In den Vorgärten, auf den Balkonen und Stadtbeeten ist der Frühling angekommen und überall beginnen die Lieblingsarbeiten der Deutschen und großer Andrang herrscht in den Gartenzentren. Aber neben Gärten, Balkonen und städtischen Anlagen gibt es noch andere Räume, denen man Aufmerksamkeit schenken sollte.
Es sind die Dächer, vor allem die flachen Dächer, die einer Begrünjung harren.. Wie man allerorts auch in Wiesloch sehen kann, steigt die Versiegelung der Flächen, und nach dem Naturschutzgesetz müssten diese Flächen irgendwie wieder der Natur zur Verfügung gestellt werden.
Aus diesem Grund hatten wir in meinem Institut an der Univ Heidelberg ein Forschungsvorhaben durchgeführt, dass dieses Problem etwas beheben sollte, nämlich das Bepflanzen von Dächern Dies muss einfach, ökonomisch machbar und ökologisch sinnvoll sein. So entstand das „Pflegelose Pflanzendach“.
Grundlage ist die Auswahl der Pflanzen, die mit wenig Substrat, also Bodentiefe, auskommen, mindestens sechs Wochen ohne Wasser bei Sonneschein überleben und mehrjährig sind.
Dazu eignen sich alle Dickblattgewächse wie Mauerpfeffer und fette Henne (Sedo-Scleranthelia-Gesellschaften), Schwertlilien und überraschender Weise Schnittlauch, der sich selbst wieder aussät.
Alle diese Pflanzen erfüllen die gestellten Bedingungen, das heißt: sie müssen nicht gepflegt werden, sondern breiten sich in den folgenden Jahren aus und machen eine dichte Dachbepflanzung.
Wie sieht es mit die Dachisolierung durchbrechender Pflanzen wie z.B. Birkenschößlingen oder Löwenzahn aus? Ihre Samen keimen zwar aus, können aber nicht überleben; das Dach reinigt sich selbst.
Der Aufbau ist recht einfach, kann von Gartenbaufirmen oder sogar selbst durchgeführt werden. Voraussetzung ist eine gute Dachabdichtung mit Elastomerbetumen, heiß verschweißt. Wer sicher gehen will, kann noch ein Biotopvlies aufbringen. Daraus kommen Lavagrus oder noch billiger recycelter Bauschutt (!), alles höchstens 6-8 cm. Dies bringt die Garantie, dass wirklich nur Spezialisten, die oben genannt wurden, überleben.
Ein weiterer Vorteil dieser Bepflanzungsart ist die Speicherung von Wasser bei einem Regenereignis; dies reduziert die sich schnell abfließenden Abwässer und schützt die Kanalisation.
Die grünen Pflanzen sind CO2-Absorbierer, die Vegetation fängt Staub auf und das aller wichtigste, es entstehen neue Lebensräume für bestäubende Insekten in Städten. Unsere Untersuchungen ergaben, dass viele Wildbienen, zu den auch die Hummeln gehören, sich so neue Nahrungsquellen erschließen können.
Selbst auf fünfstöckigen Häusern findet lebhafter Besuch statt, und Nisthilfen garantieren ein Verbleiben.
Und als Letztes: begrünte und blühende Dächer sind ein weiß Gott schönerer Anblick als Kiesdächer und billiger..
Quelle: Prof. Dr. Peter Schneider