NABU-Veranstaltung beleuchtete Naturschutzmaßnahmen im Projekt „Lebensader Oberrhein“
Walldorf. Vorfreude weckte der örtliche NABU-Vorstand Wolfgang Högerich bei der Begrüßung auf den Vortrag der Referentin Dr. Katrin Fritzsch und nebenbei auch auf weitere Veranstaltungen des NABU Walldorf-Sandhausen. Vor vier Jahren startete der baden-württembergische Teil des Naturschutzgroßprojekts „Lebensader Oberrhein – Naturvielfalt von nass bis trocken“ in Walldorf. Zwei Jahre vor dem Abschluss zog Projektleiterin Fritzsch auf Einladung der Ortsgruppe Bilanz.
Die Biologin betonte die Bedeutung der nördlichen Oberrheinebene mit den Hardtplatten als „Hotspot der Artenvielfalt“ und Refugium seltener Arten. Das Gebiet mitten im dicht besiedelten Ballungsraum sei charakterisiert durch die bedrohten Lebensräume der Rheinauen auf der einen und der der Binnendünen auf der anderen Seite.
Aufnahmen zeigten die Entwicklung der Gebiete, von kahlen Flächen mit Baggern und Holzerntemaschinen bis hin zu luftig und blütenreich bewachsenen Dünenkuppen. Fritzsch erläuterte Sinn und Zweck der teils brachial wirkenden Maßnahmen, die dazu dienten, die Lebensräume zu erweitern. Die Sandbiotope Pferdstriebdüne und Zugmantel-Bandholz etwa haben durch die freigelegten Dünenkuppen Saupfergbuckel, Maulbeerbuckel und Franzosenbusch Gesellschaft bekommen. Licht- und wärmeliebende Arten der Sandrasen breiten sich nun auch hier aus, wobei die Naturschützer nachgeholfen haben, indem sie etwas Mähgut von der Pferdstriebdüne auf dem Saupfergbuckel verteilt hatten. So blüht hier inzwischen die seltene und europaweit geschützte Sand-Silberscharte und auch weitere Charakterarten wurden dokumentiert, wie Steppen-Wolfsmilch, Blauflügelige Ödlandschrecke, Sonnenröschen, Blauschillergras, Sand-Thymian und Sand-Steinkraut.
„Mit dem Forst und der Stadt Walldorf haben wir von Anfang an sehr gut zusammengearbeitet“, lobt Fritzsch den anwesenden Revierförster Gunter Glasbrenner, den sie von dem Projekt nicht erst überzeugen musste. Knochenarbeit leiste der Pflegetrupp des NABU-Bezirksverbands Rhein-Neckar-Odenwald, der dafür sorge, dass die freigestellten Flächen nicht wieder zuwachsen. Die insgesamt 18 NABU-Gruppen im Hotspot lädt sie einmal im Jahr zum Austausch ein.
Ihre Vision, die sie übrigens mit dem Forst und der oberen Naturschutzbehörde teilt, ist ein Beweidungskonzept, das die Pflege enorm vereinfachen und zugleich die isoliert liegenden Sand-Lebensräume vernetzen könnte. Ziegen beispielweise fressen auch unerwünschte Eindringlinge wie die Robinie oder die Spätblühende Traubenkirsche und Schafe verbreiten Samen, die in ihrem Fell hängen bleiben. Angesichts der zersiedelten und von Verkehrswegen durchschnittenen Fläche sei es bis zu einem zusammenhängenden Beweidungskonzept aber noch ein weiter Weg. Angefangen wurde dieses Jahr aber schon mit einer eingezäunten Fläche im Schwetzinger Hirschacker.
Fritzsch freute sich, unter den Zuhörern auch Onno von der Emde und Herbert Spiess begrüßen zu dürfen. Mit ihren Schafen und Ziegen ziehen die Hobbyschäfer zweimal im Jahr von Rauenberg zur Waldweide im Reilinger Eck. Dieses Jahr ließen sie sich von ihr überreden, ihre Tiere auch im Hirschacker weiden zu lassen. Allerdings mussten sie diese umständlich mit dem Transporter herbeikarren. „Der NABU sollte für einen durchgehenden Triebweg sorgen“, riet von der Emde.
Zum Projekt gehöre auch die länderübergreifende Pflege der Dämme, die zum richtigen Zeitpunkt gemäht werden sollten. Dies mit dem Naturschutz und der Wasserwirtschaft der drei beteiligten Bundesländer abzustimmen sei eine Herausforderung gewesen.
Doch was passiert nach Projektende mit den begonnenen Maßnahmen in der Schwetzinger Hardt? Von Dieter Münch vom Kreisforstamt habe sie die Zusage, dass der Forst für seine Flächen die Folgepflege übernehmen werde. Das Land sei bei der langfristigen Sicherung in der Pflicht. So sei beispielsweise die Wohlriechende Skabiose als eine Verantwortungsart innerhalb der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eingestuft.