebote. Renschler selbst war an dem Abend zusammen mit Susanne Nisius und Sandra Seitz von der Wirtschaftsförderung mit dem Fahrrad unterwegs und stattete den teilnehmenden Betrieben jeweils einen kurzen Besuch ab, um sich einen Eindruck von dem Geschehen zu machen.
„Man merkt schon, dass der Kommunikationsbedarf nach den schwierigen Monaten, die hinter uns allen liegen, sehr hoch ist“, stellte Jürgen Knopf, Ausbildungsleiter bei der Sparkasse Heidelberg, fest. Die Sparkassenfiliale in der Hauptstraße hatte sich wie in den vergangenen Jahren auch an der Ausbildungsnacht beteiligt. „Wir konnten vorher nicht abschätzen, wie es in diesem Jahr angenommen wird, aber wir sind absolut begeistert über den Zuspruch“, so Jochen Knopf. Als Ansprechpartnerinnen für die vier Ausbildungsgänge standen an dem Abend in der Sparkassenfiliale Franziska Lhotsky und Ariola Hoxhaj, beide im 2. Ausbildungsjahr, sowie Leonie Fiedler, die ihre Ausbildung kürzlich beendet hat, zur Verfügung. „Die Jugendlichen sind sehr interessiert und haben viele Fragen an uns“, so der Tenor der drei jungen Frauen. Dass die Schulnoten in den einzelnen Fächern gar nicht so entscheidend für eine Ausbildung seien, konnten sie aus eigener Erfahrung vermitteln. Eher seien Eigenschaften wie Offenheit, sicheres Auftreten und Selbstbewusstsein sowie Spaß am Kundenkontakt gefragt.
Eine ähnliche Auskunft gaben auch die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in der Zweigstelle der Volksbank Kraichgau. Dort wurden die drei Ausbildungswege von Jana Steinbrenner, Muhammed Safa und Paul Rottmann, die alle noch in der Ausbildung sind, vorgestellt. Der Ausbildungsberuf Bankkaufmann/Bankkauffrau sei besonders nachgefragt worden, wie die drei berichteten. Man freue sich über die positive Resonanz, so Simone Pimpl, die zuständig für die Auszubildenden bei der Volksbank ist. Regionalmarktleiter Andreas Barth war überrascht, dass mehr los war als in den Jahren zuvor. „Wir können hier zeigen, dass der Mensch sowohl als Kunde als auch als Kollege zählt, können Perspektiven im Unternehmen aufzeigen und Einblick in unsere Arbeit geben“, fasste Barth die Vorteile der Veranstaltung zusammen.
Bei der Nacht der Ausbildung darf die Stadt als Veranstalter natürlich nicht fehlen. Im Rathaus wurden die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten präsentiert, zu denen nicht nur der Verwaltungsfachangestellte, sondern zum Beispiel auch der Tischler gehört. “Viele sind überrascht, was man bei uns alles machen kann“, so Temoor Ahmad Khan, Auszubildender im 3. Jahr als Verwaltungsfachangestellter. Er war einer der vielen Auszubildenden der Stadt, die über ihre jeweiligen Bereiche informierten. „Ich kann von meinem Alltag erzählen und was ich in meiner Ausbildung genau mache“, so Khan. Aufgefallen sei ihm, dass viele noch nicht so genau wüssten, in welchem Bereich sie sich eine Tätigkeit vorstellen könnten. Denen gab Temoor Ahmad Khan einen wertvollen Tipp: Ein Praktikum bietet eine hervorragende Möglichkeit, in einen Beruf hineinzuschnuppern. Dadurch habe er selbst den Weg in die Verwaltung gefunden, so Khan. Ein Praktikum boten übrigens die meisten Betriebe und Organisationen an.
Einer der jungen Menschen, die noch unschlüssig sind, was ihre berufliche Zukunft angeht, war Nico Schmeckenbecher. Der Neuntklässler aus Horrenberg informierte sich unter anderem bei der MLP, wo es Infos zu 11 Studiengängen und sechs Ausbildungsberufen gab. Generell interessiere er sich für den Bereich Finanzen, so Nico Schmeckenbecher. Aber auch der Bereich Informatik habe es ihm angetan. Die Nacht der Ausbildung wollte er vor allem dazu nutzen, zu schauen, welche Möglichkeiten es für ihn überhaupt so gebe.
Wer sich für Informatik interessierte, war bei der EPI-USE Labs GmbH im PartnerPort in der Altrottstraße genau richtig. Jean-Marc Lüders hatte bei der Firma eine Ausbildung gemacht und absolviert nun ein Studium zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Damit konnte er aus erster Hand den jungen Interessenten aufzeigen, welche Unterschiede diese beiden Ausbildungsmöglichkeiten ausmachen. Auch seine Kollegen Inka Ebert aus dem Marketing sowie Ravi Wenzel, der seit April Kaufmann für IT Systemmanagement ist, sowie Geschäftsführer Henrik Stammer waren am Infostand der Softwarefirma anzutreffen und sprachen mit den jungen Menschen über ihren Berufsalltag.
