EVANGELISCHE KIRCHE IM FOKUS
Eine Veranstaltung der Evangelischen Kirchengemeinde Walldorf am Sonntag, 10.03.2024, um 19 Uhr
Seit drei Jahren hat eine Gruppe von Wissenschaftlern aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Strukturen und Bedingungen, die den Missbrauch von Macht und sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie möglich machen, untersucht. Das Ergebnis dieser Studie („ForuM-Studie“) wurde an 25. Januar von der Forschungsgruppe vorgestellt und der EKD übergeben. Was befürchtet wurde, ist eingetreten: Das Ausmaß an sexualisierter Gewalt ist höher als in evangelischen Kreisen bisher angenommen
wurde. Es wird vermutet, dass durch die Studie nur die „Spitze des Eisbergs“ ermittelt werden konnte. Schon jetzt ist klar: Die Forschungen müssen fortgesetzt werden.
Für Betroffene hatten und haben ihre Erfahrungen weitreichende Folgen. Sie berichten davon, dass sie in der evangelischen Kirche oft alleingelassen und ihre Rufe nicht gehört oder ignoriert wurden. In den Landeskirchen und in ihren Gemeinden ist mit der Tatsache sexualisierter Gewalt sehr spät, oft undurchsichtig und unsystematisch umgegangen worden. Es entsteht der Eindruck, dass auch die Aufarbeitung nur schleppend vorangeht.
Unklare Zuständigkeiten, häufige Grenzen- und Distanzlosigkeit im Umgang miteinander, ein übergroßer Wunsch nach Harmonie und Zusammengehörigkeit werden benannt. Möglicherweise blockiert ein verbreitetes Selbstbild unter evangelischen Christen eine saubere Aufarbeitung: „Meine Kirche ist theologisch und moralisch fortschrittlich im Vergleich zur katholischen Kirche und nicht durch Zölibat und veraltete Sexualethik beschädigt. So etwas kann bei uns nicht passieren.“ Und so wirken die Ergebnisse der Studie auf viele kirchennahe aber auch kirchenferne Evangelische wie ein Schock.
Unter Leitung von Professor Dr. Harald Dressing war das Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim zusammen mit der Universität Heidelberg Teil des Forschungsverbunds und beteiligt am „Teilprojekt E“ der ForuM-Studie, welches sich dem Umgang der Landeskirchen mit den Vorwürfen sexualisierter Gewalt befasst.
Professor Dressing war sofort bereit, über die Ergebnisse der Studie zu berichten und sich den interessierten Besucherinnen und Besuchern von Punktsieben zur Verfügung zu stellen. Er ist unser Gast am Sonntag, den 10. März 2024 um 19.00 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus in Walldorf.
Weitere Informationen unter: www.punktsieben.org