Lichtinsel auf dem Maulbeerbuckel für Artenvielfalt
Bei einem Projektpartnertreffen des Naturschutzbundes (Nabu) in Walldorf stand die Entwicklung des Maulbeerbuckels im Stadtwald im Mittelpunkt.
Dr. Katrin Fritzsch, die die (Rück-)Entwicklung des Maulbeerbuckels zu einer sandigen Lichtinsel für licht- und wärmebedürftige Tier- und Pflanzenarten in den letzten Jahren als Projektleiterin begleitet hat, konnte Ende September gemeinsam mit Bürgermeisterin Christiane Staab und Revierförster Gunter Glasbrenner rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum bundesländerübergreifenden Fachaustausch begrüßen. Verbindendes Element war und ist das Projekt „Lebensader Oberrhein – Naturvielfalt von nass bis trocken“. Walldorfs trockene „Hot Spots“ in diesem Projekt sind der Saupferg- und der Maulbeerbuckel. Die einst offenen Sanddünen, die im Laufe der Zeit aufgeforstet wurden, werden wieder in ihren Urzustand zurückgeführt. Dafür war zunächst „Mut zur Lücke“ notwendig, wie es in der Projektbroschüre „Gemeinsam Vielfalt schützen“ heißt. „Am Saupfergbuckel war noch etwas Sand im Getriebe“, meinte Bürgermeisterin Staab, die sich über die positive Entwicklung beider „Hot Spots“ sehr freute und die „gute Zusammenarbeit“ aller lobte. Die Stadt habe hier Vorbildfunktion, so Staab.
Als Profiteure der Wiederherstellung von offenen Dünenlandschaften konnten die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer unter anderem die Wohlriechende Skabiose und im Sand nistende Wildbienen am Wegesrand entdecken. Die biologische Vielfalt zu stärken und zu erhalten, indem entsprechende Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden, ist erklärtes Ziel des Projekts „Lebensader Oberrhein“.
Als jüngste Maßnahme stellte Revierförster Glasbrenner drei großformatige Informationstafeln am Maulbeerbuckel vor, die verdeutlichen, welchen Schatz man hier vorfindet. Entlang des Rundwanderwegs lenkt ein Handlauf aus Holz die Besucher und sorgt bislang erfolgreich dafür, dass alle, die hier unterwegs sind, nicht vom Weg abkommen. Wie Katrin Fritzsch erläuterte, sehe vieles auf den ersten Blick „nicht spektakulär“ aus, aber es habe sich doch viel getan. In Hirschacker habe sich nach vierzig Jahren dank des Projekts wieder die Heidelerche eingefunden, auch der Ziegenmelker sei gesichtet worden.
Auf dem Maulbeerbuckel sei „viel Potential für etwas ganz eigenes“, so Fritzsch, die schmunzelnd meinte: „Wir haben hier Geld in den Sand gesetzt, und das war gut so!“ Genaue Zahlen nannte Revierförster Glasbrenner. So schlugen die Erdarbeiten und die Auflichtung der Düne mit rund 22.000 Euro zu Buche. Die Besucherlenkung kostete 11.000 Euro und die Informationsschilder rund 3.000 Euro. Der „Projekttopf“ speist sich zu 75 Prozent aus Geldern des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, zu 15 Prozent aus Geldern des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und 10 Prozent steuert der Nabu bei. Therese Palm und Matthias Rupp von der Forstlichen Versuchsanstalt erläuterten, dass es eine besondere Herausforderung sei, „die lichten Wälder in die Fläche zu bringen und sie mit der offenen Landschaft zu verzahnen“. Revierförster Gunter Glasbrenner machte auf das besondere Waldbild aufmerksam, das hier entstanden ist. Denn während auf dem Maulbeerbuckel die meisten Kiefern, die sowieso nicht mehr lange überlebt hätten, gefällt wurden, durften junge Eichen stehen bleiben. Das auf Nachhaltigkeit angelegte Projekt, das nun nach fünf Jahren der Begleitung durch den Nabu ganz in die Hände der Kommune und des Kreisforstamts übergeht, wird auch künftig durch Schulklassen der nahegelegenen Waldschule betreut und begleitet werden. Der an der Waldschule eingesetzte Lehramtsstudent Maximilian Himberger war mit Schülerinnen und Schülern in Sachen Maulbeerbuckel sehr aktiv und hat unter anderem ein Dominospiel mit Fotos und Texten dazu entwickelt und hat noch viele weitere Ideen in petto. Auch Waldpädagogin Sabrina Ehnert bringt Kindern nahe, wie wertvoll und unverzichtbar die einheimischen Sanddünen sind und was hier alles kreucht und fleucht. Wolfgang Högerich, Vorsitzender der Nabu-Gruppe Walldorf-Sandhausen, hofft, dass neben der Waldschule auch andere Schulen sich hier noch engagieren werden.
Um die lichte Sanddüne zu schützen, wurde ein Holzzaun installiert, der die Spaziergänger über den Maulbeerbuckel „lenkt“ (Fotos: Pfeifer)
Eine der drei Informationstafeln, die anschaulich die Besonderheiten erläutern
Spielerisch beim Dominospiel mehr über die Sanddüne erfahren (Foto: Stadt Walldorf)
Text: Stadt Walldorf