Landtagsvizepräsident Born ergreift Initiative: „Es ist unsere Verantwortung, Jugendliche zu schützen“
Es ist ein Thema, das niemanden kalt lässt: Im Eppelheimer Buchladen ging es am vergangenen Mittwoch um die sogenannte Loverboy-Methode und wie junge Mädchen besser davor geschützt werden können. Eingeladen hatte Landtagsvizepräsident Daniel Born gemeinsam mit den SPD Frauen Baden-Württemberg. Unter dem Titel „Loverboys das Handwerk legen“ vereinte die Veranstaltung Lesung und Diskussion zu einem emotional bewegenden Abend bei Gastgeberin Dr. Christine Beil.
Die Journalistin und Autorin Barbara Schmid las bewegende Passagen aus ihrem Buch „Schneewittchen und der böse König“, das sie gemeinsam mit der Betroffenen Katharina M. verfasst hat. Das Buch zeichnet die erschütternde Geschichte von Katharina nach, die als Siebzehnjährige durch ihren Reitlehrer in die sexuelle Ausbeutung gezwungen wurde. Aus der vermeintlichen großen Liebe wurde für Katharina ein Gefängnis aus Abhängigkeit, Missbrauch und Gewalt, das sie erst nach elf Jahren Leidensweg verlassen konnte. „Diese Geschichten passieren nicht irgendwo weit weg, sondern in unserer Nachbarschaft, in unseren Schulen, vor unseren Augen“, warnte die Autorin, die jahrelang für das Buch recherchiert und sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat.
Im anschließenden Gespräch, moderiert von Daniel Born, wurde die gesellschaftliche und politische Dimension der Loverboy-Methode deutlich. Besonders betroffen von dieser nahezu unsichtbaren Menschenrechtsverletzung sind Mädchen und junge Frauen, die durch psychologische Manipulation in emotionale Abhängigkeit in die Prostitution gezwungen werden. Das Buch beleuchtet die Lebensrealität vieler Frauen in der Prostitution. „Die meisten Frauen in der Prostitution verkaufen ihren Körper nicht freiwillig,“ widerspricht die Journalistin der Darstellung, es handle sich bei Sexarbeit um eine freiwillig erbrachte Dienstleistung. Über 90 % der Frauen im Milieu würden dort durch Zwang und Abhängigkeit ausgebeutet. Eine zentrale Forderung, die Schmid aus ihren Recherchen ableitet, ist ein Verbot des Sexkaufs in Deutschland. Es brauche mehr Aufklärungsarbeit über die Realität der Frauen in der Prostitution, so die engagierte Journalistin.
„Wenn wir von Sexkauf sprechen, reden wir im Klartext über Gewalt, denn es ist Sexualität ohne echten Konsens,“ argumentierte auch die Traumatherapeutin Dr. Brigitte Schmid-Hagenmeyer, Vorsitzende der SPD Frauen Baden-Württemberg: „Prostitution darf nicht als „normale“ Dienstleistung akzeptiert werden. Sexuelle Handlungen gegen Geld schädigten eine Person oft psychisch und körperlich – und das langfristig.“ Eine Position, die auch Born teilt. Die SPD Baden-Württemberg spricht sich für das Nordische Modell aus, zu dem neben einem Sexkaufverbot auch die Stärkung der Ausstiegsberatung gehört. „Wir müssen verhindern, dass Täter von dieser Ausbeutung profitieren. Wir brauchen mehr Aufklärung, frühe Prävention und konsequente Strafverfolgung,“ erklärte der SPD-Bildungsexperte, der unter anderem mit einer eigenen parlamentarischen Initiative der Loverboy-Methode den Kampf angesagt hat. Er kritisierte, dass es in Baden-Württemberg weder ein standardisiertes Präventionsangebot noch eine Verankerung des Themas in den Bildungsplänen gibt. „Nur wenn Jugendliche diese Masche kennen, können sie sich schützen. Es braucht flächendeckende Programme und die Einbindung von Schulen, um jungen Menschen das Wissen und das Selbstbewusstsein mitzugeben, das sie schützt.“
Die offene Diskussionsrunde ermöglichte es dem Publikum, Fragen zu stellen und eigene Perspektiven einzubringen. Viele äußerten Betroffenheit. „Dieser Abend hat Augen geöffnet“, fasste eine Teilnehmerin ihre Eindrücke zusammen. Für Born ist klar: Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt, um Aufmerksamkeit für ein oft übersehenes Thema zu schaffen. „Die Zahl der Betroffenen steigt. An jeder Schule gibt es im Durchschnitt einen Fall. Viele Opfer schämen sich nach wie vor, Hilfe zu suchen. Hier brauchen wir mehr Unterstützungsangebote und eine sensibilisierte Öffentlichkeit. Gemeinsam können wir viel bewegen. Es liegt in unserer Verantwortung, junge Menschen vor dieser grausamen Erfahrung zu bewahren und denen zu helfen, die Leid erfahren haben“, betonte der Schwetzinger Abgeordnete.
Die Lesung war Teil einer größeren Initiative, die auch eine Präventionsveranstaltung für Schüler und Schülerinnen des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums umfasste. Am darauffolgenden Tag boten Schmid und Born in Kooperation mit der Stadtbücherei Eppelheim ein weiteres Format speziell für Jugendliche an.
Der Abend war ein wichtiger Beitrag zum dringend notwendigen gesellschaftlichen Diskurs und belegte eindrucksvoll, dass Aufklärung der Schlüssel ist, um Täter zu stoppen und Jugendliche besser zu schützen.
Auf dem Gruppenbild sind von links nach rechts abgebildet: Daniel Born MdL, Barbara Schmid (Autorin), Dr. Brigitte Schmid-Hagenmeyer (Vorsitzende der SPD Frauen BW), Dr. Christine Beil (Inhaberin des Eppelheimer Buchladens).
Pressemitteilungs: Daniel Born MdL SPD
Foto: Anja Wilhelmi-Rapp