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Hotelmanager – Der lautlose Job hinter den Kulissen

24. Oktober 2014 | Leitartikel, Photo Gallery

An der Rezeption

WiWa-lokal im Gespräch mit Geschäftsführer
und Visionär
des Palatins Klaus Michael Schindlmeier

von Mac Reutter

Sie arbeiten, wenn andere frei haben.
Wochenenddienste und Arbeiten bis spät in die Nacht gehören ganz regulär zu ihrem Beruf dazu. Auch die wöchentliche Arbeitszeit liegt in der Regel jenseits der 40 Stunden.

Und sogar wenn es ihnen selbst einmal nicht so gut geht: Sie beherrschen die Kunst der sozialen Kompetenz. Sie sind stets höflich und freundlich. Der Gast steht bei ihnen immer im Mittelpunkt. Höfliche Umgangsformen, Stressresistenz und Aufgeschlossenheit gehören ganz normal dazu. Und trotzdem: Im Hotel arbeiten – für viele ist das immer noch ein Traum. Auch, weil man international tätig sein kann. Wer die Gelassenheit im beruflichen Gepäck mitbringt und den Umgang mit Menschen mag, für den kann der Hotelmanager ein erfüllender Beruf sein.

Palatin-Logo-auf-weissWiWa-lokal sprach mit Geschäftsführer und Visionär des Palatins in Wiesloch, Klaus Michael Schindlmeier und Kultur- und Eventmanagerin Julia Panz über den Traumberuf Hotelmanager.

WiWa-lokal:
Herr Schindelmeier, wie sind Sie auf den Beruf in der Hotellerie gekommen?

Karl Michael SchindlmeierKlaus Michael Schindlmeier:
Ich habe Koch gelernt. Ich bin mit vierzehn Jahren von zu Hause weg und bin nach Lörrach in ein Hotel, das leider Gottes nach vier Wochen wieder zu gemacht hatte. Danach bin ich dann erst in die „Pfeffermühle“ und dann in den „Erbprinz“ nach Ettlingen gegangen. Der „Erbprinz“ war damals das Beste was es in der Region im Bereich kochen gab. Damals habe ich mir geschworen, wenn ich einmal Hoteldirektor bin – und ich wollte es mit 32 sein – , dann ändere ich vieles. Ich wollte – und möchte – dass die jungen Leute weiter kommen. Ich sag’s ihnen in der Sprache der jungen Leute: „Es ist ein geiler Beruf“!

WiWa-lokal:
Das heißt also, das Sie die Steine, die man Ihnen damals in den Weg legte, den jungen Menschen wegräumen wollen?

Klaus Michael Schindlmeier:
Eigentlich lege ich ihnen auch Steine in den Weg, aber ich zeige ihnen, dass man mit denen Steinen leichter ein Haus bauen und etwas bewegen kann, bevor man sich das Material erst überall suchen muss.

WiWa-lokal:
Damals war es ja eine andere Zeit als heute: Welchen Schulabschluss haben Sie seinerzeit benötigt für diesen Beruf?

Klaus Michael Schindlmeier:
(lacht) Ich bin glücklicher Hauptschüler! Da bin ich richtig stolz drauf.

WiWa-lokal:
Also haben Sie nach Ihrem Hauptschulabschluss einfach „nur“ Koch gelernt?

Klaus Michael Schindlmeier:
Genau und dann eben „drauf gepackt“: Dann habe ich die österreichische Gastronomieprüfung gemacht, dann habe ich Betriebswirt gemacht, dann folgte der „Küchenmeister“ und später der „Hotelmeister“ – und den habe ich erst mit 40 gemacht. Da bin ich nämlich erst auf die Hotelfachschule…

WiWa-lokal:
Also vor zwei Jahren?

Klaus Michael Schindlmeier:
(lacht) Ich danke ihnen, was möchten sie trinken? Nein, im Ernst: Ich sage immer: Der Tortenboden ist das wichtigste. Dann folgt die Füllung und dann erst die Verzierung. Heute hat sich das leider geändert. Heute kommen viele junge Leute, die gleich nach der Füllung greifen. Da fehlt die Basis und das ist der gravierende Unterschied. Fazit: Nicht was man geschenkt bekommt zählt, sondern was man sich erkämpft hat.

WiWa-lokal:
Welche persönlichen Eigenschaften sind denn für diesen Beruf wichtig?

Klaus Michael Schindlmeier:
Das wichtigste ist Herzblut.

Julia PanzJulia Panz:
Und Leidenschaft. Die muss man mitbringen, ansonsten kann man kaum überleben in der Branche. Ehrgeiz – in Verbindung mit den Zielen, die man sich setzen muss und immer am Ball bleiben.

WiWa-lokal:
Seit wann genau arbeiten Sie in Ihrem Traumberuf?

