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Jüdischer Friedhof in Wiesloch

4. Juli 2013 | > Wiesloch, Gesellschaft, Leitartikel, Mauer

(vsk) Am Sonntag, 30.06.2013 nutzten zahlreiche interessierte Bürger das Angebot der Katholische Kirchengemeinde, die den Oberrabbiner Shaul Friberg eingeladen hatte,  das einzigartige Kulturgut, den jüdischen Friedhof in der Merianstraße/ Ecke Bahnweg in Wiesloch zu besichtigen und sich von dem  fachkundigen Stadtarchivar  Manfred Kurz  Details erklären zu lassen.  Sein umfassendes Wissen wurde noch komplettiert von dem Oberrabbiner Shaul Friberg, dem Heidelberger Rabbiner Pawelyk-Kissin und einem seiner Studenten.

Im Memobuch, dem ältester Nachweis der jüdischen Gemeinde in Deuz/Rhein ist belegt, dass bereits seit 1349 Juden in der Gemarkung Wieseloh lebten. Damals wurden die Verstorbenen noch in Worms beigesetzt.

 

Der Friedhof in Wiesloch wurde 1661 eröffnet (s. u. link z. Grundriss). Er hat heute eine Gesamtfläche von 5680 m². Der älteste Teil hat 3872 m². Auf ihm durften auch die Juden aus Ketsch, Reilingen, Baiertal, Walldorf, Leimen, Nussloch, Schwetzingen und bis 1702 auch die aus Heidelberg nach jüdischem Ritus bestattet werden. Das älteste noch erhaltende Grab ist aus dem Jahre 1670 von Lea Oppenheimer, der Frau von Shaul Oppenheimer. Der Friedhof wurde mehrmals erweitert. 1819 nach Südwesten auf 4635 m², 1860 noch einmal um 278 m² und endlich 1892 nach Osten  auf  die o.g. 5680 m². Danach wurde er mit einer Sandsteinquader Schutz-Mauer umgeben. In der Nähe des Einganges Amalienstraße wurde der einzig erhaltende Teil der ehemaligen Synagoge, ein Torbogen, in die Mauer eingelassen. Nachdem die letzten Wieslocher Juden am 22.10.1940 nach Gurs/Südfrankreich deportiert worden waren, wurde die Synagoge zweckentfremdet und stark vernachlässigt bis sie 1957 abgerissen wurde. Heute erinnern- außer dem Torbogen- nur noch ein Gassen-Namen und ein kleines Schild an diese Stelle.

 

Die  ersten Grabsteine „Mazewots“ waren zunächst rechteckig, in der Regel nur einseitig bearbeitet und einheitlich schmal. Die Beschriftung war jiddisch, später im unteren Teil auch noch deutsch. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die Steine abgerundet. Es wurden jüdische Symbole eingemeißelt wie Schofahörner, Beschneidungs-Werkzeuge, Chanukka-Leuchter, Mohnkapseln und segnende Hände.

 

 

 

Ab dem 19. Jahrhundert wurden auch Blumen und Sträucher abgebildet.  Ab der Zeit findet man die jiddische Beschriftung im unteren Teil und oben die deutsche Inschrift eingemeißelt. Bepflanzungen sind auf jüdischen Friedhöfen nicht gestattet.  Die Bäume und Sträucher des Wieslocher jüdischen Friedhofes sind Flugeinsamungen. Sie dürfen bleiben.

Außerhalb der Mauer an der Ecke Merianstraße/Bahnweg errichtete man zur Erinnerung an die Deportation und zur Mahnung ein Denkmal.

Im Februar 2012 ließ man Stolper-Steine vor den Häusern in die Fußwege ein, in denen die letzten jüdischen Mitbürger gewohnt hatten. Diese Aktion wurde 1997 von dem Künstler Gunter Demnig erdacht, 2011 gründete sich eine Bürger-Initiative unter der Leitung von Patricia Hillier, der es gelang, Stolper- Steine als Zeichen des Erinnerns verlegen zu lassen.

Zitat von G. Demnig: „Wer den Namen des Opfers lesen will, muss sich herunterbeugen. In diesem Moment verbeugt er sich vor ihm.

Skizze/Plan vom Friedhof: jüdischer Friedhof.wiesloch

 

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