Erkennungsringe liefern wertvolle Daten zum Verhalten der Störche
Die wilden Weißstörche im Zoo Heidelberg stecken mitten in der Brutsaison: Manche Storchenpaare brüten noch, während andere schon den Nachwuchs umsorgen. Anfang Juni wurden die ersten 10 wilden Jungstörche im Zoo beringt. Durch die Beringung können in Zukunft wertvolle Daten erhoben werden, die helfen, die gefährdeten Vögel zu schützen, ihre Flugrouten nachzuvollziehen oder ihre Lebensweise zu erklären.
Noch sitzen die jungen Weißstörche in den Nestern und werden von den Eltern gut umsorgt. Bevor die Jungvögel bald flügge werden, sollen sie „beringt“ – mit einem Erkennungsring versehen – werden. Anfang Juni war es soweit: Die ersten 10 wilden Jungstörche im Zoo konnten beringt werden, weitere Jungvögel folgen in den nächsten Wochen.
Um die Erkennungsringe an den Storchenbeinen anzubringen, muss der Storchenbeauftragte der Region, Helmut Stein, ganz nah an die Jungvögel in ihren Nestern heran. Das ist jedoch nicht immer einfach: Viele Nester sitzen so hoch, dass sie nur mit einem Hubsteiger erreichbar sind. Ist Herr Stein oben an einem Nest angekommen, wird er von den Elternvögeln mit wilden Scheinangriffen umflogen, während sich die Jungtiere tief in das Nest drücken.
Das eigentliche Beringen geht schnell und ohne größere Auswirkungen auf die Störche vonstatten, denn der Ring wird einfach an das Bein „geclipst“. Der Experte nutzt die Gelegenheit, um die Jungen in den Nestern zu zählen. Im Heidelberger Zoo gab es vergangenes Jahr 18 Nester mit insgesamt 41 Jungvögeln. 2017 sind 20 Storchennester im Zoo besetzt und werden bebrütet. Wie viele Jungtiere dieses Jahr im Zoo heranwachsen werden, zeigt sich jedoch erst nach der Brutsaison.
Die Beringung erfolgt aus einem wichtigen Grund: Sie ist notwendig, um wertvolle Informationen über die Vögel zu sammeln. Immer wieder werden Weißstörche an unterschiedlichen Orten gesichtet. Durch den Erkennungsring können Experten eindeutig identifizieren, um welches Tier es sich dabei handelt. So ist es möglich, Informationen über ihre Lebensweise oder bevorzugten Flugrouten zu erhalten.
Die Mehrheit der Störche im Heidelberger Zoo kommt zur Brutsaison direkt aus den Winterquartieren in Afrika, Frankreich oder Spanien. Sie sind sogenannte Westzieher. Vereinzelt gibt es auch ortständige Störche, die nicht mehr nach Süden ziehen und aus dem Luisenpark Mannheim nach Heidelberg kommen. Manche Storchenpaare, die im Vorjahr erfolgreich Jungtiere aufgezogen haben, finden sich – trotz zum Teil getrennter Winteraufenthaltsorte – in Heidelberg sogar wieder und beginnen erneut gemeinsam zu brüten.
Ebenso spielt die Beringung für den Schutz der gefährdeten Vogelart eine große Rolle. Durch die Daten ist den Experten bekannt, welche geeigneten Brutplätze die Störche bevorzugt anfliegen. Diese Areale können dann durch spezielle Schutzmaßnahmen vor naturzerstörenden Eingriffen bewahrt werden.
Nach Heidelberg, besonders in den Zoo, kommen jedes Frühjahr ungewöhnlich viele Weißstörche. Simon Bruslund, Vogelkurator im Zoo, erklärt wieso: „Hier finden die Störche ideale Voraussetzungen, um ihre Jungen großzuziehen. Die großen, hohen Bäume und das geschützte Umfeld des Zoos sind gut geeignet zum Brüten.
Außerdem gibt es auf den umliegenden Feldern genug Nahrung. Die Störche im Zoo werden nämlich nicht gefüttert. Sie müssen, wie es ihr natürliches Verhalten verlangt, eigenständig auf Nahrungssuche gehen. Rund um das Gelände finden sie ausreichend Insekten, Frösche oder Mäuse für sich und ihren Nachwuchs.“
Quelle: Tiergarten Heidelberg