Am Samstag wurden die Wieslocher Gäste am Flughafen Chicago O’Hare mit dem Omnibus abgeholt und nach einer längeren Fahrt in Sturgis auf die Gastgeberfamilien verteilt. Den Sonntag verbrachten die Gäste in den Familien, zum Teil zum Ausruhen von der langen Reise, zum Teil aber auch schon mit ersten gemeinsamen Aktivitäten. Beeindurckt waren die deutschen von der Leichtigkeit, Unkompliziertheit und Spontanität ihrer amerikanischen Gastgeber.
Am Montag folgte schon ein offizieller Höhepunkt der Festwoche, das „2016 Sturgis fest kick-off dinner“ im Sturgis-Young auditorium, wo an diesem Abend nicht nur das 50-jährige Städtepartnerschaftsjubiläum gefeiert, sondern auch die beiden „2016 Citizens of the Year“ geehrt wurden.
Bürgermeister Ken Malone und commissioner Rob Sisson begrüßten die Wieslocher Gäste, Rob Sisson sogar auf deutsch. Er nannte den Schüleraustausch ein „lebensänderndes Ereignis“ und riet allen Schüler, die Chance zu nutzen, an einem Austausch teilzunehmen. OB Dirk Elkemann bedankte sich in englischer Sprache für die Einladung und überreichte als Geschenk der Stadt Wiesloch zum 50-jährigen Jubiläum ein Wiesloch-Gemälde von Gerhard Hampel. Er stellte besonders heraus, dass man als Gast in einer Famile ganz andere Erfahrungen mache und das Land viel besser kennenlerne als bei einem touristischen Aufenthalt. Als Gastgeschenk erhielt OB Dirk Elkemann ein Trikot der Sturgis Biscuits, das er beim geplanten historischen Baseballspiel tragen sollte. Leider fiel dieses Spiel einer Unwetterwarnung zum Opfer.
Eine besondere Ehre hatten sich die Verantwortlichen in Sturgis für Manfred Kurz ausgedacht, den „Wiesloch cultural director and historian“. Für seine jahrzehntelangen Verdienste um die Städtepartnerschaft erhielt er den Schlüssel der Stadt und eine Fahne, „die in Michigans Hauptstadt wehte“. Dazu die ehrenvolle Aufgabe, zusammen mit Ken Malone und Dirk Elkemann die „city’s first electric parade“ am Freitag anführen zu dürfen.
Zweiter Höhepunkt war am folgenden Dienstag die Premiere des von Mike Mort produzierten Films „Sisters“ im Sturgis-Young auditorium, der die fünfzigjährige Geschichte der Partnerschaft nacherzählt. Mehr als 700 Personen, meist solche, die in irgendeiner Form am Austausch beteiligt waren, verfolgten begeistert den Film, viele Erinnerungen wurden wach und so wurde es, wie das „Sturgis Journal“ schrieb, wie zu einem Familientreffen.
Unter den Gästen war auch Jack Bittle, der frühere Sturgis High School music director and principal, der eine wesentliche Rolle bei der Begründung der Partnerschaft 1966 spielte. Eine um den Besuch in Sturgis ergänzte Version des Films wird beim Gegenbesuch Ende August in Wiesloch gezeigt werden
Am Mittwoch stand shopping auf dem Programm, Gäste und Gastgeber besuchten die „Lighthouse Place Premium Outlets“ in Michigan city, trotz des Namens nicht in Michigan sondern in Indiana gelegen. Einige Wieslocher zog es aber zunächst an das Südufer des Michigan Sees.
Anstrengend verlief der nächste Tag, bereits um 6:00 Uhr morgens traf man sich zur Abfahrt nach Detroit, wo den Wieslocher Gästen die „Wiederauferstehung“ dieser „Autostadt“ demonstriert werden sollte. Begonnen wurde mit einer Besichtigung des Ford River Rouge Complex, in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die größte integrierte Fabrik der Welt. Bei einer Schifffahrt auf dem Detroit river gewann man einen guten Eindruck von dieser Stadt an der amerikanisch-kanadischen Grenze. Überall in der Innenstadt war städtebaulicher Aufbruch zu beobachten. Zentrale Infrastrukturmaßnahme ist der Neubau einer 5,3 km langen Straßenbahnneubaustrecke entlang der Woodward Avenue zwischen Congress Street und West Grand Boulevard. Besonders beeindruckten die vorgestellten kulturellen Aktivitäten wie das mosaic project für benachteiligte Jugendliche, die hier ihr Potential ausschöpfen können, oder das Heidelberg project, eine Straßenkunst Installation.
Am Freitag gab es einen weiteren Höhepunkt, die „city’s first electric parade“, an der die Wieslocher Gäste eingeladen waren, als co-grand marshals oder als Mitfahrer auf dem Festwagen teilzunehmen. Zuvor besuchte man noch ein innerstädtisches Sanierungsgebiet, wo es demnächst einen „Wiesloch Weg“ geben wird, und die Open Door Gallery, einer Kooperation örtlicher Künstler, die hier gemeinsam eine Galerie betreiben.
Unerbittlich rückte das Ende der unvergesslichen Tage in Sturgis näher, am Samstag Abend versammelten sich Gastgeber und Gäste nochmals zum „Gemutlichkeit Abend dinner“. Viel gab es zu erzählen über die herrliche gemeinsame Zeit, Pläne wurden geschmiedet für den Gegenbesuch im August oder für weitere Treffen in der Zukunft. Besonderen Anklang bei den amerikanischen Gastgebern fanden die Lieder, die die Deutschen vortrugen, immer auch mit einer englischen Übersetzung, die zum gemeinsamen Singen einlud. Ein großartiges Feuerwerk am Carriage Place bildete den krönenden Abschluss der Jubiläumswoche.
Am Sonntag hieß es dann endgültig Abschied nehmen aus Sturgis nach einer beeindruckenden Woche. Eine 13-köpfige Gruppe unternahm eine gemeinsame einwöchige Reise durch Kalifornien, daneben gab es Anschlussreisen auf eigene Faust.