Gemeinderat bewilligt 1,6 Millionen Euro – Fassade bleibt erhalten
„Ratssaal bitte nicht betreten!“ – Dieses Schild wird noch länger im Walldorfer Rathaus hängen. Vermutlich bis April 2016 wird es dauern, bis der Gemeinderat wieder an seinem angestammten Platz tagen kann und der Ratssaal auch für viele weitere Veranstaltungen zur Verfügung steht. Bis dahin bleibt die Schillerschule der Tagungsort des Gemeinderats.
„Der Ratssaal darf im derzeitigen Zustand nicht mehr benutzt werden. Die Tragfähigkeit der Deckenkonstruktion muss wiederhergestellt werden“, erklärte Bürgermeisterin Christiane Staab in der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 12. Mai. Den akuten Handlungsbedarf hatten Statiker festgestellt, die zu Rate gezogen wurden, nachdem man zunächst Risse an der Fassade des Ratssaalkubus festgestellt hatte. Die eingehende Untersuchung ergab, dass das Tragwerk der Decke statische Mängel aufweist. Der Gemeinderat stimmte daher der Maßnahme zu und bewilligte insgesamt 1,6 Millionen Euro. Das damit finanzierte Maßnahmenpaket beinhaltet nicht nur die notwendige Sanierung der Ratssaaldecke und der Risse in der Fassade, sondern im Zuge der Baumaßnahme sollen auch gleich Belichtung, Beleuchtung, Heizung und die technische Infrastruktur optimiert werden.
Um die Statik zu verbessern, sollen Stahlträger über der Decke eingebaut werden. Über den Stahlträgen wird dann, so Stadtbaumeister Andreas Tisch, eine neue Dachkonstruktion aufgebaut. Tisch wies darauf hin, dass sich die äußere Erscheinung des Ratssaalkubus‘, der das Bild des Rathauses prägt, nicht verändern werde. Das künstlerische Relief werde erhalten bleiben. Im Inneren des Ratssaals soll die „Rippenoptik“ der Decke ebenfalls im Wesentlichen bestehen bleiben.
Dr. Gerhard Baldes (CDU) meinte, dass der 1971 entstandene Gebäudeteil des Rathauses eigentlich „für die Ewigkeit gebaut worden sei“. Nun habe man für dessen Sanierung ein „großes Paket geschnürt“. Einfache Lösungen gebe es in diesem Fall nicht, sondern es seien diese umfassenden Maßnahmen notwendig. „Das ist eine Krott‘, die man schlucken muss“, meinte er. Er äußerte noch die Hoffnung, dass man eventuell bei der Elektrik und Medientechnik noch etwas einsparen könne. Man stimme zwar nicht gerne zu, sehe aber keine andere Lösung und hoffe, dass „die Ewigkeit nun etwas länger dauere“. „Wenn man einmal anfängt, macht man ein Fass auf“, erklärte Manfred Zuber (SPD). Auch er meinte, dass man „in den sauren Apfel beißen“ müsse. Zuber hoffte, dass die Maßnahmen nicht noch teurer würden. Er bekräftigte auch nochmals, dass die Fassade samt Relief erhalten bleiben müsse. Für die Beibehaltung des äußeren Erscheinungsbilds plädierte auch Dr. Günter Willinger (FDP), denn dieses sei sinnstiftend. Er empfand die Planung als sachgerecht und detailliert und sah die Vorschläge als notwendige Maßnahmen an. Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) signalisierte ebenfalls die Zustimmung seiner Fraktion. Der Umfang der Maßnahmen habe schon „Erstaunen hervorgerufen“, stellte Wölz fest, doch handle es sich nicht nur um die Sanierung der in Frage gestellten Tragfähigkeit, sondern auch um energetische Aspekte und technische Maßnahmen. Alles sei fachlich detailliert dargestellt und seine Fraktion könne daher auch zustimmen.
Auf die Anregung von Seiten der FDP und der SPD, den Ratssaal nach der Sanierung noch stärker für andere Veranstaltungen zu nutzen, erwiderte Bürgermeisterin Christiane Staab, dass der Ratssaal fast jeden Tag mit Veranstaltungen belegt sei. Er werde „richtig gut genutzt“ und seiner Rolle gerecht.
Am gewohnten Anblick wird sich nichts ändern (Foto: Pfeifer, Text: Stadt Walldorf)