Neues Bachbett für den Leimbach und Park am Leimbach nehmen Gestalt an
Das ehemalige Firmengelände der Firma Isopor, die im vergangenen Jahrhundert Dämmstoffe für den Baustoffmarkt produzierte, sowie Flächen der ehemaligen Tonwarenindustrie mit dem alten Verwaltungsgebäude lagen über viele Jahre in einer Art tiefem Dornröschenschlaf.
Die Flächen wucherten langsam aber sicher mit einem dichten Gehölzbe-stand zu und das schöne alten Verwaltungsgebäude verfiel zusehends.
Ein Dachstuhlbrand im vergangenen Jahr hätte dem alten Industriebau beinahe den Todesstoß versetzt. Trotzdem ließen sich die privaten Investoren dadurch nicht entmutigen und sind derzeit dabei das schöne Denkmal aus der frühen Wieslocher Industriegeschichte sanieren zu lassen.
Gleichzeitig bewegen sich im Bereich des Leimbaches derzeit sehr viele Dumper, Radlader, Bagger und weiteres technisches Gerät.
Seit dem Spatenstich vom 10. März diesen Jahres durch Regierungspräsidentin Nicolette Kressel, Bürgermeisterin Christine Staab und Oberbürgermeister Dirk Elkemann hat sich innerhalb kürzester Zeit der Anblick dieser Flächen total verändert.
Zunächst musste das gesamte Baufeld von Einbauten und Bauschutt gesäubert werden. Und davon gab es leider mehr als erwartet. So wurden Fundamente und Bewehrungen vor Jahrzehnten einfach auf Haufen und in Vertiefungen entsorgt oder zur Erstellung von Hochwasserdämmen verwendet.
Der vorhandene Baumbestand musste zum Teil fallen, weil einige Bäume in der Böschung des neuen Bachbet-tes am Leimbach standen. Trotzdem können ein paar schöne alte Baumexemplare erhalten und in den neuen Park am Leimbach integriert werden.
Aus Gründen des Artenschutzes werden auch Baumstämme von sogenannten Höhlenbäumen, die bei der Baumaßnahme fallen mussten, als Baumtorso erhalten und zum „Baumtipi“ vor Ort gruppiert, um den Höhlenbrütern weiterhin als Wohnung und den holzzersetzenden Insekten als Nahrung zu dienen.
Weitere gefällte Bäume werden als sogenanntes Totholz mit Wurzelballen in den neuen Leimbach eingebaut und dienen den Lebewesen im Wasser als Kinderstube oder Nahrungsquelle.
Der Leimbach bekommt auf eine Länge von rund 200 Metern ein komplett neues Bachbett mit teilweise ganz flachen, aber auch Steiluferabschnitten.
Insgesamt werden die Gewässerrandstreifen breiter und der Bach sehr viel erlebbarer als bisher und auf der Westseite wird ein Unterhaltungsweg für die Wasserwirtschaft angelegt.
Dazu hat das Land von den Gemeinden Wiesloch und Walldorf, die gemeinsam das ehemalige Iso-porgelände vor Jahren aufgekauft hatten, Flächen für Maßnahmen des Hochwasserschutzes zur Verfügung gestellt bekommen.
Der Leimbach wird auf eine Länge von 250 Metern mit einem sogenannten 100-jährlichen Hochwasserschutz ausgebaut, was nichts anderes bedeutet, als dass der neue Bachlauf ein Hochwasser, das statistisch nur einmal in 100 Jahren auftritt, gefahrlos abführen kann.
Neben dem Hochwasser-schutz ist die Verbesserung der Gewässerstruktur des bisher eher kanalartigen Bachlaufs ein mindestens gleichrangiges Ausbauziel.
Der neue Park am Leimbach schließt unmittelbar an den Bachlauf an und umfasst eine Fläche von rund 11.000 Quadratmetern. Neben einem beleuchteten Wegesystem für Fußgänger und Radfahrer vom Bahnhof in Richtung Landratsamt oder in Richtung Stadt, soll der Park auch Funktio
nen des Natur- und Artenschutzes, sowie der Freizeitgestaltung und der Naturbeobachtung erfüllen.
Für eine Querung des Leimbaches wird un-weit der abgerissenen Straßenbrücke eine neue Fuß- und Radwegebrücke errichtet werden.
Der Brückenneubau war notwendig geworden, weil durch die Verlegung des Bachlaufes die alte Brücke sonst „im Freien“ gestanden und im Hochwasserfall ein Hindernis dargestellt hätte.
In den großzügigen Parkflächen sollen auch wieder Lebensräume für die Pflanzen und Tiere entstehen, wie sie bis zum Ausbau dort vorhanden waren.
Dazu sollen Schotter- und Ziegelschutt recycelt und an verschie-denen Stellen wieder eingebaut werden, um auch für trockenheitslieben-de Pflanzen und Tiere einen Lebensraum bieten zu können.
Teilbereiche des Parks werden für die Freizeitgestaltung vorbehalten. Ein Ausbau mit entsprechender Ausstattung aus Tischen, Bänken und sonstigen Einrichtungen kann aber erst schrittweise in den kommenden Jahren erfolgen, da hierfür noch keine Mittel bereitgestellt werden konnten.
Zunächst einmal sind die Geländeherstellung mit dem Bau der Verbindungswege und eine Einsaat der Flächen mit einer Wiesenmischung vorgesehen.
Insgesamt investiert das Land in den Gewässerausbau am Leimbach rund 1,5 Millionen Euro, wobei die Städte Wiesloch und Walldorf mit jeweils rund 175.000 Euro an den Baukosten beteiligt werden.
Die Erneuerung der Rad- und Fußwegebrücke teilen sich die beiden Städte Wiesloch und Walldorf, während für den Rohausbau der Parkanlage, die mit 225.000 Euro veranschlagt ist, die Stadt Wiesloch alleine aufkommen muss.
Zwei weitere Bauabschnitte bachabwärts bis zur Kläranlage und bachaufwärts bis zum Zusammenfluss von Leimbach und Waldangelbach sind in der Planungsphase und sollen demnächst planfestgestellt und auch ausgebaut werden.
Für diese weit größeren und umfangreicheren Projekte ist der kleine Abschnitt von rund 250 Metern, der jetzt ausgebaut wird, deshalb so etwas wie ein „Probierstück“, das später auf die anderen Abschnitte übertragen werden soll.
Quelle: Stadt Wiesloch / Fotos: Stadt Wiesloch und Helmut Pfeifer und Karl-Heinz Pfeiffer