Klaus Michael Schindlmeier:
Seit 1966. Ich bin mit 31 aus der Küche raus und war seinerzeit unter den 50 besten Köchen Deutschlands.

WiWa-lokal:
In welchem Jahr begannen Sie als Geschäftsführer im Palatin?

Klaus Michael Schindlmeier:
2007. Ich hatte immer so ein „Verfallsdatum“ von vier Jahren, aber als Geschäftsführer im Palatin bin ich bisher am längsten hier.

WiWa-lokal:
Was bedeutet „Best Western“ eigentlich?

Klaus Michael Schindlmeier:
„Best Western“ ist eine besondere Hotelorganisation, eigentlich eine Marketing-Zusammenfassung. Das besondere daran ist, dass alle Hoteliers eigenständig sind. Deswegen sind wir nicht die typische Hotelgruppe, sondern jeder Hotelier kann für sich entscheiden.

WiWa-lokal:
Wann und aus welchem Grund kam es dazu?

Klaus Michael Schindlmeier:
Das war mein Vorgänger, Herr Dr. Bernhard Odenkirchen, der sich damals Gedanken dazu gemacht hat.

WiWa-lokal:
Und der Ursprung? Vom Namen her tippe ich auf Nordamerika?

Klaus Michael Schindlmeier:
Ja, die Zentrale ist in Nordamerika.

Julia Panz:
In Phoenix, Arizona, so weit ich weiß.

WiWa-lokal:
Alle Hotels dieser Ketten werden nun ja „Unternehmensunabhängig“ geführt. Was kann sich der Laie darunter vorstellen?

Klaus Michael Schindlmeier:
Das die Qualität in einem „Best Western“ Hotel überall gleich ist. Sauberkeit, Innenausstattung usw., das ist gleich. Individuell jedoch sind die Speisekarten, die Restaurantausstattung, das ist nicht genormt.

WiWa-lokal:
Als Hotelmanager leiten Sie also Ihr Haus eigenverantwortlich. Wem gegenüber sind Sie Rechenschaft schuldig?

Klaus Michael Schindlmeier:
Niemandem. Ich bin eigenständig.

WiWa-lokal:
„Best Western“ ist ja mit weltweit über 4.000 Hotels in mehr als 90 Ländern die größte Hotelkette. Was ist es für ein Gefühl, für solch ein großes Unternehmen tätig zu sein?

Klaus Michael Schindlmeier:
Ich bin schon stolz darauf auch in dieser Kette mit manchen Sachen einen Trend gesetzt zu haben.

WiWa-lokal:
Die Marke „Best Western“ garantiert in allen Hotels einen geprüften und einheitlichen Qualitätsstandard. Wer prüft diesen Richtwert?

Klaus Michael Schindlmeier:
Es kommt ein Prüfer, unregelmäßig und mittlerweile nicht mehr mit Voranmeldung.

WiWa-lokal:
Geben sich diese Prüfer denn zu erkennen?

Klaus Michael Schindlmeier:
Ja, aber die gehen dann direkt mit der Hausdame (und/oder mit dem Direktor) durch’s Haus. Es werden zehn Zimmer geprüft, die Räumlichkeiten allgemein und es wird der „Jetzt-Stand“ geprüft.

WiWa-lokal:
Was genau bedeutet das?

Klaus Michael Schindlmeier:
Wenn ich zum Beispiel sage: „Die Lampe hat vor zehn Minuten aber noch gebrannt…“, dann interessiert ihn das nicht! Aber ich finde das gut. So gibt es halt immer wieder eine Rückmeldung.

WiWa-lokal:
Es gibt alleine in Deutschland und Luxemburg 200 dieser Hotels. Könnten Sie in ein anderes Hotel versetzt werden ?

Klaus Michael Schindlmeier:
Nein, da ich ja eigenständig bin. Ich habe einen Beirat, der Beirat könnte mich absetzen, aber nicht versetzen.

WiWa-lokal:
Was ist denn Ihre persönlich schönste Erinnerung an Ihre bisherige berufliche Tätigkeit?

Klaus Michael Schindlmeier:
Das war in meiner Zeit als Koch, da habe ich für Kaiserin Zita von Österreich gekocht, auf Schloß Gutenberg.

WiWa-lokal:
Die schwerste Frage zum Schluss! Wenn Sie eines Tages in den wohlverdienten Ruhestand gehen, Sie nicht mehr der Manager des Palatins sind, wie würden Sie sich dabei fühlen?

Klaus Michael Schindlmeier:
Immer noch neugierig. Denn das Leben ist wunderschön, aber wir müssen es wieder leben.

WiWa-lokal:
Herr Schindlmeier, wir danken Ihnen für dieses offene, nette und gastfreundliche Interview.

Den Artikel schrieb und das Interview
führte unser Mitarbeiter Mac Reutter

 

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