Mit Fairtrade-Schokoladentalern begrüßte die vierköpfige Delegation der „Storchenküken“ der Karnevalsgesellschaft Astoria Störche die zahlreichen Gäste des Walldorfer Neujahrsempfangs im Foyer der Astoria-Halle.
Dieser süße Gruß war für Bürgermeisterin Christiane Staab in ihrer Neujahrsansprache zugleich ein Einstieg in ein wichtiges Thema. Denn nicht nur den fairen Handel will die Fairtradestadt Walldorf gemeinsam voranbringen, sondern auch andere bedeutsame Handlungsfelder. „Mitmachen, gemeinsam an einem Strang ziehen, den Gemeinsinn stärken“ – diese Aufforderung richtete Bürgermeisterin Christiane Staab im Laufe ihrer knapp einstündigen Ansprache immer wieder an „ihre“ Walldorferinnen und Walldorfer.
In ihrer Rede konnte sie diesen Appell mit dem Dank an die vielen schon seit Jahren ehrenamtlich Engagierten verbinden, die sich unter den Besucherinnen und Besuchern des Neujahrsempfangs befanden. Allen voran galt ihr Dank den Mitgliedern des Gemeinderats für ihren Einsatz zum Wohle Walldorfs. Wer sich bürgerschaftlich engagieren möchte, finde in Walldorf ein weites Betätigungsfeld, so Staab. Die wertvolle Integrationsarbeit des Arbeitskreises Asyl, das Engagement der Lesepatinnen und Lesepaten für Kinder, die Arbeit des „bienenfleißigen“ Fördervereins des Hospizes Agape, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, den Einsatz der Walldorfer Vereine, der Freiwilligen Feuerwehr und der Rettungsdienste sowie die wichtigen Impulse des Arbeitskreises Klimaschutz führte Staab in ihrer Rede als einige der vorbildlichen Beispiele für Fairness und Gemeinsinn an.
Solide Basis
Dass man Walldorf auch im neuen Jahr auf sehr solider wirtschaftlicher und finanzieller Basis weiterentwickeln kann, konnte die Bürgermeisterin bestätigen. „Unser Flaggschiff, die SAP SE, ist in voller Fahrt und investiert auch weiterhin kräftig und gibt damit ein großartiges Bekenntnis zum Standort Walldorf ab“, so Staab. Durch die Neuansiedlung der Unternehmen John Deere und Promega werde die Zahl der Arbeitsplätze in Walldorf mittelfristig auf weit über 20.000 steigen bei etwa 16.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Angesichts des dadurch auch anwachsenden Verkehrs machte die Bürgermeisterin deutlich, dass dringend etwas geschehen müssen, wobei „wir, was die Verkehrssituation angeht, auf Land und Bund angewiesen sind“. „Ein zähes Ringen ist seit vielen Jahren in Gang und ich muss sagen, dass wir uns, was die Beseitigung des Verkehrschaos‘ angeht, schon ein Stück weit verlassen fühlen“, erklärte sie. Da auch Land und Bund von den hohen Walldorfer Gewerbesteuereinnahmen profitierten, müsse es endlich „vorwärts gehen“, stellte sie unter dem Applaus des Publikums fest. Christiane Staab ging auch auf die knappen Gewerbe- und Wohnflächen in Walldorf ein und ging davon aus, dass nach dem zweiten Bauabschnitt in Walldorf-Süd, dessen Erschließung Mitte 2018 beginnen dürfte, schon bald der dritte und letzte Bauabschnitt dieses Wohnquartiers folgen dürfte. Das größte aktuelle Bauvorhaben der Stadt ist der Neubau der Mensa und der Räume für den Ganztagesbetrieb sowie einer Sporthalle für das Schulzentrum. Auch beim nächsten Neujahrsempfang dürfte dies noch ein Thema sein, dann allerdings, um die projektierte Fertigstellung für das Frühjahr 2019 anzukündigen.
