Grenzen setzen und klar kommunizieren
Um Grenzbereiche ging es beim Theaterstück „Franzi und Lars verbringen einen schönen Abend miteinander“, das vom Theater Q-rage aus Ludwigsburg im JUMP aufgeführt und in dem das Thema „Sexuelle Übergriffe zwischen Teenagern“ behandelt wurde. Im Publikum saßen die Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis neun der Waldschule. Organisiert wurde die Aufführung von der Schulsozialarbeit und dem JUMP.
Solche Kooperationsprojekte hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, sagte Manfred Bugert, Koordinator der Schulsozialarbeit in Walldorf. Das habe man wieder aufgreifen wollen. Im Stück fungierte Tobias Wagenblaß als Moderator und Erzähler. Er griff auch mehrmals in die Handlung ein, um Situationen mit dem Publikum zusammen einzuordnen und mögliche Handlungsoptionen zu erörtern. „Das Ganze ist interaktiv“, hatte Wagenblaß schon zu Beginn klargemacht und forderte immer wieder die aktive Beteiligung der Schüler ein.
Franzi (Nadia Dellagiacoma) und Lars (Stefan Vitelariu) sind zwei Schüler im Teenageralter, die sich gegenseitig schon positiv aufgefallen sind, aber noch nicht wirklich Kontakt miteinander hatten. Wer macht also den ersten Schritt? Wo soll die erste Verabredung stattfinden? Worüber kann man sich unterhalten? Welche Berührungen oder Annäherungen sind in welcher Situation in Ordnung? Und wann fängt übergriffiges Verhalten an? Die Schülerinnen und Schüler brachten ihre Sichtweise zu diesen Fragen immer wieder mit ein und diskutierten auch miteinander, wie die einzelnen Szenen zu bewerten sind. Wenn Lars oder Franzi scheinbar nicht wussten, welchen Schritt sie als Nächstes machen sollten, wurde mit dem Publikum eine Handlungsempfehlung besprochen und anschließend in dem Stück umgesetzt.
Jürgen Engelhard vom Polizeirevier Wiesloch war ebenfalls als Gast geladen und ordnete auf Nachfrage einzelne Szenen strafrechtlich ein. Wenn die beiden Protagonisten auf der Bühne beispielsweise in der einen Szene zunächst noch spielerisch, neckisch miteinander umgingen, konnte die Situation aufgrund eines übergriffigen Verhaltens von Lars schnell kippen. Engelhard machte deutlich, in welchen Situationen strafbare Handlungen vorliegen und welche Rechte auch Jugendliche haben. Nicht immer war die Bewertung der Geschehnisse auf der Bühne klar zu deuten: Verunsicherung auf Seiten von Franzi und Lars sowie unterschiedliche Sichtweisen bei den Schülerinnen und Schülern verdeutlichten das. Einig war man sich aber, dass niemand das Recht habe, eine andere Person ungefragt anzufassen, besonders im Intimbereich. Auch das Fotografieren und Versenden von Bildern untereinander wurde thematisiert. Es gehe um eine klare Kommunikation auf Augenhöhe, auch um Grenzen zu setzen, lautete die Botschaft des Theaterstücks, die bei den Schülerinnen und Schülern zu verfangen schien und für das am Ende reichlich begeisterter Applaus gespendet wurde.
Text und Fotos: Stadt Walldorf