Pilotprojekt geht eingeschleppter Kermesbeere an die Wurzel
In der Schwetzinger Hardt hat sich in den letzten Jahren ein eingeschleppter Neophyt massiv ausgebreitet: Die „Amerikanische Kermesbeere“.
Die ursprünglich aus Nordamerika kommende Pflanze sieht mit ihren schwarz-rot glänzenden Beeren eigentlich ganz harmlos aus, wird aber zunehmend zu einer Bedrohung für heimische Baumarten.
„In einigen Bereichen der Schwetzinger Hardt steht die Kermesbeere inzwischen so dicht, dass die Naturverjüngung der Kiefern und Laubhölzer dort kaum noch eine Chance hat“, weiß Revierförster Gunter Glasbrenner.
„Wenn wir zumindest auf ökologisch wertvollen Standorten hier nicht gegensteuern“, so Glasbrenner, „verlieren wir den Wettlauf mit dem eingeschleppten Überlebenskünstler auf breiter Fläche“.
Denn aus jeder Kermesbeere schießen nach einigen Jahren Wachstum im Durchschnitt 10 Sprossen aus, an denen sich jeweils bis zu 15.000 Samen bilden können. Bei ungehindertem Wachstum lagern dann schon nach wenigen Jahren Unmengen von Samen im Boden, die an lichten Standorten zu einer invasiven Vermehrung der Kermesbeere führen und der Kiefernwald auf Dauer keine Chance mehr hat.
Dieser Bedrohung wollte das Kreisforstamt im Rhein-Neckar-Kreis nicht tatenlos zusehen und hat zusammen mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) auf einer 20 Hektar großen Fläche ein Modellprojekt gestartet, das bis 2017 laufen soll.
Das Land Baden-Württemberg unterstützt dieses Projekt finanziell. Jeweils im Frühjahr und im Herbst graben Pflegetrupps die Kermesbeeren mit einem Hohlspaten aus und sammeln sie auf Plastikfolien.
Bei dieser schweißtreibenden Arbeit fallen pro Hektar mehrere Tonnen Biomasse an, die fachgerecht zu entsorgen sind. Unter der Leitung von Dr. Mattias Rupp von der FVA. führen Freiburger Wissenschaftler bei diesem Modellprojekt ein aufwändiges Monitoring durch.
Jetzt liegen die ersten, Erfolg versprechenden Ergebnisse vor: „Mit unseren Maßnahmen können wir die Biomasse der Kermesbeeren um mehr als eine Zehnerpotenz verkleinern und eine erneute Aussamung auf der Fläche nahezu vollständig verhindern“, erläutert Rupp.
Auch bei der für die Vermehrung so kritischen Samenzahl konnten die Wissenschaftler deutliche Erfolge messen. Die Ergebnisse aus dem Modellprojekt sind nicht nur für das regionale Waldschutzgebiet im Rhein-Neckar-Kreis von Bedeutung.
Denn die Kermesbeere hat sich inzwischen in einem Gebiet zwischen Karlsruhe und der Pfalz sowie in warmen Nebentälern des Rheins ausgebreitet.
Wenn Vögel die Samen der Kermesbeere verschleppen, könnte der Neophyt auch noch andere Regionen mit hohen Jahresdurchschnittstemperaturen und milden Wintern erobern.
Quelle Text/Fotos: Landratsamt RNK