Mit dem bereits eingeweihten zweiten Waldkindergarten, dem Baubeschluss für das neue Kinderhaus im Gewann Hof und der Interimslösung mit Containern auf dem Areal des Zipfelmützen e. V. in der Dannhecker Straße konnte Christiane Staab auf viele Projekte für die jüngste Walldorfer Generation und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verweisen. Sie freute sich auch, mit Silke Fiedler und Jutta Stempfle-Stelzer die neuen Schulleiterinnen von Sambuga-Schule und Schillerschule vorstellen zu können. Große Anerkennung zollte sie auch den Walldorfer Schulen, die 2017 ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnten, für deren„vielseitige und kreative“ Jubiläumsveranstaltungen. Mit Blick auf die Jugend erwähnte Staab auch das inzwischen verstärkte Team der Schulsozialarbeit an allen Schulen, die umfassende Schülerbetreuung im Halbtages- und Ganztagesschulbetrieb sowie Ferienangebote wie den beliebten „Urlaub ohne Koffer“ oder den Ferienspaß und die Angebote im JUMP Jugendkulturhaus.
Engagierte Jugendliche
Die Ereignisse in der Nacht des 31. Oktober in der Neuen Sozialen Mitte, „die uns durch ihr hohes Aggressionspotential erschütterten“ und vor allem die Tatsache, dass ein Bürger von einem Jugendlichen zusammengeschlagen wurde, bezeichnete die Bürgermeisterin „als absoluten Tiefpunkt meiner Amtszeit“. „Zum Glück sprechen wir von einer kleinen Zahl von Chaoten, denn die meisten Jugendlichen in Walldorf sind großartig“, erklärte Christiane Staab. Sie dankte den Jugendlichen, die sich in Vereinen engagieren, Kindergruppen leiten, als Sternsinger für Kinder in armen Ländern unterwegs sind oder auch Wahlveranstaltungen für Jungwähler in Eigenregie auf die Beine stellen. „Hunderte von jungen Menschen sind jeden Tag neben Schule und Ausbildung für andere in unserer Stadt da, hierfür gebührt ihnen unser aller Dank und Respekt“! Christiane Staab machte aber auch deutlich, dass Erziehung und Bildung in erster Linie Aufgabe der Erziehungsberechtigten und Familien sind. Die „qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt können immer nur ergänzend, aufbauend und gerne auch beratend tätig sein. Die Basis, die daheim gelegt werden muss, können sie nicht ersetzen“, stellte Staab fest.
Neue Standorte
2018 steht die Standortprüfung für ein neues Feuerwehrhaus auf der Agenda, auch die Überlegungen und Planungen für eine neues Pflegezentrum für die Seniorinnen und Senioren, das auch dem steigenden Bedarf nach Tagespflege entgegenkommt, wird die Gremien beschäftigen. Unter starkem Applaus des Publikums richtete Christiane Staab ihren Dank an die Dietmar-Hopp-Stiftung und die Stiftung von Gerd und Sonja Oswald, die es möglich machen, dass am Standort der „Plattform“ in der Wieslocher Straße ein neues Gebäude entsteht, das auch die „Kleiderstube“ und die „Walldorfer Tafel“ beherbergen wird.
Aus Liebe zur Natur
Als ein „sehr persönliches Anliegen“ formulierte die Bürgermeisterin ihr Plädoyer für noch mehr Grün in der Stadt, begleitend zum Engagement der Stadt im Landesprogramm „Naturnah dran“ . Hier sollten auch die Gartenbesitzer Refugien für Insekten, Igel und Vögel schaffen. Wenn der Rasen nicht mit der „Nagelschere“ getrimmt sei, handle es sich nicht um Nachlässigkeit, sondern um Liebe zur Natur, warb Christiane Staab um Verständnis. Vom Garten ging es zum großen Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt als besonderer Attraktion und Terrain für seltene Pflanzen und Tiere. Die Bürgermeisterin stellte in Aussicht, dass die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg die Ergebnisse der 2017 durchgeführten großen Umfrage gemeinsam mit den Walldorferinnen und Walldorfern in einem Workshop vorstellen wolle. Sorgen bereiteten jedoch die Wildschweine, die sich zunehmend „auch am hellichten Tag“ in der Stadt blicken ließen. Zur Dezimierung des Bestands, auch angesichts der bedrohlichen afrikanischen Schweinepest, erklärte sie: „Schon heute werbe ich um ihr Verständnis dafür, dass dies nicht ohne Bejagung erfolgreich sein wird.“
Bitte beteiligen!
