(vsk.) Am Samstag 22.06 und Sonntag entführte Peter Schneider die Zuschauer der Wieslocher Puppenstube in die Welt des Javaner Schattenspiels.
Diesmal mit den Stücken Salyas Töchter und Bisma, der Göttersohn.
Hier eine Kurzbetrachtung:
Salyas Töchter, 22. 6. 2013, 22 Uhr
Das umzusetzende Motto ist erzwungene Liebe und Heirat und die Konflikte, die sich daraus ergeben. Umgesetzt wird dieses Thema in „Salyas Töchter“ durch mehrere Geschichten. Da zwingt zum Beispiel ein Riesenpriester mit hässlichen Aussehen den jungen Salya seine Tochter zu heiraten. Die drei Töchter Salyas werden aus Prestigegründen von einem jungen aufstrebenden Prinzen namens Doryodana begehrt, aber dies scheitert, da andere Bewerber mit Kampf und Überzeugung die Liebe zweier Töchter erringen können. Duryodana überzeugt dann die jüngste Tochter seine Königin zu werden, obwohl er weiß, dass sie seinen Widersacher als Liebhaber behalten will. Anlass genug für Spott und Lästereien der Diener. Die einzelnen Figuren sind spielerisch und sprachlich von Peter Schneider sehr gut herausgearbeitet. Das Wiedererkennen der manchmal schwierig nur im Detail auseinanderzuhaltenden Figuren wird in hervorragender Weise von Michael Zimmermann unterstützt, in dem er mit der Gitarre jeder neuen Figur ein Leitthema zuordnete und das Geschehen mit themenbezogenen Improvisationen musikalisch sehr dramatisch mitgestalten half. Die Kunst das Schattenspiels liegt darin, dass bei den original javanischen Figuren nur die Arme bewegte werden können. So muss der Spieler durch Körperhaltung, Hand-Gestig und Stimme die nur zweidimensionalen Flachpuppen, die nebenbei alle meisterlichen Kunstwerke der Ausstanz- und Miniaturmalkunst darstellen, ausdrucksstark auf die Leinwand bringen. Die Technik und Spielleitung lag in den Händen von Christina Reckers-Schneider.
Bisma, der Göttersohn, 23. 6. 2013, 19:00 Uhr
Der Sohn der göttlichen Fee Gangga und des Königs Santanu ist durch seine Eigenschaften und Erziehung ein perfekter Mensch, jung, gutaussehend, klug, intelligent, kampfstark eben in allem vollkommen. In dieser Vollkommenheit verstrickt er sich in Versprechungen, die ihn zum Diener eines Systems machen, dass er in seiner Überzeugung ohne die erforderliche Menschlichkeit unterstützt. So bringt er durch seine Schwüre Unglück über die Menschen und die Nichterkennung seiner Liebe. In dem fast dreistündigen Spiel verstehen es Peter Schneider und Michael Zimmermann an der Gitarre meisterhaft, das Geschehen mit den als Schattenstil auftretenden kunstvoll ausgestanzten Büffellederfiguren die Dramatik um dieses Thema zu verwirklichen. Seien es Liebesszenen mit Anmut und Zärtlichkeit gespielt, temperamentvolle Kampfszenen, nachdenkliche Betrachtungen über die Bedeutung der Wahrheit und der Lüge oder humorvolle Einlagen der lustigen Figuren, die niemals fehlen dürfen.- Alles zusammen ergab mal wieder, dass man diese Form des Schattentheater, die einmalig in Deutschland nur durch das Marionetten-Theater Wiesloch dargeboten wird, als Höhepunkt des Theatergeschehens des kleinen Theater im Alten Bahnhof sehen kann.
Alle Zuschauer verließen begeistert den Alten Bahnhof und freuen sich schon auf die folgenden Aufführungen.