Born: Wir müssen Fachkräfte nicht nur gewinnen, sondern auch halten
Neckargemünd. Am 10. Februar besuchte Landtagsvizepräsident Daniel Born die evangelische Kita in Mückenloch. Kita-Leiterin Andrea Böhme-Thomas hatte im Spätherbst vergangenen Jahres an Verantwortliche in der Landespolitik ein Schreiben adressiert, in dem sie die Rahmenbedingungen in baden-württembergischen Kitas kritisiert hatte. Die Entscheidung der Landesregierung, dem Mangel an Kita-Plätzen durch eine Ausweitung der Höchstgruppenstärke zu begegnen, war dabei der Ausgangspunkt für ihre Initiative: „Kindertagesstätten arbeiten am Limit. Eine weitere Verschlechterung der Gesamtsituation ist nicht mehr tragbar und zum Wohle der Kinder nicht mehr verantwortbar“, so die Pädagogin in ihrem Schreiben, mit dem sie politische Entscheidungsträger in ihre Kita einlud, um sich selbst ein Bild zu machen.
SPD-Bildungsexperte Born folgte dieser Aufforderung gerne. Sein Besuch begann bei den Kindern der Leopardengruppe. „Seit vielen Wochen ist das der erste Tag, an dem das Wort Leopard einen uneingeschränkt positiven Klang hat“, freute sich der Sprecher für frühkindliche Bildung der SPD-Landtagsfraktion über den direkten Kontakt mit den Kindern, die ihn sofort umringten: „Was macht ein Politiker?“ – „Was wirst du zu Fasching?“ – „Kennst du das Spielplatzdiplom?“ Kinderfragen, für die sich Born ebenso viel Zeit nahm wie später für die Fragen von Andrea Böhme-Thomas und ihrem Team.
Im Gespräch mit den pädagogischen Fachkräften war der Fachkräftemangel in den Kindertageseinrichtungen eines der Kernthemen. Böhme-Thomas äußerte dazu ihre Sorge vor einer Abwertung des Erzieherberufs durch kurze, ihrer Befürchtung nach oberflächliche Qualifikationen für Quereinsteiger. „Unsere Kitas sind Bildungseinrichtungen, die nicht durch einen fortgesetzten SOS-Modus an die Wand gefahren werden dürfen. Die erwachsenen Köpfe zu zählen, reicht in diesem komplexen System nicht aus, um dem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Wir benötigen Kitas, in denen Kinder sich wohlfühlen und entfalten können. Das sind Bildungsorte, die Teilhabe ermöglichen, die individuelle Förderung leisten, die Benachteiligungen ausgleichen und Zusammenhalt und Demokratie stärken“, plädiert der SPD-Abgeordnete dafür, die Notsituation in den Kitas als gesellschaftliche Herausforderung ernst zu nehmen.
„Für mich ist wichtig, mit den Betroffenen vor Ort in engem Austausch zu sein und über die Maßnahmen zu sprechen, die wirklich helfen – die die grün-schwarze Landesregierung aber nicht ergreift. Wir brauchen mehr Studien- und Ausbildungsplätze in Voll- und Teilzeit und müssen die Anleitung von Auszubildenden honorieren. Wir brauchen Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte zur Entlastung des pädagogischen Personals und müssen Aufstockungs- und Rückkehrboni auszahlen. Vor allem aber müssen wir dafür sorgen, dass die Fachkräfte auch in den Kitas bleiben», skizziert Born Eckpunkte der Fachkräfteoffensive, die er bei der Landesregierung vermisst. „Eine Imagekampagne reicht nicht aus. Die Rahmenbedingungen von der Leitungszeit bis zur Gesundheitsförderung müssen sich spürbar verbessern. Nur dann können wir die Erwartungen von Menschen, die diesen schönen Beruf ergreifen, erfüllen“, ist sich der Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Schwetzingen sicher.
„Jedes Kind in Baden-Württemberg hat Anspruch auf einen qualitativ hochwertigen, räumlich nahen und gebührenfreien Kita-Platz. Denn der Grundstein für eine erfolgreiche Bildungsbiographie und damit die Chancen auf ein gutes Leben wird durch Frühkindliche Bildung gelegt“. Darüber ist sich der
langjährige Experte für frühkindliche Bildung mit den pädagogischen Fachkräften in Mückenloch einig. „Erfreulich, dass Herr Born sich einen persönlichen Eindruck vor Ort verschafft hat, denn hier arbeiten wir an der Zukunft Baden-Württembergs,“ verabschiedete Kita-Leiterin Böhme-Thomas den Vizepräsidenten des Landtags.
Quelle: Anja Wilhelmi-Rapp