Mit Blick auf die kommenden Monate konnte Christiane Staab auf viele Projekte und Aktionen hinweisen, bei denen die Beteiligung vieler willkommen ist. So beim neuen Stadtradeln, das mit der Neubürgerradtour am Spargelmarktsamstag beginnt. Drei Wochen lang können Einzelpersonen oder auch Teams radelnd Kilometer sammeln. Das Metropolink-Festival wird mit der Bemalung von weiteren Fassaden für Aufsehen sorgen, der Kunstpreis 2018 wird vergeben, Konzerte, Kunstausstellungen, die zweite Walldorfer Gartenlust, der zweite Fünf-Kilometer-Firmenlauf mit hohem Spaßfaktor, der WiWa-Familie-Bewegungstag, der Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar und natürlich auch die nächste Walldorfer Einkaufsnacht sorgen neben den traditionellen Festen für ein buntes Programm. Christiane Staab appellierte an das Publikum, nicht den Onlinehandel und damit den Lieferverkehr zu fördern, sondern „sich beim Einzelhändler vor Ort zu treffen, dort zu sehen, zu fühlen und sich beraten zu lassen und damit den Einzelhandel am Leben zu halten“.
Bürgermeisterwahl 2018 und Stadtjubiläum 2020
Sie kündigte auch an, dass Walldorf im Jahr 2020 seinen 1250. „Geburtstag“ feiert, dank der ersten Erwähnung im Lorscher Codex anno 770. Auch hier zähle sie auf den „Ideenreichtum und die Begeisterungsfähigkeit der Walldorferinnen und Walldorfer, um das Jubiläumsjahr lebendig und interessant zu gestalten.
Unter starkem Applaus gab Christiane Staab bekannt, dass ihr Name auf dem Wahlzettel für die Bürgermeisterwahl Ende 2018 stehen werde.
Zum Abschluss ihrer Ansprache hieß es „Film ab!“ Der neue Walldorf-Film mit Text und Stimme des Schriftstellers Bastian Schneider, der 2016 Gastkünstler der Stadt war, ließ in knapp fünf Minuten ein pulsierendes Panorama Walldorfs vorbeiziehen. „Wir brechen auf, zusammen, und packen die Zukunft an. Wir erzählen Geschichten von gestern und morgen, wir schreiben heute Geschichte, jeden Tag und jeden Tag kommen wir wieder zuhause an“, lautet der letzte Satz des Films. Der Film ist auch mittlerweile online auf der Homepage der Stadt Walldorf/Aktuelles zu sehen.
In diesem Sinne ging es im Foyer bei Sekt und Selters weiter, bevor viele der Gäste ab 19 Uhr zum Neujahrskonzert des SAP Sinfonieorchesters unter Leitung von Johanna Weitkamp in den Saal zurückkehrten.
Empfangskomitee: Bürgermeisterin Christiane Staab mit den Storchenküken als Cowgirls
Viele Gäste waren der Einladung zum Neujahrsempfang in die Astoria- Halle gefolgt
Der Neujahrsempfang: Zeit für Begegnungen und Gespräche. Hier eine Damenrunde
Ein Streicherquartett des SAP Sinfonieorchesters leitete den Neujahrsempfang musikalisch ein mit Mozarts Divertimento in D-Dur
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer