„Manchmal fließen auch Tränen“
Der Kurs Validation richtet sich an Angehörige von an Demenz Erkrankten und soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in vier Modulen den Zugang zur Erlebniswelt der Erkrankten ermöglichen und damit die Belastungen verringern. Er wurde jetzt zum zweiten Mal in Kooperation mit der Stadt Walldorf und dem Verein Generationenübergreifendes Leben in Walldorf (GeLeWa) angeboten, der den Begegnungsraum im Mehrgenerationenhaus zur Verfügung stellte. Einen Großteil der Finanzierung übernahm die Barmer Ersatzkasse.
Das Angebot wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Walldorf durchgeführt und fand damals im Wintergarten des Astor-Stifts statt. Die Resonanz war sehr groß, und die Rückmeldungen der damaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer überaus positiv. „Uns war schnell klar, dass wir das gerne wiederholen möchten – der Bedarf ist auf jeden Fall da“, schildert Andrea Münch von der IAV-Stelle, die den Kurs von städtischer Seite organisiert. Da alle Teilnehmenden einen ähnlichen Hintergrund hätten, sei eine Art „Schicksalsgemeinschaft“ entstanden, die sich gegenseitig Halt gebe, so Münch.
Das bestätigt auch Yvonne Simon, eine der Teilnehmerinnen in diesem Jahr: „Es war sehr offen“, schildert sie die Atmosphäre. Sie habe von dem Kurs in der Walldorfer Rundschau erfahren und sich zur Teilnahme entschlossen. Zunächst habe sie es einfach auf sich zukommen lassen – und sei dann froh gewesen, „dass ich hingegangen bin“. Man bekomme die notwendigen „Tools“ vermittelt, die es im Umgang mit dementen Menschen brauche.
Kursleiterin Maria Dursy betonte, dass der Austausch untereinander sehr wichtig sei. „Es entstand schnell Vertrauen. Dadurch konnten die Themen auch richtig vertieft werden.“ Entscheidend sei, dass der Kurs einen geschützten Raum biete, „in dem man alles sagen kann“. Und: „Manchmal fließen auch Tränen.“ In den Modulen werde zwar viel Theorie vermittelt, doch auch die Praxis komme nicht zu kurz – etwa durch Rollenspiele oder Kleingruppenarbeit. Übungen wie die Zentrierung trugen dazu bei, „sich auf den betroffenen Menschen einzustellen“.
Yvonne Simon sah in dem Kurs eine „gute Grundlage, um die Angst vor der Demenz zu verlieren“. Und: „Man nimmt unheimlich viel mit fürs Private.“ Auf jeden Fall sei sie nun im Hinblick auf das Thema Demenz deutlich beruhigter.
„Wir halten es für sinnvoll, dass so ein Angebot bei uns stattfindet – das schlägt auch eine Brücke zu unseren Angeboten wie dem Café im Quartier“, so Andrea Gramlich, Vorsitzende von GeLeWa. Schließlich hänge thematisch alles eng zusammen, denn auch beim Café im Quartier werde ein geschützter Rahmen, eine „Wohlfühlatmosphäre“, geschaffen, in dem sich sowohl Angehörige als auch an Demenz Erkrankte austauschen und Kraft tanken können. Das Café im Quartier gibt es bereits seit 2022, es ist im Modellprojekt „Demenz im Quartier“ (2020 bis 2022) entstanden und findet als regelmäßiges Angebot (immer an jedem dritten Dienstag im Monat, jeweils von 15 bis 16.30 Uhr) im Treff des generationenübergreifenden Wohnhofs (Bürgermeister-Willinger-Straße 60) statt.
Text und Foto: Stadt Walldorf