Ungezwungener Dialog der Kontraste
„Zwei gute alte Bekannte“ konnte Erster Beigeordneter Otto Steinmann am 26. November bei der Vernissage der aktuellen Kunstausstellung im Rathaus begrüßen.
Monika Klein und Horst Busse, die erstmals gemeinsam ausstellen, waren beide bereits zu Gast in der Reihe „Kunst im Rathaus“ und Monika Klein ist als eine der beiden Preisträgerinnen des ersten Kunstpreises der Stadt Walldorf und der SAP, der 2001 vergeben wurde, besonders mit Walldorf verbunden. In der Reihe „Kunst im Rathaus“ wolle man der zeitgenössischen Kunst Raum geben, erklärte Otto Steinmann.
Dass er gerade Monika Klein und Horst Busse zusammengebracht habe, dürfte für diese selbst „eine kleine Überraschung“ gewesen sein, stellte Hartmuth Schweizer fest. Der Kunstbeauftragte der Stadt machte keinen Hehl daraus, dass dies durchaus mit seiner „Freude an der Provokation“ zu tun habe. Beide eine jedoch der gute Ruf, den sie sich dank ihrer Techniken und Sujets erworben hätten. So gelte Monika Klein als ausgewiesene Expertin auf dem Gebiet der Radierung, während Horst Busse sich der Autonomie des Materials verpflichtet fühle und sich mit Performances, Aktionen und theatralischen Installationen einen Namen gemacht habe. Vor allem die 1970er und 80er Jahre hätten Busse geprägt, so Schweizer, wohingegen Monika Klein in der Tradition der Radiertechnik stehe, deren Anfänge im Spätmittelalter lägen. Diese Technik habe die Entstehung des modernen Selbstverständnisses der Bürger begleitet und durch die Möglichkeit der Vervielfältigung vielen erst den Zugang zur Kunst eröffnet. „Erst spät wurden Radierung, Kupferstich und Hochdrucktechniken von der Funktion befreit, bekannte und berühmte Bilder zu vervielfältigen“, erklärte Schweizer. Mit den Techniken der Radierung könnten Ausdrucksformen allein durch Formqualitäten, durch Hell-Dunkel-Kontraste, durch Strukturen und durch Komposition erzeugt werden, ohne gegenständliche Bezüge. „Monika Klein steht ein außerordentlich großes Repertoire an handwerklichen Mitteln zur Verfügung, um diese Komplexität der Formensprache zu erreichen und sie beherrscht diese Mittel hervorragend“, urteilte Hartmuth Schweizer. Die Künstlerin habe sich ein „schier unendliches Spektrum an Varianten des Ausdrucks erarbeitet“, ein Repertoire differenzierter Linien und Flächenbeziehungen. Die Druckwerkstatt sah Schweizer als so etwas wie ein „Labor“, wobei der Zufall wichtiger Motor neuer Erkenntnisse sei. Den strengen und rational komponierten Arbeiten Monika Kleins antworteten die Objekte Horst Busses, die Strukturen und Farbtöne eher spielerisch aufnähmen. „Seine Radikalität in der Auswahl der Mittel und Aktionen haben als Ziel immer Klarheit“. Große Bedeutung messe Busse der Natur und natürlichen Prozessen, der Vergänglichkeit, aber auch immer wieder neuem Leben bei. Erdbilder und Landart-Projekte, von denen eines auf der noch unbebauten „Drehscheibe“ realisiert wurde, werteten „unsere kostbare Umgebung, unser Umfeld, durch das wir so oft gedankenlos gehen, künstlerisch auf“, meinte Schweizer. Im Rathaus sind Glasstelen zu sehen mit Naturresten, Pflanzen, Erden, Steinen, Salzen und Wasser „als Destillat dieser Ideen“, wie Hartmuth Schweizer erklärte. Nicht „Dekoration“, wie eine Rathausbesucherin beim Aufbau der Stelen vermutete und Hartmuth Schweizer mit dieser Aussage nachhaltig beschäftigte, sei das Ziel, sondern eine „Überhöhung des zu Bewahrenden, der Natur, die gefährdet ist“. Schweizer hob besonders Busses Gefühl für formale Bildsprache hervor und seine eindrucksvollen Kompositionen. Die bewussten Beziehungen der Objekte untereinander und zum Raum thematisiere der Künstler. Bezeichnend sei auch die Bepflanzung, die Busse wähle. Nicht schöne oder wertvolle Pflanzen in anmutiger Anordnung wähle er aus, sondern ein „halb vergammeltes Grasbüschel“, das er vor dem Rathaus entdeckt habe. „Das Unscheinbare hält Einzug in die große Kunst, die Philosophie und die Meditation über Natur!“
Unscheinbar und skurril ist auch das Instrument, das Huub Dutch spielt. Er zupfte sein selbstgebautes „Wäscheleinophon“, begleitet von Herrn Oettinger am Klavier, und unterhielt die Gäste der Vernissage mit dem vertonten ersten Streich von Max und Moritz und funktionierte die Vernissage zum Schluss zu einer vergnüglichen Huub-Dutch-Performance um.
Die Ausstellung ist noch bis 22. Januar im Rathaus während der üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen.
Erster Beigeordneter Otto Steinmann mit Horst Busse, Monika Klein und dem Kunstbeauftragten Hartmuth Schweizer (v.l.n.r./Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf