Zeit des ‚Dorf-Internets‘ ist vorbei
Seit Anfang des Monats ist in Wieslochs kleinstem Ortsteil Schatthausen die neue DSL-Leitung freigeschaltet. Für über 200 Haushalte, die bisher nur über eine sehr unzureichende Internetverbindung mit Übertragungsraten zwischen 300 und 500 Kbit/s auskommen mussten, bieten sich ab sofort zu ähnlichen finanziellen Anschlusskonditionen wesentlich bessere Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 16.000 und 50.000 Kbit/s, je nach Entfernung des Anschlusses vom Kabelverzweiger in der Hohenhardter Straße. Dieser Netzknotenpunkt wurde mit einem Glasfaserkabel an die sogenannte Datenautobahn angeschlossen und mit digitaler Technik aufgerüstet. Die neue Technik steht ab sofort im gesamten Ortsnetz zur Verfügung und ist auch für die bisher vom Kabelfernsehbetreiber versorgten Haushalte als zusätzliches Angebot nutzbar.
Bis es in Schatthausen endlich soweit war, mussten viele Hürden genommen werden. Interessenten, Ortschaftsrat und Verwaltung wurde dabei viel Geduld abverlangt. Zunächst musste der Gemeinderat davon überzeugt werden, dass die Bereitstellung einer ausreichenden Internetverbindung auch zu den kommunalen Aufgaben gehört, wenn sich kein Betreiber findet, der einen Ausbau in absehbarer Zeit realisieren will. Im Haushalt wurden zunächst 70.000 Euro bereitgestellt. Dieses sogenannte Marktversagen mit dem Nachweis einer Unterversorgung mehrerer Haushalte waren Voraussetzung dafür, dass die Stadt eine Verbesserung überhaupt in Angriff nehmen konnte.
Man entschied sich schließlich dafür, nicht in bauliche Vorleistungen zu investieren und Leerrohre zu verlegen, sondern im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung einen Netzbetreiber zu suchen, der bereit war unter Gewährung einer Beihilfe innerhalb Jahresfrist die Versorgung zu verbessern. Das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde musste davon überzeugt werden, dass nicht der Anbieter mit dem billigsten Angebot automatisch das annehmbarste Gebot vorgelegt hatte. Nach Einreichung des Zuschussantrages und Freigabe der Maßnahme durch das Land konnte im vergangenen Frühjahr der Kooperationsvertrag mit der Deutschen Telekom abgeschlossen werden. Für einen einmaligen Beihilfebetrag von rund 60.000 Euro hatte der Netzbetreiber sich verpflichtet die erforderlichen technischen Voraussetzungen zu schaffen und dabei auch anderen Anbietern einen sogenannten barrierefreien Zugang zu gewährleisten. Vom Land wurden insgesamt 24.000 Euro an Zuschüssen bewilligt, sodass bei der Stadt Wiesloch ein Aufwand von 36.000 Euro verbleibt.
„Es hat lange gedauert und es war auch nicht ganz billig, aber es hat sich für uns in Schatthausen auf jeden Fall gelohnt“, so Ortsvorsteher Fritz Sandritter erleichtert. „Ich bekomme viele positive Rückmeldungen“ so der Ortsvorsteher weiter. Die Klagen von Wohnungseigentümern über Wohnungen, die mangels Internetanschluss nicht zu vermieten sind und von Eltern, deren Kinder die Hausaufgaben am Computer bei Bekannten machen müssen, sind damit wohl endgültig vom Tisch. In Schatthausen verfügt man inzwischen flächendeckend über bessere Anschlusswerte als in der Kernstadt von Wiesloch. Die neue Versorgung ist auch zukunftsfähig und mit heutiger Technik noch weiter ausbaubar. Dies wird aber in den nächsten zehn Jahren nicht erforderlich werden, so die zuständige Abteilung bei der Stadtverwaltung.
Interessenten für die neuen Anschlussmöglichkeiten in Schatthausen können sich beim Telekom-Vertriebspartner HEM Expert in der Stadtgalerie in Wiesloch informieren.
Quelle: Stadt Wiesloch