„Gut leben in Wiesloch – mit und ohne Behinderung“
zu diesem Thema hatte der Wieslocher Ortsverband von Bündnis 90/ Die Grünen am 27.Januar eingeladen.
Zahlreiche Mitglieder und Gäste kamen, um sich über die aktuelle Situation in Wiesloch zu informieren und über Ideen für die Zukunft mit zu diskutieren. Der Fraktionsvorsitzende der Wieslocher Grünen, Dr. Veits, berichtete über die zahlreichen Angebote, die Wiesloch seinen Bürgern von Geburt bis ins Alter macht. Katharina Ebbecke stellte dem als selbst betroffene Mutter die Situation der Menschen mit Behinderung und ihrer Familien in den verschiedenen Lebensphasen gegenüber. Die Betreuungssituation im Kleinkindbereich ist in Wiesloch inzwischen sehr gut und auch Kinder mit Behinderung finden im Kindergartenalter einen Platz, entweder in einem Regelkindergarten oder im integrativen Kindergarten Morgentau, einem Gemeinschaftsprojekt der Stadt Wiesloch mit der Lebenshilfe Wiesloch. Kinder mit einer leichteren Behinderung werden erfreulicherweise inzwischen auch von verschiedenen Tagesmüttern und Krippen in Wiesloch aufgenommen, praktisch unmöglich ist es aber für Eltern eines Kindes mit hohem Pflegeaufwand, eine Krippenbetreuung zu finden, da dies mit dem Personal einer normalen Krippe nicht leistbar ist.
Aus der Diskussion ergab sich dementsprechend der Wunsch, beim weiteren Ausbau der Krippenplätze in Wiesloch eine integrative Krippe zu schaffen, die auch diese schwer behinderten Kinder aufnehmen könnte. Es wurde auch gefordert, das Anmeldeverfahren für die Kindergärten so zu verändern, dass für die Eltern ein verlässlicher Übergang Krippe-Kindergarten-Schule gegeben ist und sich nicht zwischendurch eine Betreuungslücke öffnet, die die Berufstätigkeit der Eltern gefährdet. Ebenso wurde der Ruf nach flexibler buchbaren Zeitblöcken in der Ganztagesbetreuung und Früh- und Abendgruppen laut. Dr. Veits erläuterte die sich wandelnde Schullandschaft in Wiesloch mit neuen Ganztagesangeboten und der Einrichtung einer Gemeinschaftsschule. Diese Gemeinschaftsschule muss nach Ansicht von Katharina Ebbecke tatsächlich eine Schule für alle werden, also auch für Kinder mit Behinderung, um auch ihnen eine zusätzliche Wahlmöglichkeit neben dem Besuch der Sonderschule zu eröffnen. Daher müssten sowohl beim Schulkonzept als auch bei der Planung des Neubaus die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung berücksichtigt werden. Bei erwachsenen gesunden Menschen muss und kann die Stadt wenig Einfluss auf Arbeitsleben und Wohnen nehmen.
Anders ist das jedoch bei Menschen mit Behinderung. Ist es schon für Menschen mit einer Körperbehinderung schwierig, eine Arbeitsstelle auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden, so ist das für Menschen mit einer geistigen oder psychischen Behinderung fast unmöglich. Ein großer Teil von ihnen arbeitet daher in Werkstätten für behinderte Menschen. Umso wichtiger ist es, dass diese Werkstätten innerhalb ihrer Organisation Arbeitsplätze anbieten können, die die Beschäftigten „mitten ins Leben bringen“.
In Wiesloch geschieht das zB in der „Alten Schuhfabrik“, im „Café Kanapée“, in der Mensa des OHG oder bei der Pflege der städtischen Grünanlagen. Die Stadt kann hier durch gezielte Vergabe von Aufträgen und der Bereitstellung von Praktikumsplätzen Hilfestellung geben. Eine Wohnung auf dem freien Markt zu finden, die barrierefrei und kostengünstig ist und deren Vermieter auch noch bereit ist, an einen Menschen mit Behinderung zu vermieten, ist ebenfalls eine große Herausforderung. Zu diesem Thema wurde der Wunsch geäußert, ob hier nicht die städtische Wohnungsbaugesellschaft tätig werden könnte, wie dies in anderen Städten bereits erfolgreich der Fall ist.
Die beiden Referenten und die übrigen Stadträte und Kandidaten der Wieslocher Grünen bedankten sich bei den Teilnehmern für die lebhafte Diskussion und werden sich für die Verwirklichung der angesprochenen Ideen und Wünsche einsetzen.
Quelle: Grüne/Bündnis90 Katharina Ebbecke