Gemeinderat skeptisch hinsichtlich Kosten und Nutzen
Dem Vorhaben des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN), die zwischen Walldorf und Wiesloch verkehrenden Busse der SWEG mit automatischen Fahrgastzählsystemen auszustatten, hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 14. Juni eine Absage erteilt. Walldorf hätte hierfür Kosten von 10.000 Euro im Jahr für eine Laufzeit von zehn Jahren tragen müssen.
Wie Stadtbaumeister Andreas Tisch in der Sitzung erklärte, sei dies ein neutrales und anonymes Zählverfahren, mit dessen Hilfe in den Stadtbussen kontinuierlich die Zu- und Aussteiger erfasst würden. Dadurch ließen sich genaue Besetztzahlen und Haltestellenauswertungen erzielen. Laut VRN würden diese Daten die Planung und Entscheidungsfindung bei künftigen Korrekturen des Fahrplanangebots erleichtern. Wie es in der Vorlage heißt, argumentiert der VRN auch dahingehend, dass vor allem bei Diskussionen zu einzelnen Bereichen oder Haltestellen belastbare Daten vorlägen. Wie Tisch ergänzte, sei die Umsetzung aber daran gekoppelt, dass auch Wiesloch sich daran beteilige.
„Sind uns die Konsequenzen klar?“, fragte Stadtrat Werner Sauer (CDU). Was passiere, wenn Linien sich als nicht ausgelastet erwiesen? Das System werde rund 100.000 Euro kosten und nicht ein Fahrgast mehr werde aufgrund der Zählung die Busse nutzen, meinte er. Er könne nur zustimmen, wenn auch Wiesloch sich beteilige.
Die Gefahr der Streichung von Buslinien sah Manfred Zuber (SPD) nicht. Der VRN verfüge ja bereits über grundlegende Zahlen, stellte er fest. Es gehe vielmehr um Informationen zu Zeiten, Haltestellen und Taktung, gab er zu bedenken. Das Zählsystem biete große Chancen für die Planung und Kalkulation des öffentlichen Personennahverkehrs. Er wünschte sich allerdings noch genauere Angaben zum Zählsystem.
„Wiesloch hat es abgelehnt“, sagte Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen). Die Angelegenheit habe sich damit erledigt. Er stellte überhaupt die Sinnhaftigkeit des Ganzen in Frage. Das System erzeuge hohe Kosten, die es nicht wert sei. Bisher seien die Fahrgäste zweimal jährlich manuell erfasst worden. „Was hier gebraucht wird, brauchen wir nicht als Kommune, sondern der VRN“, stellte er fest.
Dagmar Criegee (FDP) äußerte ebenfalls Zweifel. Der Betrieb der Stadtbuslinien durch die SWEG laufe problemlos. Ein solches System sei besser bei den Bussen der Linien 720 und 721 eingesetzt, meinte sie. Sie überlegte auch, ob die externe Auswertung der erfassten Daten nicht auch noch Kosten verursache.
Bürgermeisterin Christiane Staab erklärte, dass der Vorschlag eben nur für das Linienbündel zwischen Walldorf und Wiesloch vorliege. “Warum sollen wir nicht den Optimierungsbedarf feststellen?“ fragte sie und befürwortete die Verifizierung durch das automatische Fahrgastzählsystem. Angesichts der hohen Kosten des ÖPNV insgesamt, „sollte es uns das wert sein“.
Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) erklärte, dass 10.000 Euro im Jahr in ein gut funktionierendes System investiert werden sollten. Wenn man den ÖPNV optimiere, diene dies auch dem Klimaschutz, den man damit stetig verbessern könne.
Bei Gleichstand von acht Ja- und acht Nein-Stimmen und sieben Enthaltungen wurde der Antrag des VRN abgelehnt.
Text: Stadt Walldorf