Neben „alten Hasen“ gab es auch Neulinge bei der Nacht der Ausbildung auf der Seite der Betriebe. Wie das Orthopädische Zentrum Rhein-Neckar im Ärztehaus Drehscheibe. Stephanie Göhrig von der Personalleitung war mit einem Team von Mitarbeiterinnen vor Ort und empfing in den Räumlichkeiten die interessierten Jugendlichen. Diese konnten zahlreiche Informationen über die Ausbildung als medizinische Fachangestellte und Praktikumsmöglichkeiten erhalten sowie medizinische Geräte aus der Orthopädie in Augenschein nehmen. Einige davon, wie den „Huber 360“, konnten sie unter professioneller Anleitung sogar selbst ausprobieren. „Die Resonanz war bei uns sehr gut“, freute sich Stephanie Göhrig. In Zukunft wolle man gerne wieder dabei sein.
Bei der Nacht der Ausbildung gibt es auch immer wieder Kooperationen von zwei oder mehreren Unternehmen an einem Ort. Das Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar (BZG) stellte die Ausbildung der Pflegefachschule am Standort von Tari-Bikes in der Wieslocher Straße vor. Praxisanleiterin Merle Gschwander und Nathalie Götsch standen als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. „Für uns ist das eine gute Möglichkeit, um auf die neue Ausbildung als Pflegefachfrau und Pflegefachmann aufmerksam zu machen“, so Merle Gschwander. In den vergangenen Jahren seien auch immer wieder junge Leute mit ihren Bewerbungsunterlagen direkt zur Nacht der Ausbildung gekommen. Am Infostand konnten sich die Jugendlichen unter professioneller Anleitung die Hände desinfizieren und das Ergebnis unter einer Schwarzlichtlampe einer Kontrolle unterziehen. Neben Infomaterial gab es auch zahlreiche Goodies wie Schokolinsen, Pflaster und Reinigungstücher fürs Smartphone.
Tari-Bikes selbst war ebenfalls Station bei der Nacht der Ausbildung. Auch wenn insgesamt etwas weniger los war als in der Vergangenheit, freute sich Inhaber Kazem Tariwerdian über das gestiegene Interesse an der Ausbildung als Zweiradmechatroniker/-in. An dem Abend konnten die jungen Interessenten den Profis in der Werkstatt über die Schulter schauen. Gleich selbst mitmachen konnten sie bei der Firma Schweickert. An mehreren Ständen wurden die verschiedenen Ausbildungsberufe wie Fachinformatiker/-in für Systemintegration oder Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration vorgestellt. Am „heißen Draht“ konnte die Geschicklichkeit getestet werden. Anna Jockle, Auszubildende im 2. Jahr als Elektronikerin Energie- und Gebäudetechnik, war eine der 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort. „Was lernt man, was darf man machen, wie lange geht die Ausbildung, sind die häufigsten Fragen an mich“, schilderte sie ihre Eindrücke von der Nacht der Ausbildung. „Für uns ist es wichtig, bei dieser Veranstaltung mitzumachen. Wie sehen es als eine gesellschaftliche Pflicht an, selbst auszubilden“, so Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr, Managing Director Sales & Markets bei Schweickert.
Gleich über 130 Ausbildungsberufe hatte Hannah Reichenecker an ihrem Stand im Gepäck. Allerdings nicht als Vertreterin einer einzelnen Firma, sondern als Koordinatorin Berufsorientierung bei der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Sie informierte im Rathaus über Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und gab wichtige Tipps zur Orientierung. In verschiedenen Sparten wie Bau, Elektro und Metall oder Lebensmittelgewerbe gab es reichlich Auswahl für Interessenten am Handwerk. „Wir machen auch einen Bewerbungsunterlagencheck und geben Tipps für Bewerbungsgespräche“, so Reichenecker. Die jungen Interessenten wollten von ihr vor allem wissen, was man nach einer Ausbildung machen könne und wie die Verdienstmöglichkeiten seien. In vielen Bereichen sei der Bedarf an Auszubildenden im Handwerk sehr groß. Oft gebe es die Möglichkeit, auch jetzt noch einen Platz zu bekommen.
Einen großen Bedarf an jungen motivierten Kräften gibt es auch in der Pflege. Das Pflegezentrum Astorstift war unter anderem mit den beiden Auszubildenden Samira Bechtel und Marcus Klemisch vertreten. Die beiden konnten aus ihrem Alltag berichten und dabei auch einige Vorurteile über den Pflegeberuf ausräumen. Man dürfe in ihrem Beruf keine Berührungsängste haben und müsse viel Empathie mitbringen. „Wir machen das mit viel Liebe und Herz und wollen das auch den jungen Menschen hier vermitteln“, waren sich die beiden einig. Einig waren sich die beiden Schülerinnen Milena Ledig und Ioanna Ganzke, dass die Nacht der Ausbildung jede Menge Informationspotential für sie bietet. „Ich habe jetzt noch keine bestimmte Richtung, aber ich fand es spannend zu sehen, was es alles gibt“, so Milena Ledig. Beide besuchen die 12. Klasse des Gymnasiums in Walldorf. Im Rathaus informierten sie sich unter anderem am Stand der Handwerkskammer, wo für Milena Ledig die Begeisterung für das Bäckerhandwerk geweckt wurde. Ioanna Ganzke fand das Handwerk generell auch interessant, ihr gefiel aber auch der Bereich Marketing, den sie bei der MLP an dem Abend kennenlernte.
So konnte die 10. Auflage der Nacht der Ausbildung an diesem Abend 23 unterschiedliche Betriebe präsentieren, neue Perspektiven aufzeigen und persönliche Gespräche anbieten. Und nach solch einer gebotenen Vielfalt waren die jungen Menschen mit Sicherheit „schlauer über Nacht“.
Text und Logo: Stadt Walldorf