In seiner Sitzung am 13. Oktober fasste der Gemeinderat – bei einer Enthaltung von Seiten der CDU – den Baubeschluss für die beiden Gebäude mit Sozialwohnungen an der Bürgermeister-Willinger-Straße.
Im März dieses Jahres hatte sich der Gemeinderat bereits für den Entwurf des Walldorfer Architektur- und Ingenieurbüros Herrmann entschieden. Stadtbaumeister Andreas Tisch stellte dem Gemeinderat den aktuellen Stand des Projekts vor. In den beiden dreigeschossigen Gebäuden werden jeweils dreizehn Wohnungen entstehen, deren Schwerpunkt bei Wohnungen mit zwei und drei Zimmern liegen wird. Das Bauprogramm orientiert sich an den Richtlinien für den sozialen Wohnungsbau und am Passivhausstandard, den die Stadt auf allen städtischen Baugrundstücken vorgibt. Als Grundlage für den Baubeschluss informierte der Stadtbaumeister über die inzwischen ermittelten Kosten. Diese liegen für beide Häuser bei voraussichtlich 4,6 Millionen Euro. Dieser Kostenrahmen beinhaltet auch rund 70.000 Euro für den Einbau von zwei Aufzügen, für die sich der Gemeinderat angesichts älterer oder auch gehbehinderter Bewohnerinnen und Bewohner stark machte. Die für die Mieter durch die Aufzüge entstehenden Nebenkosten, die bei fünf bis sieben Euro im Monat lägen, seien vertretbar, ergänzte Tisch.
„Wir haben hier die Quadratur des Kreises versucht“, stellte Bürgermeisterin Christiane Staab fest. Denn man wolle günstigen Wohnraum im Passivhausstandard anbieten. Angesichts der Kosten machte sie deutlich, dass man dieses Ziel nicht erreicht habe. „Wir brauchen aber Wohnraum für Ältere und Einkommensschwache“, erklärte Staab. Man müsse schließlich zum Nutzen derjenigen bauen, die die Preise des Wohnungsmarkts nicht zahlen könnten. Sie ging auch darauf ein, dass man aufgrund der Warteliste für Sozialwohnungen angefangen habe zu planen, als noch nichts von der aktuellen Flüchtlingswelle zu ahnen gewesen sei. „Wir werden noch viele Wohnungen brauchen“, so Staab.
Kein Prototyp für die Zukunft
Auch Stadtrat Werner Sauer (CDU) machte sich Gedanken über den künftigen Wohnungsbau. „Wie können wir die Wohnungsproblematik lösen?“ fragte er. Er sah ein „Geflecht von Vorschriften“, angesichts dessen sich die Politik überlegen müsse, ob man diese überhaupt noch umsetzen könne. Auf Walldorf bezogen äußerte er, dass so schmale Grundstücke wie in der Bürgermeister-Willinger-Straße in einem weiteren Bauabschnitt nicht mehr in Frage kommen sollten. Den Einbau der Aufzüge fand er sinnvoll. Über den „nun sichtbaren Schritt, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, freute sich SPD-Stadträtin Dr. Andrea Schröder-Ritzrau. Die SPD habe dies schon lange gefordert. Schon vor der aktuellen Situation habe es dringenden Bedarf gegeben an Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten, so Schröder-Ritzrau. Sie wies auch darauf hin, dass das Baurecht aktuell wegen des dringenden Wohnraumbedarfs für Flüchtlinge geändert werde. Als „Zäsur“ empfand Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) das Bauvorhaben. Nach Jahrzehnten baue die Stadt Walldorf wieder Sozialwohnungen. Er bedauerte, dass man die Kosten pro Quadratmeter, wie sie in Frankfurt (Main) durch die auch in Walldorf bei der Vorplanung miteinbezogene FAAG Technik GmbH erreicht worden seien, nicht habe erzielen können. Den „briefmarkenartigen“ Grundstückszuschnitt an der Bürgermeister-Willinger-Straße nannte er als einen gewichtigen Grund hierfür. Er lobte insgesamt die „gelungene Architektur“ und meinte, dass man sich als Bewohner eines Passivhauses nicht mehr mit „einer zweiten Miete“ beschäftigen müsse. Im Weiteren stellte er noch einige detaillierte Fragen zu Wärme- und Wasserkosten, Photovoltaik und Solarthermie. Stadtbaumeister Andreas Tisch erklärte unter anderem, dass die Dachflächen zwar für Photovoltaik-Anlagen ausgelegt seien, aber hinsichtlich der Investitionskosten nicht Bestandteil des Projekts seien. Er bat auch um Verständnis dafür, dass man nicht mit weiteren Alternativen planen könne. Dr. Günter Willinger (FDP) zweifelte, ob das Projekt an der Bürgermeister-Willinger-Straße als Prototyp für den sozialen Wohnungsbau dienen könne. Er hoffe, dass es seinen Preis wert sei. Inzwischen sei man von den Ereignissen überholt worden, meinte er, und man müsse künftig bestimmt „schneller, effizienter und preisgünstiger“ bauen. Er fragte auch in die Runde, ob es realistisch sei, am Passivhausstandard festzuhalten.
Bürgermeisterin Christiane Staab sah dies ähnlich. „Das wird keine Blaupause für die nächsten Jahre sein“, stellte sie fest. In einem nächsten Schritt brauche man schnell viel Wohnraum. Man müsse Abstriche an den Standards machen. Der Gesetzgeber stelle hierzu bereits Überlegungen an, um zügig Wohnraum schaffen zu können.
Text: Stadt Walldorf
Das geplante Baugebiet in der Bürgermeister-Willinger-Straße gegenüber Edeka.
(Fotos: BBinz)