Rotenberg / Rauenberg (rp) 5.11.2016 – Zahlreiche Besucher beim Sankt-Martins-Umzug in Rotenberg, eine erhaltenswerte Tradition zur Eröffnung der Martini-Kerwe.
„Laterne, Laterne, Sonne, Mond uns Sterne“ – Die Kinder ziehen mit Laternen durch die historischen Strassen der Stadt Rotenberg, begleitet durch einen weissen Schimmel bzw. dieses Jahr durch ein weisses Pony. Dieses wurde freundlicherweise von Familie Winter (Weingut Winter) zur Verfügung gestellt.
Auch die legendarische Schenkung des Mantels an den Bettler wurde nachgestellt.
St. Martinsumzug – eine schöne und sinnvolle Veranstaltung
Der Martinsumzug findet in Rotenberg bereits seit 1948 jährlich statt. Ob die Mantelteilung des Soldaten Martin mit einem Bettler eine Legende ist oder nicht – spielt, wenn überhaupt, so meine ich, eine sekundäre Rolle.
Die Tradition dient der Erziehung der Kinder zur Nächstenliebe, „Teile“ oder „Sharing is caring“ könnte man heute sagen.
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Um 17.30 Uhr startete der Martinsumzug am Gedenkstein vor dem Schloss und führte zur Pfarrkirche St. Nikolaus, wo zur Kerweeröffnung ein Gottesdienst stattfand.
Im Anschluss an den Gottesdienst wurde auf der Bühne vor dem Rathaus die Kerwe eröffnet. Zu Beginn tanzte die Tanz-AG der Schlossbergschule.
Das dreiköpfige Kerwekomitee sprach Klartext in feinster Mundart, auch klare Worte gerichtet an die Stadtverwaltung in Rauenberg. Auch die Kerweschlumpel wurde der Öffentlichkeit vorgestellt.
Bürgermeister Peter Seithel und Ortsvorsteher Franz Sieber begrüßten die Gäste und eröffneten die dreitägige Veranstaltung feierlich.
Traditionell fand auch wieder die Verlosung der Martinsgans statt, die Ortsvorsteher Sieber durchführte.
Mein Fazit: Ein wirklich schöner Martinsumzug. Auch der Gottesdienst hat mir sehr gefallen. Das Ambiente zwischen den Fachwerkhäusern im historischen Ortskern ist sehr schön, wobei man sich durchaus einige Stände mehr wünschen könnte.
Wer Martin war?
Martin von Tours wurde 316 oder 317 als Martinus (abgeleitet vom Kriegsgott Mars) geboren , er wuchs als Sohn eines römischen Militärtribuns in Pannonien im heutigen Ungarn auf. Er wurde im Alter von 15 Jahren zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand eingezogen, das zu der Zeit die Residenz der westlichen römischen Reichshälfte war.
An einem kalten Wintertag begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm dann im Traum Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte.
Vor einer Schlacht gegen anrückende Germanen in der Nähe des heutigen Worms, verweigerte Martinus als Offizier des römischen Besatzungsheeres die Teilnahme mit dem Hinweis, er sei von nun an nicht mehr „miles Caesaris“, ein Soldat des römischen Kaisers, sondern „miles Christi“, Soldat Christi, und bat um Entlassung aus dem Armeedienst. Dies wurde ihm lange verweigert, erst im Alter von 40 Jahren wurde er aus dem Militärdienst entlassen.
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Text und Fotos: Robert Pastor