liest aus ihrem Buch „Ich dachte, das sei mein Ende…“ – Gespräche mit Zeitzeugen über ihre Erlebnisse im 2. Weltkrieg
Auszug aus dem Buch:
Es war Karfreitag, 30. März 1945. Das Dorf Dielheim bei Wiesloch, nahe Heidelberg, lag wie ausgestorben. Die Einwohner saßen in den Kellern oder in selbst gebauten Erdbunkern, um angesichts der immer näher rückenden Front Schutz vor Angriffen zu finden. Ich stand allein auf der Landfriedstraße vor der Metzgerei der Familie Rausch, bei der ich zu Besuch war, als sich ein Motorrad näherte. Darauf ein junger Wehrmachtsangehöriger im grauen Ledermantel, Stahlhelm auf dem Kopf. Offenbar ein Kradmelder. Er hielt an und sagte zu mir: »Ich bin hier der letzte deutsche Soldat. Jetzt kommen die Amerikaner!«
Mehr Infos im Internet: http://www.herbig-verlag.de
Diese Termine stehen fest:
Fr., 10. März 2017 – Dielheim, Pfarrsaal kath. Kirche 19.00 Uhr Veranstalter: Arbeitskreis Asyl Dielheim
Sa., 11. März 2017 – Baiertal, ev. Kirche 19.00 Uhr Veranstalter: Arbeitskreis Asyl Dielheim
So., 12. März 2017 – Rauenberg (Spiegelsaal, Mannabergschule) 17.00 Uhr Veranstalter: Gemeindeverwaltungsverband Rauenberg.
Der Eintritt ist frei.
Über die Autorin:
Gudrun Gloth blickt auf eine über 50-jährige Karriere als Journalistin zurück. 1931 in Karlsruhe geboren, machte sie 1951 Abitur am dortigen Mädchenrealgymnasium Fichteschule und erhielt den Scheffelpreis für besondere Leistungen in deutscher Sprache. Zehn Jahre arbeitete sie erfolgreich als Chefredakteurin der Zeitschriften Filmjournal und Film-Revue, danach als freie Journalistin. Sie verfasste auch die Memoiren von Gustav Knuth (‚Mit einem Lächeln im Knopfloch‘) und Hans Söhnker (‚Und kein Tag zuviel‘).
Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble schrieb im November 2016:
Ein Chor der Erinnerungen – wie Sie es zutreffend beschreiben – ist Ihr lesenswertes Buch geworden, authentisch und gerade deshalb wertvoll für die nachfolgenden Generationen, die derartige Grausamkeiten nicht mehr durchleben mussten. Möge es allen Lesern Mahnung sein, unsere Freiheit auch manches Mal in Demut dankbar zu reflektieren und nicht als allzu selbstverständlich hinzunehmen.
Zum Buch:
»Der Mensch ist haltbar!«, lautete das lapidare Fazit eines der Interviewpartner zum Thema Zweiter Weltkrieg. Das »Tausendjährige Reich« war es zum Glück nicht. Über Jahrzehnte befragte die Journalistin Gudrun Gloth Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kunst, wie sie persönlich die Jahre bis zum Zusammenbruch des »Dritten Reiches« erlebt hatten.
Einschneidend und prägend war diese Zeit für sie alle, dennoch belegen die unterschiedlichen Erzählungen, dass der Krieg für jeden von ihnen sein eigenes Gesicht hatte: als hässliche Fratze direkt an der Front oder in der noch »heilen Welt« der Heimat, bis auch diese im Feuersturm unterging.
Über Jahrzehnte befragte die Journalistin G. Gloth Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kunst, wie sie persönlich die Jahre bis zum Zusammenbruch des „Dritten Reichs“ erlebt hatten. Einschneidend und prägend war diese Zeit für sie alle, dennoch belegen die unterschiedlichen Erzählungen, dass der Krieg für jeden von Ihnen sein eigenes Gesicht hatte: als hässliche Fratze direkt an der Front oder in der noch „heilen Welt“ der Heimat, bis auch diese im Feuersturm unterging. Hier fügen sich diese Lebensberichte zu einem lebendigen Stück Zeitgeschichte.
