Gemeinderat bringt Bebauungsplan für Rechenzentrum auf den Weg
Der Punkt „Bebauungsplanentwurf Walzrute, 1. Teiländerung“, der am 13. Oktober auf der Tagesordnung der öffentlichen Gemeinderatsitzung stand, klang eher trocken. Es wurde jedoch rasch deutlich, dass es sich hier um ein Thema handelte, das für Walldorf und die Region von größter Bedeutung ist. Denn mit seiner einhelligen Zustimmung zu der Teiländerung sicherte der Gemeinderat die weitere Entwicklung der in Walldorf beheimateten SAP SE an diesem Standort.
Auf dem Gelände der Walzrute, das zwischen dem Hasso-Plattner-Ring, einem Parkdeck und dem Hochholzer Wald liegt, will die SAP ein großes Rechenzentrum bauen. Es soll in Kombination mit dem Rechenzentrum in St. Leon-Rot als einer der wichtigsten Datenstandorte des Unternehmens in Europa ausgebaut werden. Das Data-Center wird für das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft benötigt und ist damit ein wichtiger Baustein der Unternehmensstrategie. „Wir sind froh über dieses Bekenntnis zum Standort Walldorf“, stellte Bürgermeisterin Christiane Staab fest. Man sei sich dessen bewusst, dass es sich um „eine sehr große Baumaßnahme auf sensiblem Gelände handle“, so Staab. Man werde Wege finden, um den Belangen des Naturschutzes und der Wirtschaft gleichermaßen Rechnung zu tragen, versicherte sie. Stadtbaumeister Andreas Tisch ergänzte, dass man schnellstmöglich Planungsrecht schaffen müsse, da das Bauvorhaben unter hohem Zeitdruck realisiert werden müsse. Mit rund 9.000 Quadratmetern Fläche soll das Rechenzentrum mit einer Gesamthöhe von maximal zwölf Metern entstehen. Das Gebäude wird zum Waldrand hin „abgestaffelt“. Diese Maximalhöhe entspricht der im Industriegebiet geltenden Höhenfestsetzung. „Die Kronen des Hochholzer Waldes werden noch zu erkennen sein“, meinte der Stadtbaumeister. Er erklärte, dass sowohl Teiländerungen des Bebauungsplanentwurfs als auch zeitgleich des Flächennutzungsplans notwendig seien, da in den bisherigen Plänen hier lediglich ein weiteres Parkhaus vorgesehen gewesen sei. Das Rechenzentrum, ergänzte Tisch, bestehe aus einem „relativ flächenhaften Baukörper“ und einem Bürobereich für die Betreuer und Administratoren.
Zu dem Planungsverfahren gehört auch eine artenschutzrechtliche Prüfung. Diese sei jedoch, so Andreas Tisch, in der zweiten Jahreshälfte nicht ganz einfach. Beauftragte Büros hätten aber schon damit begonnen. Grundsätzlich sei das Baugelände als relativ strukturarm für die Arten einzuschätzen. Man werde jedoch, so Tisch, gemeinsam mit den zuständigen Behörden Konzepte für Ausgleichsmaßnahmen entwickeln und dabei vorsorglich im Sinne einer „Worst-Case-Analyse“ vorgehen, was eventuell einen höheren Aufwand bedeute. Dabei sei eine naturrechtliche Ausnahmegenehmigung notwendig, über die das Regierungspräsidium Karlsruhe zu entscheiden habe. Mit dem Bauvorhaben soll Anfang 2016 begonnen werden.
Gutes Signal
„Das ist ein gutes Signal für die ganze Region“, meinte auch Stadtrat Werner Sauer (CDU). Über den „gewaltigen Baukörper“ zeigte er sich zwar nicht erfreut, doch müsse man sich ein Stück weit von der Idylle verabschieden, da die Sicht auf das Hochholz dann wohl ganz „weg sei“. Manfred Zuber (SPD) stimmte zu, dass „ein Rechenzentrum den Standort Walldorf sichert“. Dies diene Walldorf und der Region mehr als das ursprünglich für diesen Standort vorgesehene weitere Parkhaus. Dr. Günter Willinger (FDP) meinte, dass auch der SAP der Naturschutz am Herzen liege. Die Stadt sei vorausschauend gewesen, als mit ihrem Totholzkonzept bereits viele Ökopunkte für Ausgleichsmaßnahmen gesammelt habe. Er regte an, nach der Autobahnerweiterung eine Grünbrücke vom Hochholz in den Roter Bruch zu schaffen. Die SAP könne sich daran maßgeblich beteiligen, schlug er vor. Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) konnte das Ansinnen der SAP ebenfalls nachvollziehen. Die naturschutzrechtlichen Aspekte sah er aber „als Knackpunkte“, die noch nicht abschließend besprochen seien. Man müsse ein tragfähiges Konzept mit den zuständigen Behörden entwickeln, so Wölz. Für eventuell nötige Ausgleichsflächen und deren Entwicklung forderte er ein Monitoring.
Stadtbaumeister Andreas Tisch erklärte abschließend, dass derzeit alle Unterlagen erarbeitet würden und man dem Gemeinderat das Gesamtpaket für den Bebauungsplan noch vorstellen werde.
Es ist mittlerweile auch öffentlich geworden, dass die SAP SE nicht nur ein Data-Center bauen, sondern gegenüber der SAP-Zentrale an der Dietmar-Hopp-Allee ein weiteres Bürogebäude für Software-Entwickler entstehen soll mit maximal 700 Arbeitsplätzen. Weiterhin entsteht ein Blockheizkraftwerk mit einer Leistung von 15 Megawatt. Insgesamt investiert der Konzern mit diesen drei Bauvorhaben rund hundert Millionen Euro in den Standort Walldorf.
Der Name „SAP“ bleibt nach wie vor eng mit Walldorf verbunden
(Foto: Pfeifer, Text: Stadt Walldorf)