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Jahrestreffen „Inklusion und Barrierefreiheit

4. Oktober 2017 | Das Neueste, Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises, Photo Gallery

Viele kleine Schritte führen zum großen Ziel – Jahrestreffen „Inklusion und Barrierefreiheit“ im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis

Dass sich im Rhein-Neckar-Kreis einiges in den Bereichen Inklusion und Barrierefreiheit tut, wurde beim jüngsten Jahrestreffen „Inklusion und Barrierefreiheit“ im Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis einmal mehr klar. 25 Ansprechpartner und Engagierte für Menschen mit Behinderungen aus den Städten und Gemeinden des Landkreises sind der Einladung des kommunalen Behindertenbeauftragten, Patrick Alberti, gefolgt.

Viele kleine Schritte führen zum Ziel: Der kommunale Behindertenbeauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, Patrick Alberti, hatte die Ansprechpartner für Menschen mit Behinderung aus den Kommunen des Landkreises zum Jahrestreffen eingeladen.

Als erstes Thema stand ein Rückblick und Ausblick des kommunalen Behindertenbeauftragten auf der Tagesordnung. Patrick Alberti trat das Amt im August des vergangenen Jahres an und blickte auf ein ereignisreiches Jahr zurück. So hat Alberti in annähernd 400 Fällen Menschen mit Behinderungen beraten. Die Palette ist dabei breit gefächert: Von Fragen zum Schwerbehindertenausweis über barrierefreie Freizeitgestaltung bis zur Inklusion in Kindertagesstätten und Schule erstrecken sich die Themen. Besondere Bedeutung haben jedoch die Themen Arbeiten und Wohnen. „Trotz hoher Erwerbsquote finden viele Menschen mit Behinderung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt keinen Job“, erläutert Alberti. Und bedauert: „Es gibt immer noch viele Vorbehalte gegenüber behinderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Zum Beispiel, dass Sie häufiger krank seien oder nicht so leistungsfähig.“ Dabei handele es sich jedoch vielmehr um ein Vorurteil.

Auch beim Thema barrierefreies Bauen gäbe es noch viel tun: An die 300.000 barrierefreie Wohnungen fehlen allein in Baden-Württemberg. In ganz Deutschland sind es über zwei Millionen. Auch heute noch scheuen sich viele Bauherren, barrierefrei zu bauen, weil Sie denken, es sei mit Mehrkosten verbunden, so Alberti. Eine gemeinsame Studie der terragon GmbH und des Deutschen Städte- und Gemeindebunds zeigt jedoch, dass barrierefreies Bauen lediglich zwischen 0,35 Prozent und 1,26 Prozent der Gesamtbaukosten ausmache. „Darum ist es für mich unverständlich, warum immer noch nicht in ausreichendem Maß barrierefrei gebaut werde. Das bedeutet ja auch, nicht angemessen auf dem demographischen Wandel zu reagieren. Und der ist ja mittlerweile schon real zu spüren“, erläutert der Kommunale Behindertenbeauftragte und berichtet weiter: „Um für das Thema zu sensibilisieren, finde am 20. November 2017 ein Fachtag für barrierefreies Bauen statt.“

Patrick Alberti informiert auch über die vergangenen Veranstaltungen, bei deren Planung und Durchführung er beteiligt war. Das „Fußballturnier für alle“ in der Gemeinde Ketsch und zwei Tage „Kultur inklusiv“ auf dem Mannheimer Maimarkt seien eine tolle Öffentlichkeitsarbeit für die Belange von Menschen mit Behinderungen und für ein inklusives Miteinander gewesen. Außerdem hat Alberti zahlreiche Vorträge und Fortbildungen zu verschiedenen Themen gehalten. Zum Beispiel zur Inklusion in Kindertagesstätten oder zu den aktuellen Herausforderungen für pädagogische Fachkräfte.

Für das nächste Jahr sind schon einige spannende Projekte geplant. „Das größte Thema, das mich nächstes Jahr begleiten wird, ist jedoch die Gründung eines Beirats für die Belange von Menschen mit Behinderungen im Rhein-Neckar-Kreis“, informierte Alberti.

Anschließend berichtete Anne-Kathrin Keuk vom neuen Zentrum für Inklusion in Weinheim. In diesem neuen Projekt des Pilgerhauses sollen in Zukunft gebündeltes Wissen und Dienstleistungen zum Thema Inklusion bereitgestellt werden: einzelne Personen, Unternehmen und Vereine werden umfassend zu Inklusion und Barrierefreiheit beraten. Es soll Bildungsangebote geben und ein Büro für Leichte Sprache wird Texte so gestalten, dass sie für alle Menschen gut verständlich sind. Keuk berichtete auch vom Projekt zur Bundestagswahl, das sie gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt hat. 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Behinderungen haben dieses Angebot genutzt, um sich im Vorfeld der Wahl zu informieren. Anne-Kathrin Keuk hat noch viel vor und führte ihre Ideen aus, mit denen sie die Menschen in und um Weinheim für den inklusiven Gedanken begeistern möchte.

Karin Reichel aus der Stadt Schriesheim referierte über den  „Stadtführer Schriesheim barrierefrei“. Dieser enthält Angaben zur barrierefreien Zugänglichkeit von öffentlichen Gebäuden, Praxen und Gaststätten für Menschen mit verschiedenen Einschränkungen. Erstellt wurde dieser von der Inklusionslotsin der AWO Rhein-Neckar, Idil Reineke, in Kooperation mit der Stadt Schriesheim.
Die Vorträge waren eine gute Vorlage für die daran anschließende Diskussion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten ihre verschiedenen Projekte vor Ort vor. In vielen Gemeinden gibt es schon große Anstrengungen, Inklusion und Barrierefreiheit voranzubringen. Zum Beispiel mit gezielten Aktionen oder baulichen Maßnahmen. Eine Gemeinde hat beispielsweise Inklusionsbegleiter für Kindertageseinrichtungen ausgebildet. In einer anderen Gemeinde gibt es ein großes Netzwerk, aus dem heraus viele Veranstaltungen entstehen. Ein großes Thema war auch die Beteiligung der Betroffenen vor Ort. „Oftmals hängt die Arbeit an einzelnen Personen“, schilderte ein Teilnehmer. In anderen Gemeinden gibt es ein Netzwerk verschiedener Partner und gute Kooperationen aller Akteure. Ein Patentrezept, wie man am besten Inklusion in den Gemeinden vor Ort umsetzt,  wurde freilich nicht gefunden, denn dafür sind die 54 Gemeinden im Rhein-Neckar-Kreis zu verschieden. Aber alle waren sich einig, dass die betroffenen Menschen vor Ort in die Entscheidungen eingebunden werden müssen.

Das schöne Ergebnis des Jahrestreffens war dann auch die Erkenntnis, dass sich schon viele Gemeinden auf den Weg gemacht haben, Barrieren abzubauen und mehr gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Möglicherweise könnten diese Angebote als Beispiele guter Praxis gebündelt werden, um anderen Gemeinden als Anregung für eigene Projekte zu dienen. Zum Beispiel auf einer Homepage. Am Ende kam die Runde zu dem folgenden Ergebnis: „Jede Kommune ist anders. Aber alle Beispiele zeigen, dass jeder kleine Schritt große Veränderungen erzeugen kann.“

Über eine Veröffentlichung der beigefügten Pressemitteilung würden wir uns freuen:

Kontakt:

Silke Hartmann

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