Zu einem Vortrag mit Diskussion lud die Projektgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Walldorf Punktsieben am 9. Juli ein.
(bb) Gastredner war Prof. Gerd Liebezeit, emeritierter Professor am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg, der über das Thema „Plastik auf dem Mittagstisch – Wie gefährlich ist der Müll in unseren Meeren?“ referierte.
Schon bei der Begrüßung durch Ralf Tolle, Mitglied der Projektgruppe, wurde klar, dass das Problem Plastik und Müll direkt vor unserer Haustüre beginnt. Er sammelte auf dem Grünstreifen an der Wieslocher Straße in Höhe Tari-Bikes ca. 15 Minuten den weggeworfenen Müll auf und brachte diesen mit ins Gemeindehaus. Im Müllsack war von Plastikhandschuhen von der Tankstelle bis hin zu Getränkebechern alles zu finden, was man sich vorstellen kann. Plastik hat ein „billiges Image“, ist jedoch z. B. beim Auto oder in der Medizin (Plastikspritzen statt Glas) nicht mehr wegzudenken, so Herr Tolle.
In einer interessanten und informativen Präsentation zeigte Prof. Liebezeit auf, wie viele Millionen von Tonnen Plastikmüll im Meer zu finden sind. Ca. 70 % des Mülls versinkt auf den Meeresboden und der Rest treibt auf der Oberfläche. Teilweise sammelt er sich in sog. „Wirbeln“, von denen es fünf große Wirbel auf den Weltmeeren gibt. In diesen Wirbeln zählt der Forscher ca. 330.000 Plastikteile pro Quadratkilometer. Der Abbau dieses Mülls wird Hunderte von Jahren dauern. In Fischen und Vögeln finden Forscher immer wieder Plastikreste, an denen die Tiere elend eingehen. Heringe und Sprotten wurden untersucht, in deren Mägen sich Mikroteilchen von Plastik befanden.
In Resten von Fischernetzen oder Tauen verheddern sich Seehunde oder Albatrosse und können sich nicht mehr befreien, so dass sie ebenfalls eingehen.
Alleine an den Stränden der Insel Sylt werden täglich 2 Tonnen Plastik eingesammelt, was enorme Kosten verursacht.
Wer denkt z. B. daran, dass auch der Abrieb von Autoreifen Feinstaub von ca. 2.250.000 Tonnen im Jahr verursacht? In kosmetischen Peelings oder Duschgels sind ebenfalls teilweise kleinste Plastikkügelchen zur intensiveren Reinigung enthalten. Diese werden mit dem Abwasser wieder in die Kanalisation gespült. Auch in Salz, Zucker, Honig, Milch, Bier, Mineralwasser und Wein finden sich Mikroteilchen von Plastik.
In der anschließenden Fragerunde mit den zahlreichen Gästen kam natürlich die Frage auf, wie der einzelne Mensch diese Menge an Plastikmüll vermeiden kann. Beim Einkauf könnte man z. B. auf aufwendige Verpackungen verzichten, indem man möglichst unverpackte Sachen kauft und seine Einkäufe in mitgebrachte Taschen packt. Hier ist der Werbespruch aus den 70er Jahren „Jute statt Plastik“ immer noch aktuell. In Heidelberg gibt es übrigens ein Geschäft „Annas Unverpacktes“, in dem die Lebensmittel wie Nudeln, Gummibärchen etc. lose eingekauft werden können und in mitgebrachte Gefäße verpackt werden (Ladenburger Str. 37, Heidelberg-Neuenheim).
Die Feinstaubbelastung könnte durch weniger Autofahren vermindert werden. Verschiedene Sportartikelhersteller arbeiten an kompostierbaren Laufschuhen und entsprechender Sportbekleidung. Hier müssten die Verbraucher reagieren und nur noch diese Artikel kaufen, damit die Industrie entsprechend ihre Produktion umstellt.
Paula Glogowski und Dr. Andrea Schröder-Ritzrau von der Projektgruppe Punktsieben bedankten sich bei Herrn Prof. Liebezeit für diesen interessanten und zum Nachdenken anregenden Vortrag mit einem Weinpräsent und einem Geschenkekorb mit leckeren Kleinigkeiten von „Annas Unverpacktes“.
Paula Glogowski hatte sich übrigens auch die passende Tischdekoration überlegt: Leere Schmand-/Sahnebecher mit frischen Blumen, umringt von kleinen Steinen und Muscheln, gesammelt an Urlaubsstränden.
Die nächsten Punktsieben-Termine stehen bereits fest: Am 27. September ist im Rahmen der Interkulturellen Woche Klaus von Stoch mit dem Thema „Islam und Christentum“ zu Gast und am 15. November wird der kurzfristig ausgefallene Abend mit dem Europaparlamentarier Sven Gigold über die „Zukunft Europas“ nachgeholt.
[nggallery id=994]
Text und Fotos: BBinz