Hier erstmals in Buchform veröffentlicht, fügen sich diese individuellen Lebensberichte zu einem lebendigen Stück Zeitgeschichte. Zeitzeugen-Gespräche mit Berthold Beitz, Claus Biederstaedt, Dieter Borsche, René Deltgen, Josef Ertl, Helmut Fischer, Sepp Herberger, Gustav Knuth, Hans-Joachim Kulenkampff, Erich Mende, Inge Meysel, Horst Naumann, Josef Neckermann, Günter Pfitzmann, Carl Raddatz, Annemarie Renger, Max Schmeling, Beate Uhse, Günther Ungeheuer, Richard von Weizsäcker.
Die Autorin über sich:
Damals war ich 13 Jahre, 8 Monate alt, »Jungmädel«, also Mitglied der weiblichen »Hitlerjugend«, und in gläubiger Erwartung des deutschen »Endsiegs« aufgewachsen. Der Kradmelder fuhr weiter, seiner kampflos abgezogenen Einheit nach. In einem Hohlweg entschwand er meiner Sicht. Für mich aber war gerade die Welt untergegangen.
Weitere Auszüge aus dem Buch mit „Dielheim“:
….Ausländische Zwangsarbeiter, damals »Fremdarbeiter« genannt, streiften nun frei umher. Gerüchte über Plünderungen in Wiesloch kursierten. Ich wollte das Unerhörte mit eigenen Augen sehen, setzte mich auf mein Rad und fuhr zu dem drei Kilometer entfernten Städtchen. Weiter als bis an Wieslochs Stadtgrenze kam ich nicht. Ein Mann, dessen Sprache ich nicht verstand, stoppte mich und riss mein Rad an sich. Mich dagegen zu wehren erschien mir nicht ratsam. Unter Wuttränen ging’s zu Fuß nach Dielheim zurück.
….Wenig später setzte plötzlich heftiges Artilleriefeuer ein. Die Amerikaner bereiteten ihre Rheinüberquerung mit Granatenbeschuss aus allen Rohren vor. Auch Dielheim wurde getroffen. Als ich in einer Feuerpause auf die Straße trat, sah ich eine Staubwolke in der Nähe des kleinen Bahnhofs über den Dächern aufsteigen. Ich rannte dorthin, um vielleicht helfen zu können. Doch der jungen Frau, die in einer riesigen Blutlache auf dem Küchenboden des getroffenen Hauses lag, war nicht mehr zu helfen. Ein Granatsplitter hatte ihre Halsschlagader aufgerissen.
….Als die US-Artillerie am 31. März ihr Trommelfeuer schlagartig beendete, trat in der badischen Ebene eine Weile gespannte Stille ein. Dann kamen die Amerikaner. Über Wiesloch sickerten die G. I.s geradezu gemächlich in Dielheim ein. Auf leisen Sohlen, in Schützenreihe rechts und links der Straße, immer sichernd nach allen Seiten blickend und in Deckung der Häuser, sah ich sie kommen. Dann schlug einer mit dem Gewehrkolben gegen die Tür. Mein Schulenglisch prädestinierte mich als Türöffner. Ein langer Lulatsch in fremder Uniform musterte mich, grinste breit und durchsuchte dann mit einigen Kameraden das Haus nach verborgenen Waffen und versteckten deutschen Soldaten, die es freilich bei uns nicht gab. Kaugummi kauend zogen sie weiter. In unserer Gegend war der Krieg aus
Vom Klappentext:
„Die Ereignisse um 1945 sind für diejenigen, die nicht zur Erlebnisgeneration gehören, weit entfernt und nebulös. Doch mit dem Schicksal bekannter Persönlichkeiten verbunden, gewinnen sie an Deutlichkeit und werden plastisch. Das Buch ist eine echte Geschichtsstunde.“
Prof. Dr. George Turner, ehemaliger Senator für Wissenschaft und Forschung des Landes Berlin
„So kann man auch jungen Menschen den Irrsinn des Zweiten Weltkriegs nahebringen. Ein unverzichtbares Dokument über die Zeit des Grauens, die jeder Betroffene auf seine Art und Weise zu überwinden versucht hat.”
Dr. Birgit Meseck-Thieme, Studienrätin an der Gustav-Heinemann-Schule, Tempelhof-Schöneberg
Links:
Herbig Verlag: www.herbig-verlag.de
Buch bei Amazon: https://www.amazon.de/Ich-dachte-das-mein-Ende/dp/3776627697
Artikel über die Autorin: www.bz-berlin.de/kultur/mehr-kultur/die-berlinerin-die-das-kriegsende-konservierte
Quelle: Text Arbeitskreis Asyl Dielheim
Fotos: Nobel-Press, F.G. Schulze