Informationsabend im Rathaus – gesundheitliche Bedenken im Vordergrund
„Wir können das Thema nicht auf den Sankt-Nimmerleinstag verschieben“, stellte Bürgermeisterin Staab am 27. Juni bei einem Informationsabend zur möglichen Verbesserung des Walldorfer Mobilfunknetzes fest.
Anlass für den Informationsabend waren die immer wieder an die Stadt herangetragenen Klagen zu der schlechten Mobilfunkversorgung, vor allem im Norden und Osten Walldorfs sowie in Teilen des Stadtzentrums. Auch das Schulzentrum habe eine ungenügende Netzabdeckung, so Christiane Staab, was sich in Krisensituationen negativ auswirken könne.
Um die Situation zu verbessern und ein flächendeckendes Mobilfunknetz zu schaffen, müssten im Stadtgebiet Mobilfunkmasten aufgestellt werden. Da der Gemeinderat im Jahr 2004 den Beschluss fasste, auf öffentlichen Gebäuden und Plätzen keine Mobilfunkmasten zuzulassen, müsste diese Entscheidung gegebenenfalls revidiert werden. Daher war die Meinung der Walldorferinnen und Walldorfer gefragt, die in sehr überschaubarer Anzahl der Einladung der Stadt gefolgt waren. Als externer Experte gab Diplom-Ingenieur Markus Ridder von der Firma IMST GmbH in Kamp-Lintfort einen Überblick über die derzeitige Mobilfunkversorgung. Es handle sich um zehn Sektoren in Richtung Innenstadt, so Ridder. Mit einer Sendefrequenz können maximal acht Telefone gleichzeitig bedient werden. Somit seien achtzig Gespräche zur selben Zeit möglich. Im Vergleich zu einer anderen Stadt von Walldorfs Größe mit 34 Sektoren sah Ridder in Walldorf „eine Unterdeckung“.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte die Stadt angeboten, Fragen an die Experten bereits online einzureichen. Hier standen eindeutig gesundheitliche Aspekte im Vordergrund. „Wir würden als Anwohner einer Strahlenbelastung ausgesetzt, die laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Gesundheit belastet“, hieß es beispielsweise. Auch wurde eine Ausweitung des Mobilfunknetzes kritisch gesehen, „wo doch jeder in seinem Haushalt über WLan“ verfüge. Nicht einzusehen sei, warum die Strahlenbelastung für alle Bewohner 24 Stunden täglich erhöht werde, „wo doch nur einige wenige einen Mangel verspüren“. Kritisiert wurde auch, dass „keine der bisher verwendeten digitalen Funktechniken im Vorfeld einer Gesundheitsüberprüfung“ unterzogen worden sei. Der Mobilfunk sei von der WHO auf die Liste der krebserregenden Stoffe aufgenommen worden, so ein weiteres Argument kontra Mobilfunknetzausweitung. Auch beim Informationsabend wurden vor allem gesundheitliche Bedenken geäußert.
Professor Dr. Gerhard A. Wiesmüller von der Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin in Köln ging als Experte auf die gesundheitlichen Aspekte ein. Er gab zu bedenken, dass „die aktuelle wissenschaftliche Literatur die Befürchtung, dass Mobilfunkfelder ursächlich für Erkrankungen“ seien, nicht stütze. Von einem erhöhten Krebsrisiko könne man nicht ausgehen, so Wiesmüller. Wenn Grenzwerte eingehalten würden, seien nach wissenschaftlichen Erkenntnissen keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Direkt neben einer Mobilfunkstation, in einem Abstand von etwa sechs Metern, dürfe man sich allerdings nicht aufhalten. Die Frage der Langzeitwirkung über fünfzehn Jahre hinaus sei nicht geklärt, so Wiesmüller. Von völlig konträren Haltungen in Sachen Handys bei Kindern unter 16 Jahren konnte Wiesmüller noch berichten. Während die Wiener Ärztekammer ein Handyverbot für unter 16-Jährige fordere, wolle Nordrhein-Westfalen die Schulen digitalisieren.
In Walldorf wird sich der Gemeinderat nun intensiv mit der Thematik befassen. Sollte er sein Votum von 2004 revidieren, müsste er, unter Beteiligung von Experten, entscheiden, wo ein Mast gesetzt wird. Als Standorte kommen im Stadtgebiet das Rathaus und die Astoria-Halle in Frage.
Der Frage, wie es mit der Mobilfunkversorgung in Walldorf weitergehen soll, gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Informationsabends nach.
Text: Stadt Walldorf
Foto: Pfeifer