Die Stühle in den neuen Räumlichkeiten der Buchhandlung Dörner waren bis auf den Platz belegt, als Angela Marquardt vergangenen Montag aus ihrem Buch „Vater, Mutter, Stasi“ las.
Im Gespräch mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci erzählte die Autorin des Bestsellers ihre spannende Lebensgeschichte.
Nach der Wende machte sie schnell Karriere und zog 1998 für die PDS in den Bundestag ein. 2002 sah sie sich plötzlich einer öffentlichen Hetzjagd ausgesetzt, denn Stasi-Akten legten offen, dass sie sich als Jugendliche zur Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit verpflichtet hatte. Das Buch, so beschreibt es die Autorin, war für sie die Aufarbeitung ihrer eigenen Vergangenheit.
Angela Marquardt schilderte im Gespräch wie das System Stasi Jugendliche für seine Zwecke missbrauchte. „Durch meine Akten habe ich erfahren, dass die Stasi mein Leben bis zum Jahr 1995 vorgezeichnet hatte, inklusive meiner zukünftigen Abschlüsse und meiner Berufswahl“, erzählte die Autorin.
Ohne es zu wissen, habe sie sich in einer Art Ausbildungsphase zur Stasioffizierin befunden.
Der frühe Kontakt war dabei durch ihr Elternhaus zustande gekommen, in dem Stasi-Offiziere ein und aus gingen, die Marquardt aber nur als Freunde ihrer Eltern kannte.
Gerade wegen ihrer Erfahrungen erinnert Angela Marquardt heute regelmäßig in Gesprächen mit jungen Menschen daran, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit ist, sondern vielmehr Bewusstsein und Einsatz verlangt.
Zu der Lesung hatten wie jedes Jahr Lars Castellucci, die Evangelische Kirchengemeinde Wiesloch, der Jüdisches Leben Kraichgau e.V., die Katholische Seelsorgeeinheit Wiesloch-Dielheim und die SPD Rhein-Neckar geladen, um des 9. November zu gedenken.
Quelle: Wahlkreisbüro Dr. Lars Castellucci, MdB