Von Bäumen ließen sich offensichtlich drei Künstler inspirieren, die dieser Tage ihre für den Kunstpreis der Stadt ausgewählten Werke aufstellten.
An die Natur
Das Gedicht „An die Natur“ von Friedrich Hölderlin aus dem Jahr 1795, erstmalig gedruckt erschienen 1846, hat Wolfgang Folmer in die Oberfläche eines Eschenstamms geschnitten. Auf dem Rathausvorplatz liegt der in schwungvollen Lettern beschriftete Stamm, den der Künstler in rund fünfzigstündiger Arbeit vor Ort bearbeitet hat. Er wurde entrindet, gehobelt, mit schwarzer Farbe gestrichen. Es folgte danach die Feinarbeit des Holzschnitts. Zum Schutz lackierte Wolfgang Folmer den „Gedichtbaum“ noch. Wolfgang Folmer legt Wert auf die Feststellung, dass es sich um eine Esche handelte, die sowieso gefällt werden musste. Der Baum sei rund 150 Jahre alt gewesen, so Folmer, stamme also etwa aus der Zeit, in der Hölderlins Gedicht publiziert wurde. Am Vorabend der Industrialisierung erspüre das Gedicht bereits die damals beginnende und bis heute anhaltende Entfremdung des Menschen von der Natur, meint Folmer zu seiner Arbeit. Dem enthäuteten Baumstamm habe er mit dem Hölderlin’schen Gedicht ein „neues Kleid gegeben“, erklärt Folmer. Seine Arbeit wurde von Passanten mit großem Interesse verfolgt und Wolfgang Folmer nahm sich gerne die Zeit, Fragen zu beantworten. Wer den Anfang des Gedichtes auf dem Baumstamm sucht, der rundherum beschriftet ist, muss die Zeilen „Da ich noch um deinen Schleier spielte, Noch an dir, wie eine Blüte, hing …“ suchen.
Allmende-Baum
Mit seinem bunten Allmende-Baum will Klaus Proissl das menschliche Zusammenleben symbolisieren. Passender Standort dafür ist die „Drehscheibe“, Walldorfs zentraler Platz. Mit „Allmende“ greift Proissl auf einen Begriff aus dem Hochmittelalter zurück, der für den Besitz und das Grundeigentum einer Dorfgemeinschaft stand. „Der Allmende-Baum steht für das gesellschaftliche aktive Leben der Bürger“, meint Klaus Proissl, der ihn auch in enger Verbindung zur Walldorf sieht, das in seinem Wappen eine Eiche trägt. Der Allmende-Baum ist aus Holz als markanter Wegmarke, die Neonfarbe soll das Individuum personifizieren und das Blätterdach aus Latten schützt vor der Umwelt und versinnbildlicht die Auseinandersetzung mit dem gemeinsamen Sein. So eine der sicherlich vielen Interpretationsmöglichkeiten. Beim Aufbau erwies sich der Künstler als guter und standfester Akteur auf hoher Leiter vor Publikum.
Unplugged
Wenn Wind aufkommt, vermeint man tatsächlich ein „Blätterrauschen ohne elektronische Verstärkung“ in dem großen Baum zu vernehmen, in den Konrad Wallmeier verschiedenfarbige Textilkabel mit Steckern gehängt hat. Am Ende der Hauptstraße an der Einfahrt zum großen Parkplatz entdeckt man die Installation „Unplugged“ – ein Begriff, der aus der Musik kommt. Die Natur unverfälscht und ursprünglich zu erleben und „mit allen noch so kleinen Facetten auf eine neue Weise zu erfahren und wahrzunehmen“, ist Konrad Wallmeiers Anliegen.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer