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Magische Momente im Archiv des Gedächtnisses

19. Dezember 2012 | > Walldorf, Das Neueste

Annette Blaschkes „ZwischenZeiten“ im Rathaus Walldorf

Eine umfangreiche Werkschau serieller Arbeiten präsentiert die in Wiesloch lebende Künstlerin Annette Blaschke zurzeit im Walldorfer Rathaus. Bürgermeisterin Christiane Staab erwähnte bei der Vernissage am 5. Dezember freudig, dass Annette Blaschke seit zwölf Jahren ein Atelier in Walldorf hat und offensichtlich „von unserer Stadt inspiriert wird“.

Noch etwas enger sei die Beziehung zu Walldorf im Jahr 2001 geworden, so die Bürgermeisterin, nachdem sich Annette Blaschke um den ersten Kunstpreis der Stadt Walldorf, der damals gemeinsam mit der SAP AG ausgelobt wurde, beworben habe und in die Auswahl der zehn besten Künstlerinnen und Künstler gekommen sei. Die zahlreichen Gäste der Vernissage ermunterte die Bürgermeisterin ausdrücklich, sich den überwiegend kleinformatigen Bildern der Künstlerin anzunähern. „Was zunächst aus der Ferne als eher geschlossene Fläche wirkt, öffnet sich beim Herantasten, beim genauen Hinsehen und gibt der Phantasie Raum“, empfahl sie. Sich Annette Blaschkes „Wunderkammern“ zu nähern, lohne auch wegen des beeindruckenden Umgangs mit Farbe und Form. Herzlich dankte die Bürgermeisterin nicht nur Annette Blaschke, sondern auch Walldorfs Kunstbeauftragtem, Hartmuth Schweizer, dem es immer wieder gelinge, für die Reihe „Kunst im Rathaus“ Künstlerinnen und Künstler zu gewinnen, die nicht nur mit Leidenschaft, sondern auch mit hohem künstlerischem Anspruch arbeiteten. Ihren Dank richtete sie auch an den Gemeinderat, der dazu beitrage, dass Kreative in Walldorf einen fruchtbaren Boden vorfänden.

Auch Hartmuth Schweizer, der in Annette Blaschkes Werk einführte und berichtete, dass er die Entwicklung der Künstlerin über die Jahre mit großem Interesse verfolgt habe, bestätigte, dass das kleine Format die Nähe brauche. „Das kleine Format, das dem Individuum den Dialog abverlangt, das den Betrachter nicht überwältigt, fordert doch die volle Aufmerksamkeit.“ Es sei kein Zufall, so Schweizer, dass das kleine Format mit der zunehmenden Wertschätzung des Individuums populär geworden sei. Dies im Gegensatz zu höfischen und kirchlichen Werken, die Macht und Reichtum oder Heiligkeit repräsentierten. Sei man Annette Blaschkes Bildern nahe gekommen, könne man es wagen, die Spuren der Entstehung zu lesen. „Permanent werden wir Zeuge des Malprozesses, des Experimentierens, des Suchens und Verwerfens von Farbe und Form“, so Schweizer. Blaschke lege mit verschiedensten Werkzeugen wie Pinsel, Spachtel, Mallappen oder Walze Spuren, die sie wieder verwische. Ihr Umgang mit bildnerischen Techniken und Mitteln sei virtuos. Als noch viel bemerkenswerter stufte Schweizer jedoch „die Sicherheit der Entscheidung, im richtigen Moment den Fluss des Prozesses zu stoppen, bei gleichzeitiger Ruhe und Offenheit und Entspanntheit, alles zuzulassen“ ein. Dieses Phänomen fand Schweizer auch im Titel der Ausstellung, „ZwischenZeiten“, wieder. „Magische Momente“ bestimmten das Arbeiten Annette Blaschkes. Sie erlebe in ihrer Arbeit immer wieder flüchtige Momente, bei denen eine Farbe, eine Form oder eine Struktur oder Komposition „eben noch nicht war und gleich vielleicht nicht mehr sein wird“. „Die phantastische Illusion des Zeitlosen“ zerbreche jedoch schon im Fixieren dieses Moments. Die „erstaunliche serielle Kraft“, die das Werk Blaschkes bestimme, scheine daraus zu entstehen, dass sie diesen Moment immer wieder erleben wolle, mutmaßte Schweizer.

Dass die Künstlerin dabei aus durchaus profanen Quellen schöpft, bestätigen ganz materielle Gegenstände, die sie zu ihren Arbeiten inspirieren. So ist sie zu einem alten Bauernhaus zurückgekehrt, das in ihrer Kindheit ein Stück Heimat für sie war und hat die vielfältigen bäuerlichen Kulturgegenstände verarbeitet. Neues sei entstanden, „ZwischenZeiten“, die ein vorläufiges Archiv des Gedächtnisses seien, bevor auch dieses irgendwann wieder verwandelt würde.
„Wunderkammern“ hatte Bürgermeisterin Christiane Staab die Bilder von Annette Blaschke genannt, die sie auch an die früheren Guckkästen erinnerten. Den Begriff der „Dornröschenbilder“ brachte Hartmuth Schweizer ins Spiel, der meinte, dass der Betrachter, das Wagnis eines „verschlungenen, von Dornen bewachsenen Weges“ gehen müsse, um das sehen zu können, was die Bilder eigentlich sichtbar machen wollten. „As time goes by“ intonierte Saxophonist Bernd Pfeffer passend zum Thema.

→ Die Ausstellung ist noch bis 18. Januar im Rathaus während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen.

Zum Foto:

Künstlerin Annette Blaschke (li.) mit Hartmuth Schweizer und Bürgermeisterin Christiane Staab (Foto: Pfeifer)

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