„Gutes Ergebnis“ trotz Verlust
Mit einem Verlust in Höhe von 1,2 Millionen Euro haben die Stadtwerke Walldorf das Jahr 2022 abgeschlossen. Dennoch spricht Co-Geschäftsführer Matthias Gruber von einem „guten Ergebnis“. Denn tatsächlich haben die Stadtwerke mit ihren Erlösen aus Gas-, Strom- und Wärmeversorgung sowie den durch sie angebotenen Dienstleistungen mehr als zwei Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.
Negativ zu Buche schlagen die Wasserversorgung und vor allem der Betrieb des AQWA Bäder- und Saunaparks als naturgemäß defizitäre Leistung der Daseinsvorsorge. Dessen Minus von mehr als 3,2 Millionen Euro im Jahr 2022 können die gewinnbringenden Sparten leider nur zum Teil abfedern.
Der Gemeinderat stellt in seiner jüngsten Sitzung das Jahresergebnis einhellig fest, der Aufsichtsrat wird bei einer Enthaltung von Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) entlastet.
„Unsere Mitarbeiter haben in diesem Krisenjahr Hervorragendes geleistet“, sagt Matthias Gruber mit Blick auf die vorübergehende Energieknappheit vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Er spricht unter anderem die gefährdete Versorgungssicherheit, die stark gestiegenen Großhandelspreise und die umfangreichen staatlichen Eingriffe an. Die Stadtwerke hätten „große Herausforderungen in kürzester Zeit bewältigt“. Gleichzeitig haben sich laut Gruber die in der Vergangenheit getätigten Investitionen in Windkraft- und Photovoltaikanlagen wieder einmal als „werthaltig“ erwiesen. Investiert werde auch künftig. 2022 waren es fünf Millionen Euro, in den nächsten Jahren sollen es teils über zehn Millionen werden. Im Berichtsjahr wurden neue Darlehen bei der Stadt Walldorf in Höhe von 6,9 Millionen Euro aufgenommen und bestehende Darlehen mit 2,1 Millionen getilgt. Zum 31. Dezember betrug der Darlehensstand 28 Millionen Euro, das Eigenkapital 23,8 Millionen.
Auf der Habenseite stehen für die Stadtwerke die positiven Ergebnisse der Stromversorgung (rund 600.000 Euro), der Gasversorgung (1,1 Millionen) und der Wärmeversorgung (235.000) sowie aus Dienstleistungen und Nebengeschäften (367.000). In der Wasserversorgung steht dagegen ein Minus von 288.000 Euro. Und im AQWA hat sich vor allem wegen des gestiegenen Personalaufwands der Verlust gegenüber dem Vorjahr (2,8 Millionen) noch einmal erhöht. Zwar gingen die Besucherzahlen mit dem Rückgang der pandemiebedingten Einschränkungen deutlich nach oben – 135.000 Gäste im Freibad und 83.000 im Hallenbad waren mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2021, die Sauna legte um mehr als 4000 Besucher auf 19.000 zu –, das Vor-Corona-Niveau wurde aber bei Weitem noch nicht erreicht. So waren 2019 noch insgesamt 378.000 Gäste im AQWA gezählt worden, über 140.000 mehr als 2022. Der Erlös aus den Eintrittsgeldern lag bei knapp über 1,1 Millionen Euro. Vereinfacht ausgedrückt: Um das für Bäderbetriebe typische Defizit auszugleichen, müssten die Eintrittspreise viermal so hoch sein, wie sie es aktuell sind.
Für Dr. Joachim Ullmann (CDU) haben die Stadtwerke „gut geplant und gewirtschaftet“. Zwischenzeitlich sei die Preispolitik – mit überdurchschnittlich hohen Strom- und Gaspreisen während der Energiekrise – „durchaus belastend für die Kunden“ gewesen. Jetzt komme man aber „so langsam wieder in ruhiges Fahrwasser“. „Sorgenkind“ bleibe dagegen das AQWA. Trotz des defizitären Betriebs stemmten die Stadtwerke wichtige Zukunftsprojekte wie den Glasfaserausbau und den Dachständerrückbau, so Ullmann.
2022 war für Petra Wahl (SPD) ein Geschäftsjahr „im Zeichen der Energiekrise“. Die Stadtwerke hätten große Herausforderungen meistern müssen. „Klammert man das AQWA aus“, sei dennoch ein positiver Abschluss geschafft worden. Sie lobte den begonnenen Dachständerrückbau und monierte den „holprigen Start“ in den Photovoltaikanlagen-Vertrieb. Dieser sei „hoffentlich bald überwunden“.
Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) sprach den Querverbund der Energiesparte mit dem Bäderantrieb an, den man bewusst gewählt habe, „um steuerliche Vorteile zu erreichen“. Walldorf könne sich „vieles leisten“, deshalb müsse man trotz der Verluste auch nicht darüber nachdenken, das Bad zu schließen. Seine Fraktion setze vor allem darauf, dass die Stadtwerke „im Bereich der Energiewende unheimlich aktiv werden“.
Für Paula Glogowski (FDP) sind die Stadtwerke „mit einem guten Ergebnis aus der Krise herausgekommen“. Positiv aus ihrer Sicht sind die Einnahmen aus technischen Dienstleistungen für Umlandgemeinden. Beim Photovoltaik-Vertrieb müsse man dagegen „die Kommunikation verbessern“. Das Defizit im Betriebsergebnis sei letztlich „unumgänglich, da ein Bäderpark selten Gewinn erzielt“.
Über die Feststellung des Jahresabschlusses konnte der gesamte Gemeinderat abstimmen. Bei der Entlastung waren dann alle Aufsichtsräte befangen, die Sitzungsleitung übernahm für diesen Punkt der Erste Beigeordnete Otto Steinmann. In beiden Fällen gab es keine Gegenstimmen.
Text: Stadt Walldorf
Archivfoto: H. Pfeifer