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Massenvermehrung des Borkenkäfers erwartet

6. November 2015 | Das Neueste, Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises

Förster kämpfen mit Auswirkungen des trockenen Sommers – Massenvermehrung des Borkenkäfers erwartet

rp_43F-RNK-Wappen-250x300.jpgDie Förster des Rhein-Neckar-Kreises bereiten sich auf schwierige Zeiten vor.

Der heiße Sommer und die geringen Niederschläge bedeuteten für den Wald puren Stress, betont Kreisforstamtsleiter Dr. Dieter Münch. Die Bäume seien zwar für Trockenperioden gerüstet.

Aber in diesem Sommer seien viele an die Grenzen ihrer Anpassungsmöglichkeit gekommen und hätten zusätzlich vorzei-tig Nadeln und Blätter fallen lassen, um den Wasserverbrauch einzuschränken.

„Die Bäume kämpften ums Überleben und wurden dadurch auch anfälliger für Krankheiten, wie Pilzinfektionen und Insektenbefall“, so Dr. Münch.

Für die Förster heißt es nun, eine Massenvermehrung der Borkenkäfer in den Wäldern des Odenwaldes und im Kraichgau zu verhindern. In den Kiefernwäl-dern des Rheintals geht es in den nächsten Jahren darum, Wege zu finden, um die Waldstruktur auf großer Fläche überhaupt zu erhalten.

Diese Spuren hat der Sommer 2015 in den einzelnen Waldregionen des Rhein-Neckar-Kreises hinterlassen: In den Wäldern des Odenwaldes hatten vor allem die Fichten mit dem Was-sermangel ihre Probleme.

Als Flachwurzler waren für sie die Wasservorräte in der oberen Bodenschicht bereits sehr schnell erschöpft. Die so geschwächten Bäume können sich nicht mehr so kraftvoll gegen die Borkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher wehren.

Erste abgestorbene Bäume sind daher im Oden-wald meist Fichten. Wichtig ist jetzt, die Fichten im Wald zu finden, die bereits vom Borkenkäfer befallen sind, aber noch eine grüne Baumkrone haben.

Denn in diesen Fichten und im umliegenden Boden überwintern die Borkenkäfer und warten auf ein neuerliches warmes, trockenes Frühjahr. Den Waldarbeitern und Förstern, die in letzter Zeit viele Stunden damit zugebracht haben, solche Fich-ten zu suchen und einzuschlagen, helfen dabei manchmal die Spechte, die bereits die Baumrinde angeschlagen haben und so auf einen Befall mit Borkenkä-fern hinweisen.

Besser verkraftet haben Douglasie und Tanne die Trockenheit, da sie tiefer wurzeln und gerade die Douglasie viel besser auf Trockenperioden angepasst ist als die Fichte.

Gezeichnet haben auch die im Odenwald im Na-turwald vorherrschenden Buchen. Vorzeitiger Laubabfall und erste absterbende Baumkronen sind zu beobachten. In den Kraichgauwäldern wachsen die Bäume auf Böden, die besonders viel Wasser speichern können.

Buchen- und Eichenwälder sind dort prägend. Ge-rade die tiefwurzelnde Eichen verkraftete Trockenheit noch mit am besten. Dort sind aber auch die Buchen, die besonders viel Wasser verbrauchen, an ihre Grenzen gestoßen.

Manche Bäume beginnen nun, von oben her abzusterben. Es bleibt das nächste Frühjahr abzuwarten, wie stark die Schädigung tatsäch-lich war und wie gut sich die Bäume erholen.

Auf den sehr wasserdurchlässigen Sandböden des Rheintals verlief der Ab-sterbeprozess an Kiefern und Buchen besonders dramatisch. Die nördliche Oberrheinebene ist die Region in Baden-Württemberg, die vom Klimawandel besonders betroffen wird.

Bereits jetzt ist es mit die wärmste und nieder-schlagsärmste Region in Baden-Württemberg und das gekoppelt mit Böden, die nur für wenige Tage bis Wochen genügend Wasser für die Bäume speichern können.

Das Baumwachstum findet schon heute am Grenzbereich statt. Soll-ten, wie prognostiziert, die Temperatur um bis zu weitere 2 C° ansteigen und die Sommerniederschläge geringer werden, verschlechtern sich die Ausgang-bedingungen für das Baumwachstum nochmals erheblich.

Hinzu tritt, dass sich die Lebensverhältnisse für Insekten, z.B. den Maikäfer, dadurch deutlich ver-bessern und das Baumwachstum zusätzlich durch Insektenfraß an den Blättern und Wurzeln beeinträchtigt wird.

Hier sind erste Auflösungserscheinungen der Wälder zu beobachten. Eingeschleppte Pflanzen wie die Kermesbeere finden unter diesen Verhältnissen eine ökologische Nische, in der sie sich sehr wohl fühlen und massiv ausbreiten.

Die heimische Tier- und Pflanzenwelt könnte dadurch verdrängt werden.

Die Kiefernwälder in der Rheinebene sind daher derzeit die größten Sorgenkinder der Kreis-Förster.

 

Quelle: Landratsamt RNK

 

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