Einweihung der internationalen Begegnungskapelle in Straßburg
Mit einem feierlichen Gottesdienst ist am heutigen Freitag (12.05.) die deutsch-französischen Begegnungskapelle am Rheinufer in Straßburg, gegenüber von Kehl, nach knapp zweijähriger Renovierung eingeweiht worden. Unter den Ehrengästen aus Politik und Kirche war auch Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Schäuble. Landesbischöfin Heike Springhart (Karlsruhe) würdigte die „Chapelle de la Rencontre“ als ein „ganz eigenes Wunder, das den Blick hin zum Himmel und zur Hoffnung auf Versöhnung und Frieden öffnet.“
„Das, was Christinnen und Christen miteinander verbindet, ist größer und geht tiefer als Schützengräben. Das macht mir Hoffnung für Versöhnung auch da, wo heute Krieg geführt wird. Dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine auch ein Krieg ist, in dem Christen gegen Christen kämpfen macht es besonders schmerzlich“, erklärte Springhart. Der Same für Versöhnung sei gelegt, jetzt komme es darauf an, dass die Pflänzchen wachsen können und nicht zertreten werden. Dafür brauche es wie in Straßburg Orte der Stärkung, der Begegnung und der Horizonterweiterung. „Damit die Kinder dieser Welt Kriegsschauplätze irgendwann nur noch mit Verwunderung sehen können“, äußerte sich die Landesbischöfin hoffnungsvoll.
Für die Kirche in den neuen Stadtquartieren von Kehl und Straßburg würdigte Pfarrer Günter Ihle die Kapelle als einen Ort, der Mut schenke, „für das Miteinander einzustehen, für Demokratie, die versucht Verschiedenheit zu tolerieren oder noch besser miteinander als wertvolle Ergänzung zu sehen.“ Zugleich gehe es um den „Mut, einzugreifen, wenn mit Gewalt zerstört wird, was anders ist. Mut aber auch zum Verzeihen, zum Versöhnen und sich selbst zu Hinterfragen.“
Bereits im Vorfeld hatte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst erklärt: „Die Kirchen, sowohl evangelisch als auch katholisch, haben in beiden Ländern eine große Rolle bei der deutsch-französischen Versöhnung gespielt. Einander vergeben und wieder aufeinander zugehen – da ist der christliche Glaube sicherlich eine wegweisende Richtlinie für viele gewesen und ist es auch heute immer noch. Aus diesem Grund ist die Friedensarbeit der Kirchen nicht außer Acht zu lassen, wenn man auf den Prozess der deutsch-französischen Versöhnung zurückblickt.“
Das Kirchengebäude im Straßburger Hafenviertel wurde gemeinsam von der badischen Landeskirche und der Vereinigung Protestantischer Kirchen in Elsass und Lothringen (UEPAL) saniert. Ziel des zweisprachigen und grenzüberschreitenden Projekts zweier evangelischer Kirchen aus Deutschland und Frankreich ist es, die Begegnung zwischen Menschen von Ufer zu Ufer fördern. Ein Großteil der Sanierungskosten wurde durch Spenden erbracht.
Quelle : Daniel Meier